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Predigten zu Lukas 17,27

"sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und die Flut kam und alle umbrachte."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Versunken ins Irdische

"Sie assen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien."

In diesen irdischen Beschäftigungen gingen sie ganz auf, die Leute vor der Sintflut und die Leute in Sodom und Gomorra. Etwas Höheres kannten sie nicht, nach Gott fragten sie nicht. Dabei lebten sie so sicher dahin, als ob es immer so fortgehen müsse, bis die Katastrophe kam und alle wegraffte. Wenn die Menschen Gott nicht haben, hängen sie sich an die Welt. Wenn sie das Unsichtbare und Ewige verlieren, versinken sie ins Sichtbare und Zeitliche. So war es, so ist es, so wird es besonders gegen das Ende hin sein. Da herrscht der Diesseitigkeitssinn. Die Leute sind ganz versunken in das weltliche Treiben. An ein Wiederkommen Jesu denken sie nicht. Das erscheint ihnen lächerlich. So ereilt sie dann der Tag des Herrn wie ein Fallstrick.

Die Gotteskinder essen und trinken auch. Doch ist die Magenfrage bei ihnen nicht die entscheidende, um die sich alles dreht: "Was werden wir essen, was werden wir trinken?" Diese Sorge wird überwogen durch eine andere Sorge: Werde ich auch das große Ziel erreichen und meine Seele durchbringen? Für ihr leibliches Durchkommen lassen sie ihren Vater im Himmel sorgen. Er lässt seine Kinder nicht verkommen. "Sie freien und lassen sich freien": aber doch ganz anders als die Erdenmenschen, nicht in tierischer Lust, sondern in Zucht und Ehren, nicht als müsse um jeden Preis ein Mann her, als gebe es kein höheres Glück als den Ehestand. Gotteskinder tun alles im Namen Jesu, vor allem den wichtigen Schritt in die Ehe. Sie lassen sich alles bescheren, vor allem auch das Eheglück. Sie schließen keine Verbindung, bei der die Hauptsache fehlt, nämlich Einheit im Glauben an den Heiland und in der Liebe zu ihm. "Sie kaufen und verkaufen", aber die Geldfrage steht nicht im Mittelpunkt. Sie fordern keine Wucherpreise und hängen sich nicht an den irdischen Besitz und Tand. Sie besitzen, als besässen sie nicht. "Sie pflanzen und bauen." Sie arbeiten mit Fleiß, Sorgfalt und Treue, aber sie betrachten ihr irdisches Tagewerk als Gottesdienst. Sie tun alles dem Herrn zuliebe und zu Ehren. Sie bauen sich auf Erden nicht ein Heim, sondern nur eine Herberge. Denn die Heimat ist droben, und hier sind sie Haushalter, nicht Eigentümer; Pilger, nicht Bürger. Wirklich los sein vom Irdischen: das ist etwas Großes. Da muss Gott nachhelfen und lösende Schnitte machen, dass es blutet. Er muss oft tief hineinschneiden, da wo wir noch hängen und gebunden sind. Sträuben wir uns doch nicht dagegen, winseln wir nicht gar so sehr! Los, von allem los, den Blick vorwärts gerichtet, nicht sehnsüchtig zurückschauen: das ist die Art der Gottesmenschen. -

O Herr Jesu, so zieh mich doch los! Mach alles mir klein und dich groß! Zieh mich, mein Verlangen, und nimm mich gefangen; sei fortan mein Teil und völliges Heil!