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Predigten zu Lukas 7,48

"Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn."

"Und Er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben! Da fingen die Tischgenossen an bei sich selbst zu sagen: Wer ist der, dass er auch Sünden vergibt?" Lk. 7,48 f.

Wie königlich war doch Jesu Verhalten der Sünde gegenüber. So stark die Sünde den Menschen auch von Ihm und dem Nächsten trennte, die Sünde trennte jedoch nicht Ihn vom Menschen. Er spricht zur Samariterin am Jakobsbrunnen, Er tritt in das Haus eines Zöllners, Er deckt die Sünderin zu seinen Füßen, Er setzt sich zu den Zöllnern und Sündern, Er verspricht einem Verurteilten das Paradies seines Vaters. Welch eine Welt war das, die Ihm diese Vollmacht gab? Er lebte in der Welt des Vaters, daher fürchtete Er die Verunreinigung durch die Sünde des Nächsten nicht.

Das ist eine königliche Stellung auch der Sünde gegenüber. Auch der Sünde gegenüber behält Er sich das Recht der persönlichen Entscheidung vor. Sie bestimmt nicht Ihn, Er bestimmt über sie. Er spricht zu dem Gichtbrüchigen: "Mensch, dir sind deine Sünden vergeben!" Und zur Sünderin zu seinen Füßen sagt Er: "Gehe hin, sündige hinfort nicht mehr!" Für Ihn gibt es kein Nicht-vergeben-können! Gäbe es ein solches, dann wäre sein absolutes königliches Können der Sünde gegenüber in Frage gestellt. Wenn so viele in seinen Tagen - und die Menschheit bis heute - ohne Vergebung bleiben, so geschieht es nicht, weil die Sünde Ihn vom Menschen trennt. Er hat sie bis zu ihrer letzten Scheusslichkeit und Bosheit unter die Vergebung seines Vaters gestellt und damit seine königliche Stellung ihr gegenüber für immer geoffenbart. "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Er hat den Weg zum Menschen auch über dessen Sünde hinweg gefunden.

Die Sünde trennt aber den Menschen von Ihm. Und da der Mensch in seinem Unglauben vor Ihm und seiner Reichsgotteswelt flieht, wenn Er sich ihm offenbaren will, daher bleibt er unter dem Druck seiner Schuld und in der Knechtung durch die Sünde. Denn auch in der Vergebung bleibt Er der Erlöser. Er stellt auch seine Heilandsmission unter seinen königlichen Adel. Er kann mit seiner Rettung warten, bis der Mensch in seinem inneren Bankrott nach einem Retter ruft. Er drängt sich denen nicht auf, die noch wie der jüngste Sohn im Gleichnis mit den vom Vater empfangenen Gütern auch ohne Ihn auskommen. So stark die Liebe des Vaters auch auf die Heimkehr des Sohnes wartet, sie erzwingt keine unfreiwillige Heimkehr und keine ablehnende Tischgemeinschaft im Vaterhaus. Der Vater will nur eine Gemeinschaft auf Grund einer freiwilligen Hingabe an seine Liebe.