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Predigten zu Matthäus 14,28

"Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern."

Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der Meister war auf den Berg gegangen, um zu beten, und es war Nacht. Seine Jünger gerieten auf dem See in Sturm und Dunkelheit. Diese beiden Tatsachen gehören zusammen, und man kann ein prophetisches Bild in ihnen sehen: In dieser Welt herrscht die Nacht. Der Meister hat den Thron der Gnade bestiegen, um dort fürbittend für die Seinen einzutreten, die auf Erden im Kampf stehen und scheinbar sich selbst überlassen sind. Aber durch Seinen Geist wandelt Er auf dem tobenden Meer, dem Wind entgegen. Er ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.

Auch heute noch gebietet Er den Seinen, auf dem Wasser wandelnd zu Ihm zu kommen. Warum sind wir so furchtsam? Warum glauben wir, ein Gespenst zu sehen? Warum erkennen wir nicht, daß Er da ist? Wie oft denken wir: «Ich kann das nicht verstehen! Warum mußte das sein? Ach, welch ein undurchdringliches Geheimnis!» Furcht erfüllt unser Herz, und der Glaubensweg ist uns verhüllt.

Stehst du vor einem windgepeitschten See von Schwierigkeiten? «Herr, befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen!» Liegt dein Leben in Nacht und Dunkelheit? «Herr, befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen! » Scheinst du in einer gefährlichen Lage zu sein? Überwältigt dich die Angst? «Herr, befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen!» Wenn wir uns nicht mehr einbilden, ein Gespenst zu sehen; wenn wir begreifen, daß der Sturm sich erheben durfte, damit unser Glaube gestärkt werde; wenn wir erkennen, daß der, welcher auf dem Berg betet, bei uns ist und auf dem See wandelt und Vollmacht über Wind und Wellen hat; wenn wir hören, daß Sein Wort uns zuruft: «Komm!», dann wollen auch wir in Seinem Namen aus dem Schiff steigen, um Ihm entgegenzugehen; und auf unseren Schrei: «Herr, rette mich!», wird der Herr Jesus sogleich die Hand ausstrecken und uns ergreifen.

Die Nacht ist da. Stürmisch weht der Wind; die Wellen gehen immer höher. Aber ehe Er die Wellen beruhigt und dem Wind gebietet, sich zu legen, befiehlt Er uns, auf dem Wasser zu wandeln und zu Ihm zu kommen. In diesem Befehl liegt auch die Kraft zum Gehorchen und zum Überwinden. Darum «seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht»!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Jesus hebt uns über alles Natürliche empor. Wir lösen uns an seiner Hand vom sichtbaren Grund, auf den die Natur unser Leben stellt, und empfangen nicht mehr von ihr die Ziele unseres Handelns, sondern hängen an Jesu Wort wie Petrus, als er aus dem Schiff heraustrat, weil ihm Jesus sagte: „Komm zu Mir. “ Müssen wir nun nicht zweifeln? Zwei Mächte greifen nach uns und ziehen uns und wir können uns weder von dieser noch von jener lösen. Können wir den Boden entbehren, auf den die Natur uns gestellt hat? Nein. Wir bedürfen die Lebensmittel, an die sie unser Leben bindet, und können uns der Lust und dem Schmerz nicht entziehen, den sie in unsere Seele legt. Ebensowenig können wir uns vom Wort Jesu lösen, durch das uns Gott wirklich und gegenwärtig geworden ist. So gleicht das Christusleben immer wieder dem Verhalten des Petrus, der auf den See hinaustrat und sank. Jesus heißt aber sein Schwanken Kleinglauben. Du hattest, sagte er ihm, Glauben, hast ihn aber jetzt nicht mehr. Ohne Glauben verlässt keiner das sichere Boot, um auf den stürmischen See hinauszutreten. Das tut Petrus deshalb, weil Jesus vor ihm steht und er seine der Welt überlegene Macht vor Augen hat und danach begehrt, bei Ihm zu sein, und sich an sein Wort hält, das ihm dies gewährt. Allein auch die Wellen und der Sturm, seine unaufhebbare Abhängigkeit von der Natur, füllen seinen Blick und vor ihnen entflieht sein Glaube. Warum, sagt ihm Jesus, zweifeltest du? Du hast dazu keinen Grund. Sind es nicht zwei widereinander streitende Mächte, die auf dich einwirken? Gott und Natur, sind sie denn entzweit und miteinander im Kampf? Der eine ist der Herr und die andere gehorcht. Der Herr gebietet nicht nur dir: „Komm!“, sondern er gebietet auch der Welle: trage ihn! Alles ist sein Werk und steht unter seinem Regiment, die Natur, die ihr ihr Leben gibt, und der Geist, der dir sein Leben gibt, das natürliche Gesetz, das dich der Natur gehorsam macht, und die Gnade, die dich frei macht von der Natur und Gott gehorsam macht, das natürliche Gut, das du nicht entbehren kannst, und der himmlische Beruf, vor dem alles andere weichen muss. Das sind nicht gegeneinander wirkende Gewalten, sondern der eine und selbe Gott und die eine vollkommene Gnade hat dich in die Natur und über sie gestellt, damit niemand gehorchst als Gott allein. Das fasse; so wirst du aus einem Kleingläubigen ein Gläubiger.

Strecke Deine Hand aus, wenn ich schwanke, und lass mich den Griff spüren, mit dem Deine Gnade mich hält. Was sichtbar ist, ist mir nah und spricht laut zu mir. Deine Hand dagegen reicht aus der unsichtbaren Höhe zu mir herab. Aber die Hand Deiner Gnade hat Gottes Kraft in sich und darum trägt sie mich auf dem stürmischen See. Amen.