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Predigten zu Matthäus 10,39

"Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es sieht jeder Mensch in seinem Inwendigen sich selber. So lange nun der Mensch noch unter der Gewalt des Satans, des Lügners steht, sieht er sich durch den Spiegel der Eigenliebe; das Bild, das er von sich hat, ist viel schöner, herrlicher, vortrefflicher, als er selbst in der Wahrheit ist. Da sieht er sich als einen klugen, geschickten, treuen, rechtschaffenen, edelmütigen, frommen, menschenfreundlichen, mutigen Menschen, wenn schon von allen diesen Eigenschaften nicht ein Pünktchen in der Wahrheit bei ihm eintrifft. Äußere Verhältnisse tragen auch vieles zur Ausmalung dieses Bildes bei. Ist jemand reich, so pflegt er sich selber sich vorzustellen als einen gewaltigen Menschen, der sich aus anderer Leute Urteil nicht viel zu machen, sich um andere Menschen nicht viel zu bekümmern brauche; ist jemand eine obrigkeitliche Person, die zu befehlen hat, so wird das Bild, das er von sich selber sich macht, gewiß einen Zug von Gewalt, Macht und Ansehen bekommen; ist jemand arm, so hat er gewöhnlich ein Bild von sich in seinem Inwendigen, in welchem Züge von Drangsal, von, wie er oft meint, unverschuldetem und ungerechtem Druck und dergleichen eingegraben sind. Die Menschen sind selten, auf deren Bild äußerliche Glücksumstände keinen Einfluß hätten. Es ist unglaublich, was die Menschen durch die Kraft dieses Bildes ausrichten. Wie mancher hätte schon sein Herz und seine Habe vor seinem dürftigen Mitbruder verschlossen, wenn er nicht vorher auf sein eigenes Bild in seinem Inwendigen hingeblickt und darauf gelesen hätte mit großen Buchstaben geschrieben: »Menschenfreund!« Wie mancher Soldat hat schon sogenannte Heldentaten getan, zu welchen in ihm weder Neigung noch Mut gelegen wäre, aber auf seinem Bild war geschrieben: »braver Soldat, Held!« und dies spornte ihn an. Solche Lügner sind die Menschen, wenn sie nicht Gott durch seinen Geist zur Einfalt und Geradheit bringen kann. Aber sehet, wie wir ein Bild von uns selber in uns haben, das uns, so lange wir den Heiland nicht lieben, überall hin begleitet, wie wir uns selbst durch den freilich unwahren Spiegel unserer Eigenliebe sehen, so müssen wir auch den Heiland durch den Spiegel seines Worts in der Kraft des heiligen Geistes vor das innere Gesicht bekommen, und das ist die besondere Seligkeit der neutestamentlichen Zeit.

Wohin geht der Liebe Lauf? Nicht nach Schatten; sie sucht keine Blumen auf grünen Matten, noch beschauet sie sich gern in den Bächen, oder hört sich sprechen. Du, der seine Jüngerschar lieben lehrte, und dies Feuer immerdar segnend nährte - unsre Seelen öffnen sich. Schenk uns Triebe deiner Jesusliebe!