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Predigten zu Maleachi 4,2

"Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen gleich Mastkälbern;"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist mir unvergeßlich, wie ich als Junge in meiner Heimatstadt Frankfurt zum erstenmal das Gemälde eines expressionistischen Malers sah. Es war ein tolles Bild: in wildem Durcheinander eine Geige, ein halbes Gesicht, ein Weinglas, ein Kirchturm, ein grünes Band . . . Ich stand mit meinen Freunden davor. „Verrückt!" meinte einer lachend. „Da ist etwas explodiert!" rief ein andrer. „Jawohl!" erwiderte ruhig einer, der etwas von der Sache begriff, „die Fülle der Gedanken ist dem Künstler explodiert!" An diese Geschichte muß ich denken bei dem heutigen Text. Ist dies Bibelwort nicht wie so ein modernes Gemälde? Da sehen wir die Sonne mit Flügeln! Es ist die Rede von Mastkälbern und von Menschen, die Furcht haben, aber vor Freude hüpfen! Und das alles in einem Satz!

Es ist ein gewaltiges Wort. In Bildern will es zu uns sprechen. Und doch sprengt der Inhalt jedes Bild. Zunächst bleibt gar nichts andres übrig, als daß man einmal den Gesamteindruck dieses Wortes aufnimmt: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln; und ihr sollt hüpfen wie die Mastkälber."

Da wird doch eins deutlich: Den Leuten, die Gott ernst nehmen, soll etwas widerfahren, was ihr Leben dem Alltag entreißt und sie in überschwenglicher Weise beschenkt und fröhlich macht. Christenstand ist nicht eine kleine religiöse Verbrämung des Alltags, ist nicht ein dünner Trost für solche, die sonst nichts haben. Christenstand ist vielmehr unbändige Freude, neue Existenz, Leben in Kraft! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es gibt mancherlei Arten, die Menschen einzuteilen. Etwa in Kapitalisten und Ausgebeutete. Oder in Gebildete und Ungebildete — Flüchtlinge und Einheimische — Männer und Frauen — Alte und Junge. Nun, das sind menschliche Einteilungen. Gott teilt anders ein. Wenn man eine Umfrage anstellen wollte, wie wohl Gott die Menschen einteile, dann würden gewiß die meisten antworten: in Gute und Böse. Oder es hieße: in Christen und Heiden. Aber die Bibel setzt uns immer wieder in Erstaunen. Die göttliche Einteilung ist ganz anders. Sie entscheidet: Es gibt solche, die Gottes Namen fürchten — und alle andern!

Von dem heidnischen römischen Hauptmann Cornelius sagt Gott im 10. Kapitel der Apostelgeschichte, er sei Ihm angenehm, weil er Gott fürchte. Das war ein Heide. Von der Kirche aber im Alten Bund klagen die Propheten, daß „keine Furcht Gottes im Lande" sei. Wie ist es wonl bei uns? „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet..." Mit diesem Wort nimmt Gott die kleine Schar, die Ihn fürchtet, an Sein Herz und erklärt sie zu Seinen Lieblingen. Ja, zu Seinen Erwählten, für die Er eine ganz besondere Freude bereitgestellt habe: „ . . . euch soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit." Da ist der Sohn Gottes, der Herr Jesus, der Heiland gemeint. Ja, Er ist so recht der Heiland für die, welche Gott fürchten. Sie wissen sich als Schuldige: Er bringt Vergebung der Sünden. Sie wissen, daß keine Kraft zum Guten in ihnen ist: „Er ist uns von Gott gemacht zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es war im Krieg. Kurz nach einem schrecklichen Fliegerangriff kam ich in einen Häuserblock, der zu meiner Freude völlig unversehrt war. Um so mehr war ich erstaunt, als ich merkte: Die Häuser sind ja alle verlassen und geräumt. Nur ab und zu sah ich einzelne Menschen eiligst in eines der Häuser rennen und irgend etwas herausholen. Endlich erwischte ich einen Mann: „Was ist denn hier los?" Er erklärte mir :„Dort im Hof liegt eine Bombe mit Zeitzünder!" Ja, dort lag das unheimliche Ding. Und — nun mußte ich doch lachen — ein Haufen Spatzen spielte munter rings um die Bombe. „Die sind aber mutig!" sagte ich. „Nein! Dumm!" erwiderte der Mann.

Nun möge man mir dies unpassende Bild verzeihen. Aber es zeigt, um was es geht: Gott ist viel gefährlicher als eine Bombe mit Zeitzünder. In der Bibel steht: „Wo er zerbricht, da hilft kein Bauen." Und: „Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen." Und wenn wir Ihn nicht fürchten, sind wir — dümmer als die Spatzen. Furchtlosigkeit kann nämlich auch Dummheit sein. Ich hörte von zwei Menschen, die miteinander vor der Schwelle einer schweren Sünde standen. Da sagte auf einmal der eine: „Ich kann nicht! Ich habe Angst vor Gott!" Es mag manchem erstaunlich klingen — aber es war so — daß der andre antwortete: „Ich beneide dich!" Dies Menschenkind begriff: Gott nicht fürchten — das ist grauenvoller Seelentod. Wo man aber Gott fürchtet, da erkennt man die Sonne Jesus und findet das „Heil" unter Seinen Flügeln. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Sonne der Gerechtigkeit"! Was soll denn das bedeuten? „Sonne"! — ja, das verstehen wir ohne weiteres. Die Gegenwart des Herrn ist hell, freundlich, lebenspendend. Aber — „Sonne der Gerechtigkeit"! Was will das sagen? Wenn wir von „Gerechtigkeit" reden, denken wir meist an die Gerechtigkeit, die ein Richter ausübt. Auch in diesem Sinne spricht die Bibel von Gerechtigkeit: „Gott ist ein gerechter Richter." Darauf können wir uns verlassen.

Aber viel häufiger ist in der Bibel die Rede von der Gerechtigkeit, die der Angeklagte hat — oder vielmehr haben sollte. Wenn kein Mensch und kein Gesetz einen Vorwurf gegen mich erheben könnten, so wäre ich vor Menschen gerecht. Nun male ich mir einmal aus, es kämen alle Menschen zusammen, die mich kennen. Und jeder würde gefragt, ob er etwas gegen midi vorzubringen wüßte. Das gäbe ein Anklagen! Da wird uns klar: Die Gerechtigkeit vor Menschen fehlt uns. Und gar die „Gerechtigkeit vor Gott"! Wir fühlen es ganz deutlich, wie sehr die uns fehlt. Nun ist Jesus die „Sonne der Gerechtigkeit". Das bedeutet die Fülle der Gerechtigkeit. Weder Menschen noch Gott können an Ihm etwas Böses finden. Keiner kann etwas gegen Ihn vorbringen.

Ja, — wie die Sonne mit ihren Strahlen das Dunkle erhellt, so kann Jesus von Seiner Gerechtigkeit abgeben. Am Kreuz hat Er eine solche Fülle von Gerechtigkeit erworben, daß Er für alle Sünder genug hat. Paulus sagt jubelnd: „Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das gehört zu den unbegreiflichen und wunderbaren Dingen in dieser "Welt, wie deutlich die Propheten des Alten Bundes durch den Heiligen Geist den Herrn Jesus gesehen haben. Ihren Zeitgenossen müssen die Verheißungen sehr unverständlich gewesen sein. Uns aber geben sie viel Licht. Hier wird Jesus eine Sonne genannt. Ja, eine strahlende, sieghafte Sonne, die über aller Welt aufgeht. Aber — so sagt der Prophet — diese Sonne hat Flügel. Und unter diesen Flügeln ist das Beste verborgen, so daß nur wenige es finden.

So ist Jesus! Er ist offenbar und sehr heimlich zugleich. Eine Sonne ist Er! Er selbst nennt sich „das Licht der Welt". Seine Strahlen gehen über die ganze Welt. Auf allen Kontinenten ringen diese Lichtstrahlen Jesu mit der Finsternis, die aus den Menschenherzen kommt. Als der Heiland die ersten Jünger berief, haben die wohl kaum geahnt, wie gewaltig dieser Mann aus Nazareth die ganze Welt erfüllen und erleuchten werde. In alle Welt ist der Schall der Botschaft von Jesus gedrungen. In der Tat, Er ist wie eine Sonne aufgegangen. Aber das Beste, was dieser Jesus, dieser Sohn Gottes, zu bringen hat, ist doch verborgen „unter den Flügeln". Unser Text wort sagt: „Sein Heil!"

Da müssen wir schon suchen, wenn wir Gottes Heil in Jesus finden und erkennen wollen. Es ist so verborgen, daß wir es gar nicht finden, wenn nicht der Heilige Geist uns die Augen öffnet für dies Heil. O Herr! Laß es uns finden! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„ . . . und ihr sollt hüpfen wie die Mastkälber." Wörtlich übersetzt heißt es: „Ihr kommt mit Sprüngen wie Kälber aus dem Stall." Das ist ja ein unerhörtes Bild! Die Kälber, die den Winter lang im dumpfen Stall standen, brechen hervor, weil nun Frühling ist. Und damit also wird die Gemeinde des Herrn verglichen! Es gibt eine göttliche Freudigkeit und Vitalität. Die ist dort, wo man — von den Fesseln der Welt und der Gesetzlichkeit befreit — durch die Rechtfertigung des Sünders Frieden mit Gott hat. Der Römerbrief sagt: „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott." Wo man das sagen kann, da entsteht diese göttliche Vitalität. Vor Jahren hatte ich eine Jungmänner-Freizeit in Holland. Da geschah es, daß eines Nachts die ganze Schar an meine Zimmertür klopfte: „Wir können nicht schlafen vor Herzensunruhe. Gott hat uns unsre Schuld aufgedeckt."

Nun gab es ein langes Ringen am nächsten Tag. Dann endlich sahen sie die Sonne J e s u s . Sie erkannten auch das „Heil unter seinen Flügeln". Sie fanden Ihn als den, von dem gesagt ist: „Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten. Und durch seine Wunden sind wir geheilt." Am Abend dieses Tages sagte ein alter Mann: „Was ist mit diesen jungen Männern los? Sie erinnern mich an das Wort aus dem Alten Testament: Ihr werdet hüpfen wie die Mastkälber." „Ja", erwiderte ich, und mir kamen die Tränen vor Bewegung — „dies Wunder hat sich an ihnen erfüllt." Möge es sich auch an uns erfüllen! Amen.