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Predigten zu Matthäus 19,16

"Und siehe, einer trat herzu und sprach zu ihm: Lehrer, welches Gute soll ich tun, auf dass ich ewiges Leben habe?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Guter Meister."

Wenn der Jüngling im Evangelium diese Anrede gebrauchte, als er mit dem Herrn Jesus sprach, wieviel mehr schickt es sich für mich, dass ich Ihm diesen Namen gebe. Er ist wahrlich mein Meister in doppeltem Sinne, ein befehlender Meister und ein belehrender Meister. Es ist mir eine Freude, seine Befehle auszurichten und zu seinen Füßen zu sitzen. Ich bin beides, sein Knecht und sein Schüler, und rechne es mir zur höchsten Ehre, dass ich diesen doppelten Gehorsam leisten darf. Wenn Er mich fragen würde: "Was heißest du mich gut?" so wäre ich gleich mit einer Antwort bereit. Es ist wohl wahr, dass "niemand gut ist, denn der einige Gott," aber Er ist ja Gott, und alle Güte Gottes leuchtet aus Ihm hervor. In meiner innern Erfahrung habe ich Ihn "gut" erfunden, so gut, dass alles Gute, was ich habe, mir durch Ihn zuteil geworden ist. Er war gut gegen mich, da ich noch tot war in Sünden, denn Er weckte mich auf durch die Macht seines Geistes; Er ist gut gegen mich gewesen in allen meinen Bedürfnissen, Prüfungen, Kämpfen und Leiden. Es hat nie einen bessern Meister geben können, denn sein Dienst ist Freiheit, sein Gesetz ist Liebe; ich wollte, ich wäre als Knecht nur den tausendsten Teil so gut. Wenn Er mich lehrt als mein Rabbi, so ist Er unaussprechlich gut, denn seine Lehre ist göttlich, sein Benehmen ist herablassend, sein Geist ist die Sanftmut selber. Kein Irrtum mengt sich in seine Lehre, rein ist die goldne Wahrheit, die Er darlegt, und alle seine Ermahnungen leiten zum Guten, und sind für seine Jünger so heiligend als erbaulich. Engel haben an Ihm einen guten Meister und huldigen Ihm mit Wonne am Fuße seines Thrones. Die alten Heiligen erfuhren, dass Er ein guter Meister ist, und sie sangen Ihm voll Freude: "Ich bin Dein Knecht, o Herr!" Auch ich muss das bezeugen und will es bezeugen vor meinen Freunden und Nachbarn, ob sie vielleicht durch mein Zeugnis könnten bewogen werden, den Herrn Jesus zu suchen als ihren Meister. Ach, dass dies geschehe! Nie würden sie diese weise Tat bereuen. Wenn sie nur sein sanftes Joch auf sich nehmen wollten, so würden sie erfahren, dass sie in einem königlichen Dienste stehen, dass sie einen "guten Meister" haben, den sie ewiglich nicht wieder begehren zu verlassen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Mit lastendem Druck lag die Frage, die der Jüngling zu Jesus trug, damals auf dem ganzen Volk. Sie wurde freilich nur selten ausgesprochen, saß aber in der ganzen Frömmigkeit drin und machte aus ihr die mühsame Arbeit und aus den Frommen die Lastträger, die eine schwere Bürde schleppten. Der Jüngling gab das ans Licht, was in vielen verborgen war. Ihn floh die Ruhe, bis er eine Antwort auf diese wichtigste aller Fragen hatte. Sie war ja die Frage nach dem ewigen Heil. Ewiges Leben ist unser Ziel, das stand damals für den frommen Teil der Gemeinde fest und ihre Überzeugung wurde durch die Beobachtung verstärkt, dass da, wo man für den Tod lebte, die Sünde mächtig wurde. Leuchtete aber das Ziel dieser wunderbaren Höhe, dann bekam die Frage, wie man es erreiche, gewaltigen Ernst. So handeln musst du, sagte jedermann, dass du das ewige Leben bekommst. Wer recht tut, der wird leben. Die Guten gehen in das Leben ein und den Guten erkennt man am guten Werk. War nicht alles in dieser Unterweisung, die in der Gemeinde in Geltung stand und der der Jüngling gehorchte, durchsichtig und einwandfrei? Wird nicht Jesus, weil er der Gütige ist, diesem Unterricht dadurch die Vollendung geben, dass er dem Jüngling mit deutlicher Vorschrift ein Werk aufgibt, mit dem er sich das ewige Leben zu sichern vermag? Jesus wies aber diese Bitte ab; denn sie kennt Gott nicht und nimmt Ihm seine Ehre. Der Jüngling meinte, er finde in Jesus den guten Meister, und Jesus erwiderte ihm: das bin ich nicht. Der Jüngling erwartete, dass ihm Jesus ein Werk nenne, das ihn von seiner Unruhe befreie und ihm die Heilsgewissheit gebe, und Jesus antwortet: ein solches Werk gibt es nicht. Was machte seinen ganzen Gedankengang falsch? Er sieht nicht auf Gott und weiß nicht, dass Gott gut ist, Gott allein. Hältst du Gott für gut, warum ist dir dann so bange vor dem Tod? Hältst du Gott für gut, warum suchst du nach einem besonders verdienstlichen Werk? Hältst du Gott für gut, warum machst du aus dem ewigen Leben dein eigenes Werk? Wer Gott für gut hält, der hält die Gebote und beklagt sich nicht, der Weg ins ewige Leben sei schwer zu finden. Gottes Wille ist dir gesagt. Tue ihn. Es ist der Wille des Guten, und wer Ihm glaubt, dass Er der Gute ist, der weiß, dass Er keinen verderben lässt, der seinen Willen tut.

Alle im Himmel und auf Erden bekennen, dass Du, Gott, gut bist, Du allein. Unser irdisches und unser ewiges Leben ist das Werk Seiner Güte und alles, was mir Deinen Willen kundtut, ist die Offenbarung deiner Güte. Ich weiß und bekenne vor Dir, wie falsch und sündlich all mein Misstrauen ist, wie finster meine Gedanken sind, die Dich verklagen. Du bist der Gute, das soll meine Gewissheit bleiben heut und morgen und in Ewigkeit. Amen.