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Predigten zu Lukas 23,40

"Der andere aber antwortete und strafte ihn und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist?"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Erlösung des Schächers am Kreuz Lukas

"Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Und wir sind zwar billig darin, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes getan. Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein."

Die Geschichte von der Errettung des bussfertigen Schächers kann auch dem verzagtesten Herzen Mut machen. Wenn jemals der Bekehrung eines Menschen Schwierigkeiten im Wege standen, so war es bei diesem Mann der Fall. Lasst uns drei Hindernisse anschauen, die seinem inneren Zurechtkommen im Wege standen!

1. Das Hindernis in der äußeren Lage

Seine äußere Lage konnte den Schächer von jeder Sammlung und Einkehr abziehen. Wenn jemand mit Gott ins Reine kommen möchte, dann sucht er am liebsten ein stilles, verborgenes Plätzchen auf, wo er ungestört mit Gott reden kann. Für den Schächer war das alles unmöglich. Er war mitten in der breitesten Öffentlichkeit. Er hing, den Blicken zahlloser Menschen ausgesetzt, am Kreuz. Man kann wohl sagen: Wenn irgendeine Lage einer bussfertigen Gesinnung ungünstig war, so ist es die seinige gewesen. Leibliche Qualen störten ihn, das Angaffen der Leute konnte ihn verwirren. Dennoch kam er zu einer echten Erneuerung seines Sinnes. Das kann uns Mut machen. In unserer Zeit mag mancher denken: "Wäre meine Umgebung anders, könnte ich aus dem Getriebe der Menschen herauskommen, das mich umgibt, so wollte ich mich gewiss bekehren. Aber meine Lage macht mir das unmöglich." Wer so spricht, der sehe doch den Schächer an! Er konnte sich seiner Umgebung und Lage nicht entziehen, und dennoch wurde er errettet. Christi Erlösungskraft ist viel grösser als die Schwierigkeiten unserer Verhältnisse.

2. Das Hindernis in der mangelnden Erkenntnis

Eine zweite Schwierigkeit für die Bekehrung des Schächers lag in der Unmöglichkeit, Unterweisung zu bekommen. Kein Mensch konnte mit ihm über seinen Seelenzustand reden und ihm den Weg zur Errettung zeigen. Die Erkenntnis des armen Schächers war doch gewiss recht mangelhaft! Niemand konnte sich zu ihm stellen und ihm das Nötige sagen. Die Menschen-stimmen um den Schächer waren rohe Soldatenworte, spöttische Bemerkungen der Priester und Schriftgelehrten, Lästerreden des andern Schächers. Das alles war wohl geeignet, ihn auf den Höllen-, aber nicht auf den Himmelsweg zu bringen.

Kein Mensch sagte ihm, dass er sich zu dem, der neben ihm hing, wenden sollte. Ihm fehlte jede menschliche Belehrung, die ihm den rechten Weg zeigte. Dennoch kam er zurecht. Ein anderer Lehrer ließ ihn nicht ohne Unterweisung. Gottes Gnadenwirken fing bei ihm an, Gottes Geist begann, ihm Licht zu geben, sowohl über sein eigenes sündiges Leben, wie auch über den, "der nichts Ungeschicktes getan hatte" . Jesu Fürbitte für seine Peiniger (Lk. 23, 34) traf sein Ohr und sein Herz. Dieser Unterricht führte ihn auf den richtigen Weg. So schlicht und einfach seine Erkenntnis auch war, so genügte sie doch zum Seligwerden und zum Erlangen völliger Gnade.

Diese Tatsache wollen wir als einen Trost ergreifen. Auch wir hören in unserer Zeit ein Stimmengewirr von Spöttern und Verächtern des Kreuzes Jesu. Auch wir haben nur Stückwerk in der Erkenntnis. Aber wir dürfen den Mann mit der Dornenkrone im Glauben anschauen. Wir dürfen sein Wort hören. Das genügt zur Errettung. Niemand kann uns das streitig machen.

3. Das Hindernis in der Grösse der Schuld

Das größte Hindernis aber war in den Augen des Schächers selbst ganz gewiss die Grösse seiner Schuld. Er war nicht nur ein Sünder, wie eben alle Menschen es sind. Auf seinem Leben lag ein besonders dunkler Flecken. Er hatte eine Übeltat (Empörung und Mord) begangen, die das Todesurteil zur Folge gehabt hatte. Er konnte seine Tat nicht mehr gut machen. Er konnte niemand um Verzeihung bitten. Er konnte auch nicht durch einen neuen Anfang die Besserung seines Lebens beweisen. Zu dem allen war es zu spät. Konnte da nicht die Verzweiflung Kains ihn erfassen, der gesagt hatte: "Meine Sünde ist grösser, denn dass sie mir vergeben werden möge" (1. Mose 4, 13)?

Dennoch kam er völlig zurecht. Er konnte zwar seine Tat nicht ungeschehen machen. Aber er konnte durch ein ehrliches Bekenntnis der Wahrheit die Ehre geben: "Wir empfangen, was unsere Taten wert sind." Er konnte zwar keinen besseren Weg mehr beginnen, er konnte sich aber durch sein Bekenntnis von dem bisherigen Weg lossagen. Er konnte nicht, wie eine Hanna, lange beten (1. Sam. 1, 12), aber er konnte einen Seufzer zu dem, der neben ihm hing, senden. Dies wenige genügte! Er wurde gerettet. Das Fünklein von Buße und Glaube reichte aus.

Sollte dies nicht allen denen Mut machen, die in ihrer Vergangenheit auch dunkle Flecken sehen? Die Macht der Gnade ist noch grösser als unsere Schuld. Der den Schächer über Bitten und Verstehen erhört hat, der wendet sich auch heute noch zum Gebet der Verlassenen. Er spricht noch heute sein Erlösungswort, das völlige Hilfe bringt. Welch eine Gnadenmacht, die alle Hindernisse überwindet, zeigt sich doch in dieser Geschichte vom Schächer! Sein Heiland will auch der unsrige sein.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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Seltsame Zeugen Seiner Wahrheit hat Gott je und dann gehabt: ehrsame Handwerker und verachtete Zöllner, Könige und Bettler, Gelehrte und ehemalige Verbrecher.

Aber der seltsamste von allen ist ja wohl der eine Schächer, der mit Jesus gekreuzigt wurde. Es ist nicht von ungefähr, dass die Maler diesen Menschen meist als einen jungen Menschen dargestellt haben. Wir können uns das gut vorstellen: eine Jugend in. Rausch, – Sünde, – schließlich das Verbrechen. Und dann das bittere Ende! Da kam er zu sich. Er erfährt: „Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" Die Furcht vor Gott ist über ihn gekommen. Er merkt gar nicht, wie weit er damit sich entfernt hat von seinem Kumpan. Jesus ist zwischen die beiden getreten. Jesus hat sie voneinander getrennt! Jesu Kreuz ist die Scheidelinie zwischen beiden.

Wie gesagt: Der Schächer hat es selbst nicht bemerkt, bis die lästerlichen Worte des anderen an sein Ohr dringen. Da entsetzt er sich: Kann denn ein Mensch mitten im Gericht noch so verstockt sein? Und in solchem Schrecken ruft er: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott?" Eine gewaltige Predigt mitten im Getümmel von Golgatha! Eine Predigt aus dem Munde eines seltsamen Predigers! Und das Kreuz ist die Kanzel.

Man möchte die Predigt hineinrufen in unser Volk, in die Jugend, in die Häuser der Namenchristen, in die Stätten der Sünde: „Wie? Fürchtet ihr euch denn nicht vor Gott?"

Fürchten wir denn Gott? Dass wir diese Predigt hören möchten! Amen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Während der eine Schächer aus heuchlerischer Frömmigkeit, aus Menschengefälligkeit und Verstockung der Sünde im Angesicht des Todes und des Gerichtes des Herrn spottet, erfüllt den andern mit einem Mal ein Eifer Gottes und ergreift ihn urplötzlich. Und du, so spricht er zu dem andern Schächer, und du fürchtest dich auch nicht vor Gott? Mit diesem „Auch nicht“ wirft er mit einem Male alle Gerechtigkeit der Hohenpriester, der Schriftgelehrten, der Pharisäer, des ganzen Volkes über den Haufen, zeugt und predigt ihnen, dass sie alle sich vor Gott nicht fürchten. – Sodann sagt er: Du bist in gleicher Verdammnis wie der Mann da, dessen du spottest, und schließt sich selbst damit nicht aus. Wir erleiden dieselbe Strafe wie er. Da ist in ihm urplötzlich die Liebe Christi und des Nächsten wach; er will, dass sein Mitschächer einen Elenden und Mitgefährten desselben Leidens nicht lästere. Er erklärt aber mit deutlichen Worten die Strafe, welche Christus erleidet, für ein stellvertretendes Leiden. Er fordert seinen Gefährten zur Buße und zur Bekehrung auf, indem er ihm sagt: Du fürchtest Gott nicht. Er rechtfertigt den Herrn und verdammt sich selbst, zeugt von eigener Schuld und von Christi heiliger Unschuld; denn er spricht: Wir sind billig darinnen, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt.

Nun, was du Herr erduldet,
ist alles meine Last,
ich hab' es selbst verschuldet,
was du getragen hast;
schau her, hier steh' ich Armer,
der Zorn verdienet hat,
gib mir, o mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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„Ich muss wirken, solange es Tag ist,“ hat Jesus gesagt. Jetzt war die letzte Stunde seines irdischen Tages da, die Stunde der Ohnmacht, der Pein und der Gottverlassenheit. Aber auch in dieser letzten Stunde erfüllte sich sein Wort: Ich muss wirken. Auch am Kreuz bewährte er sich als den, der wirkt und zeigte er, was Er wirkt. Busse wirkte er und Glauben und dies so, dass das eine am anderen entsteht. An der Busse entsteht der Glaube und am Glauben entsteht die Busse und ihre untrennbare Verbundenheit ist das Merkmal, dass sie das Werk Jesu sind. Weil Jesus mit dem Christusnamen über seinem Haupt und mit der Ergebung in Gottes Willen am Kreuz hing, endete in einem von denen, die neben ihm gekreuzigt waren, der trotzige Widerspruch, der sich gegen Gott und die Menschen auflehnt. Nun fiel auf sein Verhalten ein völlig neues Licht und darum sah er auch sein Schicksal in einem anderen Licht. Die Rolle des Helden, in die er sich hineingeträumt hatte, war nun vorbei. Blickte er zu Jesus hinüber, so sah er: der, der sich am Kreuz in Gottes Hand weiß, ist der starke Held, nicht der, der sich gegen ihn aufbäumt. Nun war der Kampf gegen die Machthaber, der ihm das Schwert in die Hand gab, falsch und sein Aufruhr gegen das Gesetz, das das Leben des Menschen schützt, war Sünde. Daher gebührt ihm der Tod. Und eben deshalb, weil er in seinem Schicksal Gottes Urteil ehrt und unter sein Gericht sich beugt, kann er nun glauben. Der, der mit dem Christusnamen das Kreuz auf sich nimmt, der geht – das weiß er – Gottes Weg und handelt und leidet in Gottes Sendung. Und weil er glaubt, kann er, was er vorher nicht konnte. Vorher konnte er fordern, murren und trotzen. Jetzt kann er bitten: Denk an mich. Für Gottes Herrschaft hat auch er gestritten, doch in falscher Weise. Gewalttat und Schwert schaffen sie nicht. Der, der deshalb stirbt, weil er der Christus ist, wird Gottes Reich bringen. Darum sieht er nun auch, wie er zum Leben gelangt. Auch als er nach der Weise der Banditen im Kampf mit jedermann stand, hob er seine Hoffnung über das Grab hinaus und begehrte nach der Auferstehung von den Toten. Damals hat er sich durch seine Taten den Eingang in das Leben versperrt. Nun geht er einen anderen Weg, den des Bittenden, der weiß: man empfängt das Leben als die Gabe des Christus und er gibt sie in der Vollmacht seiner Gnade dem, an den er denkt. Buße und Glaube in ihrer Eintracht, wer kann Herrlicheres sehen oder Größeres empfangen? Sie haben an dem Glanz teil, der auf allen göttlichen Werken liegt.

Du hast uns an Deinem Kreuz gezeigt, dass Du kein Menschenherz verachtest, auch wenn es hart geworden ist in vielen Sünden und gebunden in schwere Schuld. So rufst du uns alle zu Dir, damit wir aus Deiner Hand Busse und Glauben empfangen zum Lob Deiner Gnade. Amen.