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Predigten zu Lukas 6,35

"Doch liebet eure Feinde, und tut Gutes, und leihet, ohne etwas wieder zu hoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"... und tut Gutes, und leihet, ohne etwas wieder zu hoffen, und euer Lohn wird groß sein."

Diese Gebote unseres Herrn beziehen sich auf unser Verhalten gegenüber allen Menschen, Bekehrten und Unbekehrten, aber wir wollen sie heute besonders im Hinblick auf finanzielle Angelegenheiten zwischen einzelnen Christen betrachten. Es ist traurig, aber wahr, dass einige der schlimmsten Konflikte zwischen Gläubigen sich aus Geldangelegenheiten ergeben. Es sollte nicht so sein, aber leider ist das alte Sprichwort immer noch wahr: "Wenn das Geld zur Tür hereinkommt, flieht die Liebe durch das Fenster hinaus." Eine einfache Lösung wäre, alle finanziellen Transaktionen unter Gläubigen zu verbieten, aber wir können das nicht tun, solange die Bibel sagt: "Gib jedem, der dich bittet" und "... leihet, ohne etwas wieder zu hoffen..." (Lukas 6,30.35). Deshalb müssen wir uns einige Richtlinien zu eigen machen, die uns dem Wort Gottes gehorsam sein lassen und dennoch Streit und zerbrochene Freundschaften vermeiden helfen. Wir sollten für jeden echten Fall von Not und Bedürfnis geben. Die Gabe sollte ohne jede Bedingung sein. Sie sollte den Betreffenden in keinster Weise verpflichten - etwa in einer Gemeindeangelegenheit mit uns zu stimmen oder uns zu verteidigen, wenn wir im Unrecht sind. Wir dürfen Menschen nicht mit unserer Güte zu "kaufen" versuchen. Das Gebot, jedem zu geben, der uns bittet, hat bestimmte Ausnahmen. Wir sollten niemand etwas geben, der damit sein Spielen, Trinken oder Rauchen finanziert. Wir sollten nichts geben, wenn wir damit einen törichten Plan, schnell an Geld zu kommen, unterstützen, der nur die Besitzgier des Menschen fördert. Wenn wir für etwas leihen, das es wirklich wert ist, dann sollten wir es mit der Einstellung tun, dass es uns nichts ausmacht, wenn wir das Geld nie mehr zurückbekommen. Eine Nichtbezahlung wird dann nicht unsere Freundschaft belasten. Und wir sollten für die geliehene Summe erst recht keine Zinsen fordern. Wenn ein Jude unter dem Gesetz schon keine Zinsen von einem Mitjuden nehmen durfte (3. Mose 25,35-37), wieviel weniger sollte dann ein Christ, der unter der Gnade lebt, Zinsen von einem Mitgläubigen nehmen. Wenn wir mit einem Fall konfrontiert werden, wo wir nicht sicher sind, ob ein echtes Bedürfnis vorliegt, ist es im allgemeinen besser, dem Bedürfnis zu entsprechen. Wenn wir uns täuschen, ist es immer noch besser, sich in Richtung Gnade zu täuschen. Wenn wir anderen geben, müssen wir uns auch über die Tatsache klar werden, dass Empfänger von Liebesgaben oft Bitterkeit und Groll gegenüber dem Geber haben. Das ist ein Preis, den zu zahlen wir bereit sein müssen. Als Disraeli (Benjamin, 1804-1881, britischer Staatsmann und Premierminister) einmal gesagt wurde, dass ihn jemand hasse, antwortete er: "Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Ich habe nämlich in letzter Zeit gar nichts für ihn getan."


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Das ist ein merkwürdiger Spruch, weil so ausdrücklich gesagt ist, Gott sei gütig über die Undankbaren und Boshaftigen. Es ist eigentlich damit gesagt, daß im Grunde alle Menschen, auch die Besten, noch undankbar und boshaft seien. Denn beachten wir's, daß das Wörtlein „auch“ weggelassen ist. Wohl kann man immer noch einen Unterschied machen, wie ihn der HErr in der Bergpredigt macht, da Er sagt: „Er lässet Seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und lässet regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Aber warum, könnte man fragen, macht Gott keinen Unterschied mit Seiner Güte? Sicher darum, weil, wie unser Spruch uns belehrt, der Unterschied nicht so ist, daß an den Gerechten nichts von Ungerechtigkeit, an den Dankbaren nichts von Undankbarkeit, an den Guten nichts von Bosheit mehr wäre. Weil's so ist, muß Gott auch die eigentlich Undankbaren und Boshaftigen mit segnen, wenn Er nicht Allen zusammen Seine Güte entziehen wollte, wie das bei allgemeinen Landplagen oft zu sein scheint.

Daß es auch den Besten noch fehlt, geben diese, wenn wir sie dafür halten, selber zu. Denn gerade sie fühlen sich stets beschämt, wenn Gott ihnen eine besondere Güte zukommen läßt, indem sie sagen, sie seien so viel Güte nicht wert. Prüfen wir uns doch genau. Wer ist frei auch nur von Bosheit? ich meine eben vom Ärgsten, welches ist die Bosheit. Wer hat nicht, auch wenn er noch so gut scheint, noch etwas Boshaftiges in sich? Wie oft muß man nicht auch bei den Besten noch verwundert sagen: „Wie? so kann's der auch noch?“ Wenn daher Gott nach unsrer Bosheit aufhören wollte, gütig zu sein, was würde aus uns? Somit ist unser Spruch, daß Gott gütig sei über die Undankbaren und Boshaftigen, ein Trostspruch für uns, da wir erschrecken müßten, wenn es hieße: „Gott ist gütig über die Dankbaren, Guten und Unschuldigen.“ Wie zaghaft müßten wir da werden, auf die Güte Gottes zu hoffen! Indessen ists doch, wie schon bemerkt, ein Unterschied. Die Einen sind, was sie Böses sind, mit Gleichgiltigkeit, Gewissenlosigkeit, Frechheit, Unbußfertigkeit; die Andern beugen sich über alles, was sie Böses an sich entdecken, und suchen sich zu reinigen. Den Letzteren wird Solches zur Gerechtigkeit gerechnet, so daß sie auch, unter Umständen, in besonderer Weise die Güte Gottes erfahren dürfen.

Wie aber machen's nun wir gegen die Undankbaren und Boshaftigen? Können wir diesen vergessen, was sie gegen uns sind, und doch noch vorkommenden Falls ihnen Gutes tun? Nehmen wir uns doch in Acht, und bedenken wir, daß eben darum der HErr von der Güte Gottes gegen Undankbare und Boshaftige redet, daß wir als Kinder unsres Vaters im Himmel es Ihm nachmachen sollen. Darum schließt Er mit den Worten: „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ Um gütig zu sein, sollen wir nicht erst fragen, ob die Bedürstigen undankbar und boshaftig seien oder nicht, gleichwie der Vater im Himmel auch nicht darnach fragt, wenn Er gütig ist, - sollen vielmehr einfach da barmherzig sein. Ja, gerade gegen die Undankbaren und Boshaftigen müssen wir vorzugsweise gütig sein lernen, wenn eine gewisse Zucht nicht scheinbare Zurückhaltung erfordert. Denn fangen wir an, selbstgerecht unser Herz zu verschließen, dann wird die Zeit kommen, da Gott Sein Herz auch gegen uns verschließen wird. Denn „mit eben dem Maße, damit wir messen, wird uns gemessen werden.“

Mel. Wachet auf, ruft uns. Gütigster JEsu, o wie gnädig, Wie liebreich bist Du, wie gutthätig, Selbst gegen Feinde, wie gelind! Dein Sonnenlicht erscheinet allen, Dein Regen muß auf alle fallen, Ob sie Dir gleich undankbar sind. Mein Gott, ach lehre mich, Damit hierinnen ich Dir nacharte. JEsu, ei nu, Hilf mir dazu, Daß ich auch gütig sei, wie Du!