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Predigten zu Lukas 2,25

"Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Und da die Eltern Jesu das Kind in den Tempel brachten, nahm Simeon es auf seine Arme und lobte Gott."

Wir wollen die ergreifende Gestalt des greisen Simeon betrachten. Da steht er vor uns in der Beschreibung der Heiligen Schrift: Der "wartende" Simeon. Er hatte keinen hohen Titel. Er war nur "ein Mensch zu Jerusalem". Aber er hatte eine hohe adelige Gesinnung: Er wartete auf den Trost Israels. Er schaute nicht aus nach einer Verbesserung der äußeren Lage, sondern nach dem Kommen des Heilandes. - Geht dahin auch unser Sehnen? - Simeon war erfüllt mit Zuversicht. "Ihm war eine Antwort zuteil geworden von dem Heiligen Geist!" Welch köstliche Gabe! Gott machte ihn gewiss, er würde das Kommen des Messias erleben. - Wenn unser Herz auf Gott und sein Wort schaut, empfangen auch wir Antwort, Klarheit und Gewissheit zur rechten Zeit. - Zu einer bestimmten Stunde verspürte Simeon den inneren Trieb, in den Tempel zu gehen. Er folgte diesem Zug und erlebte die köstlichste Stunde seines Lebens. - Wer solchem Wirken des Geistes folgt, darf Glaubenserfahrungen machen, die anderen Menschen versagt bleiben. - Simeon erblickt das Jesuskind. Auf den ersten Blick sieht er: Das Kind armer Leute. Aber - Gott öffnet ihm die Augen: "Meine Augen haben deinen Heiland gesehen!" Nun darf Simeon in Frieden dahinfahren. - Viele Menschen feiern Weihnachten in tiefster Betrübnis. Tränen füllen die Augen. Der Glanz der Kerzen weckt wehmütige Erinnerungen. Es fehlt der liebe Vater, der Sohn, die Mutter, die Tochter, es fehlt der Glanz des früheren Wohlstandes... Wenn uns aber Gott die Glaubensaugen berührt, wenn wir in Jesus unseren "Heiland" sehen, der heil machen kann das zerbrochene Herz, dann lehrt Gott uns auch das Simeonslied, das ewig nie verstummt. Dann geht von uns auch ein Leuchtglanz aus in unsere Umgebung, und wir können wie Simeon segnen, die um uns her sind.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Verfasst am: 11.01.2014 11:14 Titel: "Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels.
Luk. 2,25

Dass Simeon gerecht und gottesfürchtig genannt wird, will mit anderen Worten sagen, dass in ihm das Recht des Gesetzes erfüllt wurde, so dass in ihm die Liebe gewesen, die Liebe Gottes und des Nächsten, welche die Erfüllung des ganzen Gesetzes ist. – Vernehmen wir indes, was der Grund der Gerechtigkeit und der Gottesfurcht eines Menschen war, von dem nunmehr alle wohl sagen werden, dass er gewiss gerecht und gottesfürchtig gewesen; denn er beißt jetzt niemand mehr. Er wartete auf den Trost Israels, wie der Evangelist sagt. Da haben wir den Grund, auf welchem Simeon stand. Ihr werdet wohl wissen, was das bedeutet: auf den Trost Israels warten. Der Trost Israels ist der Herr Jesus Christus. Denken wir nur an die liebliche erste Frage unseres Katechismus: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Oder vielmehr, lasst uns denken an die prophetischen Worte: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Diesen Trost meinte bereits Lamech, der Vater des Noah, da er sprach: Dieser wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf Erden, die der Herr verflucht hat. In solchem Warten nun war Simeon gerecht, in solchem Warten hatte er auch Gott in Ehren.

In ihren greisen Tagen
blühn sie in Dankbarkeit,
da sie in Gott erfreut
noch reife Früchte tragen.
Sie werden laut verkünden,
mein Fels sei ewig treu,
und dass kein Unrecht sei
bei meinem Gott zu finden.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es fällt uns Menschen furchtbar schwer zu gehorchen. Wie lehnt sich in einem jungen oft alles auf, wenn er gehorchen soll! Wie sauer wird es manchem Rekruten, Befehle zu befolgen!

Und wie schön ist darum der Urlaub! Wie willkommen sind die Ferien! Weil es so mit dem Menschenherzen steht, ist es kein Wunder, dass viele es als hart empfinden, dass da ein Herr ist, der unseren Gehorsam fordert: der lebendige Gott. Die meisten Menschen wollen Urlaub von Ihm nehmen und ihr eigener Herr sein. Wie anders der Simeon! Fast in jedem Satz, der von ihm gesagt ist, kommt zum Ausdruck: Dieser Mann hat sich freudig mit seinem ganzen Leben unter den Gehorsam gegen Gott gestellt!

„Der war gottesfürchtig." Das ist es! Er nahm Gott ganz ernst. – Tun wir das auch? „Der Heilige Geist war in ihm." Es ist klar: Der Heilige Geist wohnt nicht in einem Herzen, das Gott widerstrebt. Ist unser Inneres wie eine Räuberhöhle, wo Leidenschaften, Sinnenlust, Ehrgeiz, Gottlosigkeit, Geldgier, Lieblosigkeit toben, wüten, dann ist für den Heiligen Geist kein Raum.

„Er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel." – Wir kennen auch solch innere Mahnungen. Auch uns hat Gott durch Seinen Geist im Gewissen manchmal gerufen. Wie oft haben wir solches Mahnen des Heiligen Geistes überhört! Gott schenke uns ein gehorsames Herz. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Offene Augen sollten wir haben! „Na!“ denken wir, „die habe ich doch." Gewiss, es geht den meisten Menschen nach den Worten des Dichters Gottfried Keller: „Trinkt, ihr Augen / was die Wimper hält / von dem goldnen Überfluss der Welt.“

Aber wenn die Bibel von offenen Augen spricht, dann meint sie nicht die Augen, die wir im Kopf haben. Dann spricht sie meist von den Augen des inwendigen Menschen. Der Simeon hatte solche offenen Augen. Das wird ganz deutlich aus dem Wenigen, was von ihm erzählt wird.

Offene Augen hatte er zunächst einmal für Gottes Wort. „Er wartete auf den Trost Israels.“ Er hatte also im Alten Testament gelesen, dass Gott Seinem Volke einen lieblichen Trost senden wollte. Er glaubte das von ganzem Herzen und wartete in fester Zuversicht auf seinen Heiland. So wurde sein ganzes Leben von der Bibel bestimmt. – Wie gut, wenn Gott einem Menschen die Augen für die Bibel auftut! Dann spricht man fröhlich: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“

Der Simeon hatte aber auch offene Augen für Jesus selbst. Wir müssen uns das richtig vorstellen: Da ist der Tempelplatz in Jerusalem. Ein großes Volksgewühl! Durch die Menge kommt eine schlichte Frau und trägt ein Kind auf dem Arm. Keinem fällt das besonders auf.

Aber der Simeon hat offene Augen. Und er sieht: Dies Kind ist der Heiland, der Erretter, der Seligmacher. Simeon stößt sich nicht an der Niedrigkeit dieses Kindes. Er „sieht seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."

Gott helfe uns dazu, dass auch wir in Jesus unseren Herrn und Heiland erkennen und Ihn mit allen Heiligen loben und preisen. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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In Württemberg gibt es einen köstlichen Ausdruck für Leute, die sich um Kleinigkeiten verzanken. Da sagt man zu solchen Leuten: „Du bist ein Kleinigkeitskrämer." Dieser Ausdruck will sagen: Du verlierst das Große aus dem Auge und bist einer, der sich in Kleinigkeiten verliert.

Wer möchte wohl gern ein „Kleinigkeitskrämer" sein? Wohl keiner! Und doch: die meisten Menschen sind kümmerliche Kleinigkeitskrämer. Lasst uns nur einmal eine Rundfrage veranstalten: „Was ist dir in deinem Leben die Hauptsache?" Beförderung? Ehre bei Menschen? Eine sichere Stellung? Geld? Vergnügen? Lust? Ach, das sind ja Kleinigkeitskrämereien! Wir sollten beten lernen: „Ewigkeit / in die Zeit / leuchte hell herein / dass uns werde klein das Kleine / und das Große groß erscheine. / Selige Ewigkeit!" Dem Simeon war das Große groß geworden, ihm war die Hauptsache: Friede mit Gott für Zeit und Ewigkeit.

Es steht da im Text: „Ihm war eine Antwort geworden.“ Wo eine Antwort ist, ist gefragt worden. Ja, der Simeon hatte geforscht und gefragt, wie man Frieden mit Gott bekommen könnte.

Und er bekam eine vorläufige Antwort: „Den Frieden mit Gott kannst du dir nicht erringen. Den bringt dir einer frei und umsonst: der Christus Gottes." Und nun geht es diesem Mann ein Leben lang um die Hauptsache: um den Christus Gottes. Und als er Ihn gesehen hat, da jubelt er: „Herr, nun läsest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." Gott mache aus uns Kleinigkeitskrämern Leute, wie der Simeon war! Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war in ihm.

Wenn wir die alttestamentliche Gemeinde des Herrn mit seiner neutestamentlichen Gemeinde in ihrer Stellung zum heiligen Geist vergleichen, so finden wir einen großen Unterschied. Der Geist Gottes hatte sein Werk unter Israel; er kam auch in den verschiedenen Zeiten über einzelne Werkzeuge des Herrn für spezielle Aufgaben unter dem Volk; aber nie bekommen wir den Eindruck, dass der Geist Gottes in der Gemeinde wo h n t e , wie uns das im neuen Testament entgegentritt, in dem die Gemeinde der Gläubigen als der Tempel des lebendigen Gottes erscheint, 2. Kor. 6,16, in der der Geist des Vaters und des Sohnes wohnt. Das alte Testament war auch in diesem wichtigen Stück vorbereitend für den neuen Bund. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass der Herr schon im alten Bund einzelne Gläubige weiter führte, und ihnen das Innewohnen seines Geistes schenkte. Zu diesen gehören Henoch, Abraham, Mose, Josua, Samuel und andere. An der Schwelle des neuen Bundes, aber doch noch im alten Bunde, treffen wir Johannes den Täufer, Maria, Elisabeth, Simeon, in welchen auch der Geist Gottes wohnte. Das ist sehr trostreich auch für unsere Zeit. Wie klein war die Zahl der Geistesmenschen zur Zeit Simeons! Wie geistlos war die pharisäische Frömmigkeit geworden! Trotz dieses im allgemeinen traurigen Zustandes bereitete der Herr den Simeon und einzelne andere in der Stille zu Gefäßen des Geistes zu, so dass der Geist Gottes mit ihnen reden, sie zu etwas antreiben, ihnen den Mund öffnen konnte. Diese Leute waren die Beter ihrer Zeit, die priesterlich für das ganze Volk einstanden und auf den Trost Israels warteten; sie waren nicht nur für sich fromm; eben deswegen konnte der Herr ihnen mehr geben als andern. Wenn wir in unserer Zeit nicht viele sehen, die Tempel des heiligen Geistes sind, so dürfen wir uns trösten, dass der Einzelne doch nicht ganz vom Gesamtzustand abhängig ist, sondern der Herr ihn auch weiter führen kann zur Fülle des Geistes. Seufzen wir getrost weiter:

Herr, lass Wasserströme fließen in der Einöde! Amen