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Predigten zu Lukas 18,38

"Und er rief und sprach: Jesu, Sohn Davids, erbarme dich meiner!"

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Sohn Davids

Die Bettler auf den Straßen und Gassen verstehen die Kunst des Bettelns sehr wohl, aber die Leute halten nichts davon, sind bald ihres Gejammers satt und schicken sie mit bösen Worten fort. Aber unser Herr und Gott hat gern solche Bettler an seiner Tür, die getrost weiterbitten und sich nicht abweisen lassen. Bei diesem Blinden in Lukas 18 können wir das auch sehen. Als er den Lärm der großen Volksmenge hörte, erkundigte er sich zunächst, was da los sei. Gern hätte auch er gesunde Augen gehabt, und als er hörte, Jesus ginge vorüber, begann er zu rufen: »Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!« Aber die es hörten, verboten es ihm und sagten ihm, er solle schweigen. Doch er störte sich nicht daran – je mehr sie es ihm verboten, umso mehr rief er. Er war einer von denen, die wirklich durchhalten. Er gehörte zu den guten Bettlern, wie sie der Herr, unser Gott, gern hat. Darum sollten wir dies Vorbild genau betrachten und auch wie dieser Blinde vor den Herrn treten und unaufhörlich bitten: »Herr, ich bin ein armer Sünder; gib, dass Dein Reich auch zu mir komme, vergib mir meine Schulden und hilf überall, wo ich es nötig habe.«


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Freimütig bitten

Wer wie ein Bettler bittet und nicht aufhört zu rufen, der macht es richtig. Und der Herr, unser Gott, liebt es auch so, denn er ist nicht so wie wir Menschen, die von Bettlern schnell genug haben. Ihm ist es sogar eine Ehre, wenn ihn jemand für einen gnädigen und barmherzigen Herrn hält und das Rufen zu ihm nicht aufgibt. Darum sage: »Herr, es ist Deine Ehre zu erhören, und Du wirst dafür gepriesen. Lieber Herr, sieh nicht auf das, was ich bin, sondern sieh auf meine Schwachheit und meine Not. Dass ich zu Dir rufe, geschieht zu Deiner Ehre, und ich komme nicht ohne das aus.« Solch anhaltendes und freimütiges Gebet gefällt ihm wohl, wie man hier an der Geschichte von dem Blinden sehen kann. Sobald dieser mit aller Macht zu rufen begann, ließ ihn der Herr zu sich kommen. Alle mussten ihm Platz machen, und der Blinde schämte sich nicht, sondern ließ sich willig leiten. Sofort fragte ihn der Herr: »Was willst du, dass ich dir tun soll?« Seht doch nur, wie Christus hier mit geöffneten Händen vor ihm stand, als wollte er sagen: »Bitte, was du willst, und ich werde es tun!« Der Blinde ließ keinen Augenblick verstreichen und antwortete: »Herr, dass ich sehen möge.« Und der Herr antwortete: »Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.« Das nenne ich ein freimütiges Gebet und eine gnädige Erhörung!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ein kräftiges Gebet

Wir müssen lernen, mit unseren Gebeten freimütig ans Licht zu treten. Im Papsttum haben wir unsere eigenen Gebete gering geachtet und haben damit aufgehört, weil wir dachten: Wenn andere und die Heiligen nicht für uns beten, werden wir sowieso nichts empfangen. Aber so soll es ein Christ auf keinen Fall tun. Stattdessen soll er – sobald eine Not auftaucht – schnell in seine Kammer laufen, auf seine Knie fallen und sagen: »Herr, hier komme ich, ich muss dies und jenes haben, obwohl ich unwürdig bin. Aber sieh meine Not an und meinen Jammer und hilf mir um Deiner Ehre willen!« So lerne, »unverschämt« zu beten, und zweifle ja nicht. Er wird dir geben, was dir nützt und was gut für dich ist. Denn die Verheißung steht klar und gewiss da: Was wir in Jesu Namen bitten, das wird uns widerfahren. Ihr müsst diese Verheißung anschauen und dürft nicht so mutlos werden, dass ihr das Beten drangebt, denn er selbst wird auch nicht eurer Gebete müde.

Und wenn das Gebet stark und ernstlich ist, wird er zur selben Stunde alles geben, um was ihr bittet. Darum hoffe ich, dass der Jüngste Tag nicht mehr lange auf sich warten lässt, sondern durch das ernsthafte Seufzen der Christen bald kommen wird.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ich bin in Not!

Das Beispiel von dem Blinden will uns lehren, freimütige Beter und Bettler zu sein. Wir sollen niemals müde werden, sondern dürfen immer sagen: »Herr, es ist wahr, ich bin ein armer, elendiger Sünder; das weiß ich sehr wohl! Aber nichtsdestoweniger muss ich dies und jenes haben, gib es mir bitte!«

Hier hilft kein Disputieren über die Frage, ob wir wohl fromm genug sind oder nicht. Hier ist nur eines wichtig, dass wir nämlich schwach sind und Not haben und dass Gott gern gibt, was wir für Leib und Seele brauchen. Wenn man so bittet und daran festhält, dann wird er sicher zu einem solchen anhaltenden Beter sagen, was er zu dem Blinden gesagt hat: »Was willst du, dass ich dir tun soll? … Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.« Denn zu ihm beten und nicht glauben, das ist dasselbe, als wenn man Gott verspottet. Der Glaube aber beruht allein darauf, dass Gott um Christi, seines Sohnes und unseres Herrn, willen uns gnädig ist und uns erhören, schützen, retten und selig machen wird. Dazu helfe uns unser lieber Herr und Erlöser Christus Jesus! Amen.