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Predigten zu Matthäus 16,22

"Und Petrus nahm ihn zu sich und fing an, ihn zu strafen, indem er sagte: Gott behüte dich, Herr! dies wird dir nicht widerfahren."

Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Als Petrus hörte, wie der Herr vom Kreuz redete, nahm er Jesus beiseite, um Ihm zu wehren. Er «nahm ihn beiseite», welch ein bezeichnendes Wort! Er wollte seinen Herrn beiseite setzen, Ihn von dem Ziel wegziehen, für das Er in die Welt gekommen war, und dadurch entfernte er sich selbst auch vom Kreuz...

Die Worte des Herrn hatten ans Licht gebracht, was tief im Herzen Seines Jüngers war, obwohl er ein schönes Glaubensbekenntnis abgelegt hatte. Er wollte wohl dem Herrn Jesus nachfolgen, aber nicht auf dem Weg ans Kreuz. Wenn wir einen leichteren Weg wählen, um nicht für Ihn leiden zu müssen, machen wir es wie Petrus. In unseren Tagen ist mehr als ein biblisches Glaubensbekenntnis nötig. Es muß vervollständigt werden durch den Entschluß, um der Liebe Jesu Christi und des Evangeliums willen unser Leben zu verlieren, in einem Wort: für Ihn zu leiden.

Der Herr Jesus fügt hinzu: «Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst.» Wir verleugnen entweder den Mann der Schmerzen und sagen: «Ich kenne diesen Menschen nicht», oder wir verleugnen unser Eigenleben. Wir wollen uns doch entschließen, uns selbst zu verleugnen! Nur dann können wir Ihm nachfolgen.

Petrus wurde nach seiner Verleugnung wieder angenommen. Das Gebet des Herrn und der Blick, mit dem Er ihn nach der Gerichtsverhandlung anschaute, schmolzen das Herz Seines Jüngers, und die Botschaft des Auferstandenen: «Sagt seinen Jüngern und dem Petrus, daß er euch nach Galiläa vorangeht» (Markus 16,7), gab ihm wieder Hoffnung. Später fragte Jesus ihn: «Liebst du mich mehr als diese?» Damit erinnerte Er ihn an seine Neigung, sich mit anderen zu vergleichen, was eine verfeinerte Art von Hochmut war. In Seiner dritten Frage: «Hast du mich lieb?» gebrauchte Er dann das gleiche Wort für «lieb haben», das Petrus in seiner Antwort benutzt hatte. Die Liebe des Petrus zu seinem Meister und die des Meisters zu Seinem Diener waren nun gleichsam in eins verschmolzen. Gott wolle diese große Liebe, die Himmel und Erde erfüllt, in das kleine, irdene Gefäß unseres Herzens ausgießen. Dann werden wir nicht mehr vor dem Kreuz und seinen Forderungen zurückschrecken.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Konnte Jesus seinen Jüngern seinen Griff nach dem kreuz in seiner hellen, unbedingten Notwendigkeit zeigen oder behandelte er es als ein finsteres Schicksal, das ihn selbst mit dunklem Zwang bedrückte? Für den Blick Jesu war hier alles hell und sein Entschluss stand auf einem einfachen, einleuchtenden Grund. Die Frage war einzig die: wo liegt dein Ziel? Für wen arbeitest du? Liegt das, was du erreichen willst, in die oder in Gott? Wenn ein Mensch für sich sorgt, dann führt ihn sein Weg nicht zum Kreuz. Dann schützt er sich, kämpft für sich und wirkt seine Macht. Darum ist die Absicht des Petrus uns allen völlig verständlich. Vom Standort des Jüngers aus war das Kreuz nicht das, was er wollte, sondern es erschien ihm als das schwerste Unglück, als die fürchterliche Erschütterung, ja Vernichtung seines Glaubens. Unfromm im Sinn, dass Gott missachtet und vergessen wäre, war dieser Gedankengang keineswegs. Gott hilft dir, sagt Petrus, Gott schützt dich; Gott sorgt für Israel und bewahrt es vor diesem schrecklichen Fall; Gott sorgt für uns, deine Jünger, und gönnt uns deine Gemeinschaft mit uns; Gott sorgt für dich und bringt dich an dein Ziel, das dein Christusname uns verheißt, ohne Kreuz und Tod. Das war der andere Wille, den Jesus nicht hatte, dem er den seinigen entgegenstellte. Er dachte an das, was Gottes ist und wollte, was Gottes ist, Gottes Gerechtigkeit, dass sie offenbar sei, Gottes Gnade, dass sie zu uns komme, Gottes Herrlichkeit, dass sie uns erscheine. Das war das Ende des selbstischen Begehrens in der vollendeten Entsagung, im vollkommenen Gehorsam und der völligen Liebe. Das macht aus dem Handeln Jesu das fleckenlose Opfer, mit dem er Gott gepriesen hat. Warum ließen sich aber die beiden Ziele, das von Jesus und das des Petrus, nicht verbinden? Muss sich denn zwischen dem, was Gott zukommt und dem, was dem Menschen hilft, ein Zwiespalt öffnen? Wird nicht Gottes Herrlichkeit am Menschen offenbar? Ist Gottes Gerechtigkeit nicht unser Heil und nicht alles Wirken Gottes uns begabende Gnade? Das war in der Tat das Ziel Jesu; es wird aber nicht auf dem Weg des Petrus erreicht, der die menschlichen Anliegen an die erste Stelle schiebt. Dürften wir uns Gott nur als den Gebenden denken, dann käme immer unser Eigennutz zur Geltung und der Mensch bliebe das Ziel unserer Begehrung. Damit uns Gott in seiner Gottheit sichtbar sei, ging Jesus ans Kreuz. Indem er vor die Gnade seine völlige Entsagung stellte, die alles preiszugeben hat, stellt er fest, was Gott und was der Mensch ist, dass der Mensch nichts und Gott alles ist, dass der Mensch der Schuldige und Gott der Versöhnende ist, dass der Mensch der Sterbende ist und Gott der ist, der ihn auferweckt. Nun steht über aller unserer Frömmigkeit für immer das Wort: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr.

Heiliger Gott, so nenne ich Dich, weil ich vor dem Kreuz Jesu stehe. Dort sehr ich Deine Heiligkeit, vor der wir nichts sind und verstummen, und dort sehe ich, dass Du uns durch Deine Heiligkeit nicht von Dir trennst, sondern zu Dir führst. Dies Dein Wunder betet Deine Gemeinde an in Ewigkeit. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

HErr, schone dein selbst; dies widerfahre dir nur nicht

Solche und ähnliche Worte wurden dem HErrn oftmals entgegengeschleudert. „Erspare dir diesen Hunger,“ sagte Ihm der Teufel in der Wüste, an der Schwelle seines öffentlichen Lehramtes. „Schone deiner selbst,“ sagte er abermals im Garten, am Vorabend der Kreuzigung.

Es ist beachtenswert, dass Jesus selbst am Kreuze noch von Stimmen umringt war, die dieselben Worte wiederholten. Die da vorübergingen schüttelten ihr Köpfe und sagten: „Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in drei Tagen, hilf dir selbst!“ Die Hohenpriester spotteten sein, samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: „Sich selbst kann Er nicht helfen.“ Auch die Kriegsknechte verspotteten Ihn, traten zu Ihm, boten Ihm Essig und sprachen: „Bist du der Juden König, so hilf dir selber.“ Einer der Übeltäter, die da gehenkt waren, lästerte Ihn und sprach: „Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns.“ Das waren alles Stimmen menschlicher Vernunft.

Darum, als Petrus den HErrn also anredete, andte Er sich alsbald um und sprach: „Gehe hinter mich, Satan, du bist mir ein Stein des Anstoßens.“ – Sehr oft werden auch ähnliche Ermahnungen an uns gerichtet: „Habe Erbarmen mit dir selbst; schone deine empfindsame Natur; sei nicht zu freigebig mit deinem Gelde; gönne dir ein wenig mehr Freiheit.“ Aber solches darf nicht sein. Wer dem Herrn Jesu nachfolgen will, muss sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen, und Ihm nachfolgen in die Verachtung und Schmach, in den Tod und ins Grab. Wer viel Mitleiden mit sich selber hat, wird weder anderen solches beweisen, noch von ihnen erfahren; aber die Barmherzigen sind selig, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Der Segen der Barmherzigkeit ist ein doppelter: er gilt dem, der sie erweist, und dem, der sie empfängt.