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Predigten zu Lukas 22,62

"Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und er [Petrus] ging hinaus und weinte bitterlich."

Petrus hatte vergessen, dass er ein Apostel war, und er hatte auch seines Herrn Gottheit vergessen. Er hatte den geraden Weg der Nachfolge verlassen und es selbst noch nicht einmal bemerkt. Der Blick des Herrn brachte ihn zu sich und bewirkte, dass Petrus seine Selbstsicherheit verlor. Er hatte sich in des Hohenpriesters Hof begeben, aber nun ging er hinaus. Er hatte keine Gefahr gespürt, obwohl er sich in der schlimmsten Gesellschaft befand. Was fragte er nach der Magd, die die Tür hütete? Gewiss war er zu sehr ein Mann, um auf ihre Bemerkungen zu achten. Was fragte er nach den Männern, die um das Feuer herumstanden? Es waren rauhe Gesellen; aber er war ein Fischer gewesen und durchaus imstande, es mit den Knechten des Priesters aufzunehmen. Aber jetzt ist das Selbstvertrauen geschwunden. Der Herr hatte Petrus angesehen, und Petrus mied jedes fernere Wagnis. Er zeigt nun den besseren Teil seiner Tapferkeit und verlässt mit großer Besonnenheit und Bestimmtheit die gefährliche Gesellschaft.

Wiederbelebung der Gnade im Herzen gibt der Vermessenheit den Todesstoss. Der Palast, in dem es seinem Herrn so schlecht erging, war kein passender Platz mehr für ihn. Petrus konnte sich nicht mehr am Feuer erwärmen und so tun, als sei nichts geschehen, während Jesus von seinen Feinden verspottet wurde. Er empfand jetzt, dass er nicht zu denen gehörte, die um das Feuer herumstanden. Er hatte nichts mit ihnen gemein; und eiligst verließ er ihre Gesellschaft.

Es ist gut für Gläubige zu fühlen, dass sie nicht von dieser Welt sind! Meidet den Ort, wo ihr gefallen seid! Geht hinaus, auch wenn ihr das gemütliche Feuer verlassen müsst. Besser in der Kälte sein als an dem Ort, wo eure Seele in Gefahr ist. Die Einsamkeit ist der rechte Platz für einen Bußfertigen. Draußen in der Finsternis ist es weit besser für dich als an dem Feuer, wo rohe Spässe hin- und hergehen, während Christus verspottet wird.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Und nun, wem ist es ums Herz, wie es dem Petro damals war? Weine nicht bitterlich deshalb, weil du gesündigt, weine nicht bitterlich, weil du nunmehr dich ausgestoßen und verworfen fühlst; denn dieses Gefühl ist nicht von dem Herrn. Vielmehr sagt er: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Weine nicht bitterlich, als hättest du die Gnade verscherzt und als sei es aus und vorbei; denn das ist des Herrn Wort: Meine Gnade soll nicht von dir weichen. – Weine aber bitterlich, weil du dem Herrn nicht geglaubt hast. Das ist die wahre Zerknirschung, und so wirst du inmitten deiner Betrübtheit und deines bitterlichen Weinens es inne werden, dass du die Sünde nicht anzugreifen hast, um sie auszurotten, sondern Christum zu ergreifen, den Sündentilger, mit andern Worten: dass du zu glauben hast. – Sagst du: Dazu habe ich weder Kraft noch Mut, nun so tue es ohne Kraft und ohne Mut. Weine vor Gott, dass du nicht geglaubt hast, ihm nicht recht gegeben hast in allen seinen Worten. Klage es ihm, dass du keinen Mut hast, den Glauben zu ergreifen, so wirst du glauben eben in solcher Zerknirschung, und du wirst abermals vernehmen, was ich dir sage: Glaube, so bleibst du. Der Teufel sagt, dass man nicht glauben darf, dass Gott es erst geben muss. Das sagt er, auf dass er uns verschlinge. Unsere Seele aber sage: Der Herr denkt an mich.

Ich rief zu ihm: O Herr, erlöse mich,
mach' meine Seel' von Missetaten ledig!
Der Herr ist groß, er ist gerecht und gnädig,
und unser Gott hört und erbarmet sich.