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Predigten zu Lukas 1,78

"durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe,"

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Der Priester Zacharias hat, wie die Worte, um zu erscheinen, beweisen, das Wort Aufgang nach einem zweifachen Bilde genommen; erstens von einer Pflanze oder von einem Sproß, welcher zuerst klein und gering von Ansehen aus der Erde hervorkommt, wie denn die kleinen Pflanzen mit ihrem lieblichen Grün im Frühling gewöhnlich in allem Glanz aus der Erde hervorsprießen. Dabei denken wir an die Worte des Propheten Jesaja 11,1. Sodann hat er das Wort Aufgang nach einem andern Bilde von der Sonne genommen im Anschluss an den Propheten Maleachi 4,2. – Aber weshalb nennt ihn Zacharias so und welchen Trost haben wir aus diesen Worten? War denn Zacharias nicht auch einer von denen, die auf den Trost Israels harrten? Ach, welch eine Freude für den Landwirt, wenn er die ausgestreute Saat hervorkeimen sieht! Sage dem Alten von Tagen, der den Winter nicht zu überleben meint, es an, dass die ersten Knospen hervorbrechen; sage dem Kranken nach langer, banger Leidensnacht es an, dass die Sonne am Aufgehen ist, oder dass er sich bald an der Sonne wird laben, erquicken und stärken können, o welchen Trost hast du beiden ins Herz gegossen! Wenn aber die Verheißungen Gottes kommen, besonders wo man des Herrn lange geharrt in seinem Druck, die trösten eine Seele noch anders. Und nun die Verheißung Christi! Allerwärts las die Gemeinde vor achtzehn Jahrhunderten in der Schrift: Er kommt, er kommt! Siehe, dein König kommt zu dir!

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit:
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich an Rat!


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes hat uns besucht der Aufgang aus der Höhe."

Ein erhabener Gast hat uns besucht. Er wird von dem geisterfüllten Zacharias genannt: Der Aufgang aus der Höhe. Das ist kein anderer als der Stern, von dem Bileam geweissagt hat, dass er auf gehen soll aus Jakob (4. Mose 24, 17), das Licht, von dem Jesaja singt: Dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir (Jes. 60, 1), die Sonne, von der Maleachi spricht: Über euch, die ihr seinen Namen fürchtet, wird aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln (Mal. 4, 2). Ja, dieser Aufgang aus der Höhe hat unsere Erde besucht und während dreiunddreissig Jahren mit seiner heiligen, persönlichen Gegenwart gesegnet. Dann ging er zurück zum Vater.

Aber seine Strahlen leuchten und wirken mächtig weiter. Durch sie, das ist durch seinen Geist, besucht er jedes Herz, das sich ihm gläubig öffnet. Er tut noch mehr; er will bei uns bleiben ewiglich. Doch bedürfen wir täglich neuer Zuflüsse, neuer Besuche seiner Gnade.

Dank sei dem Gottessohn, dass er unsere arme Erde durch seinen heilbringenden Besuch geadelt hat! Dank, dass er uns immer neu besucht! O halten wir doch den heiligen Gast sehr wert! Betrüben wir ihn ja nicht durch Gleichgültigkeit oder Ungehorsam!

O, Du Aufgang aus der Höhe, besuche mich auch heute. Erleuchte Herz und Leben durch Dein Licht und Deine Liebe.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist etwas Wundersames um den Golfstrom, eine Meeresströmung, die die Wärme des Südens in den kalten Norden trägt. Wenn der Golfstrom eines Tages ausbliebe, dann würden die nordischen Länder in kurzer Zeit vereisen. Alle würden erfrieren. Aber der Golfstrom bringt Leben und Wärme.

Es gibt einen anderen Golfstrom, der in die Eiseskälte dieser Welt hineinfließt. Und wo er hinkommt, da gehen Herzen auf, da fängt die Welt neu an zu blühen. Dieser Strom bringt Leben und Wärme. Das ist der Strom der Liebe Gottes, der in Jesus in die Welt gekommen ist.

Ohne Ihn ist die Welt kalt und tot. Ja, ohne Ihn wäre die Welt längst zugrunde gegangen in Sünde und Selbstsucht. Wohl trägt die gefallene Welt noch die Spuren der Schöpferhand Gottes. Wie lieblich kann im Sonnenglanz die Natur sein! Aber wie viel Leid ist da! Wie viel Tränen! Wie viel weinende Kinder! Wie viel zerrüttete Ehen! Wie viel angstvoll sorgende Herzen! Wie viel Streit! Wie viel Einsamkeit! Wie viel unruhige Gewissen! Wie viel Gottesferne!

Und in diese kalte, harte, unbarmherzige Welt kommt nun ununterbrochen der Strom der Barmherzigkeit Gottes. Im Herzen Gottes entspringt er: „Barmherzig und gnädig ist der Herr." Und in Jesus kommt dieser Strom in die Welt herein: „Es hat uns besucht der Aufgang aus der Höhe." – Und durch den Heiligen Geist will dieser Strom sich in unser Herz ergießen. Amen.

Kommst du, kommst du, Licht der Heiden? Ja, du kommst und säumest nicht, Weil du weißt, was uns gebricht; O du starker Trost im Leiden, Jesus, meines Herzens Tür Steht dir offen, komm zu mir.