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Predigten zu Matthäus 13,47

"Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Netze, das ins Meer geworfen wurde und von jeder Gattung zusammenbrachte,"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Vor jeden, der das Evangelium unverkürzt hört und sagt, die Botschaft von Gottes vollkommener Gnade, vor der es keine Gerechtigkeit gibt als die des Glaubens, stellt sich die Frage: verdunkle ich nicht dadurch Gottes Recht?! Wird durch das Evangelium nicht das Böse gut genannt und das Bittere für süß erklärt? Dürfen wir z.B. an den Anfang eines jeden Menschenlebens, auch wenn es in einem der vielen finsteren Winkel in unserem Volk beginnt, das Zeugnis von Gottes vergebender Gnade stellen, indem wir die Kinder taufen? Dürfen wir auch am Karfreitag, am Ostertag und Pfingsttag Gottes Botschaft bei offenen Türen sagen, so daß alle zu ihr geladen sind? Verbergen wir uns nicht so die Gerechtigkeit Gottes, die das Böse vom Guten scheidet und aus den Gottlosen die Sterbenden macht? In der Gemeinde, in der Jesus seine Arbeit tat, kamen diese Bedenken laut zum Wort und die Jünger waren für sie offen. Sie waren ja in derjenigen Gemeinde aufgewachsen, die es für ihre Pflicht erklärte, die Sünder zu schänden. Jesus hilft uns deshalb durch sein Gleichnis. Werft das Netz aus, sagt er, und laßt es nicht deshalb unbenützt, weil sich auch unbrauchbare Fische in ihm fangen. Sagt mein Wort, das der Welt Gottes Gnade zeigt, und laßt euch nicht dadurch hindern, daß es auch solche sich aneignen, die sich nicht helfen lassen. Eure Arbeit ist nicht das Letzte, was geschieht, und euer Urteil ist nicht die endgültige Entscheidung. Ist der Fang vollendet, so wird das Netz an das Land gebracht und dann wird das Faule vom Gesunden, das Wertvolle vom Unbrauchbaren getrennt. Gottes Recht wird nicht geschwächt, wenn wir Gottes Gnade preisen. Es ist zwar nicht in unsere Hand gelegt, darum aber nicht abwesend und unwirksamn. Es geht jetzt seinen stillen, aber sicheren Gang und wird einst offenbar in seiner fehllosen Majestät. Ihr aber, sagte Jesus seinen Jüngern, und damit gar er seiner Kirche ihren Beruf, an dem alle Anteil haben, die zu ihr gehören, ihr werft das Netz aus, ihr ladet zum Himmelreich ein, indem ihr die Gnadengabe Gottes allen sichtbar macht, die darin besteht, daß wir zu Gott umkehren und an Christus glauben.

Gnadenzeit, großer Gott, sind unsere Tage. Die Waffen, die der Bosheit ein Ende machen, behältst du in deiner eigenen Hand und zeigst uns in deinem lieben Sohne nicht, was wir Menschen uns bereiten, sondern was du uns verleihst. Dessen dürfen wir alle froh sein und miteinander zum Glauben erwachen und eins sein im Glauben an dich. Amen.