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Predigten zu Matthäus 20,13

"Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen?"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Sind wir unversöhnt, so bleiben wir unversöhnlich und zeigen dies dadurch, dass uns alles ins Murren treibt. Nun schmeckt uns alles bitter. Wenn wir entbehren müssen und uns Gottes Hand hart anfasst, so murren wir. Das endet aber nicht, wenn Gott gütig gegen uns ist, als machte uns Gottes Gnade froh. Nun gibt es vielmehr neuen Anlass zum Murren. Er ist ja auch anderen gnädig, nicht nur mir. Wie soll ich noch zufrieden sein, wenn die anderen nicht weniger erhalten als ich selbst? Es braucht nicht viel Überlegung, um zu erkennen, wie gottlos und fluchbeladen der Anspruch ist, dass Gott nur gegen mich, nicht auch gegen die anderen gütig sei. Will ich denn Gott an mich ketten und seine Gnade meiner Eigensucht dienstbar machen? Die Bosheit führt auch jetzt zur vollendeten Torheit. Es gibt nichts Törichteres, als wenn wir die Güte in Bitterkeit verwandeln. Es waren aber nicht Petrus und die ersten Jünger allein der Hilfe Jesu bedürftig, damit sie sich nicht aus der Größe ihres Dienstes diese Versündigung bereiten. Denselben Schutz bedürfen wir alle, die wir irgendwie, z. B. durch die Erteilung eines kirchlichen Amts, gewürdigt sind, Arbeit im Dienst Jesu zu tun. Oft wird dabei das Murren hörbar, das sich beklagt, dass wir nicht allein reden und nicht allein regieren können, weil Gott auch andere braucht, anders begnadet und ihnen gütig ist. Wenn wir aber nicht die eigene Leistung messen, sondern auf die gebenden Hände Gottes achten, dann sehen wir mit Jubel an den anderen, wie gut er ist. Weil er gütig ist, ist er es gegen alle, sogar gegen mich. Indem die anderen zeigen, was mein Gott ist, und die ihnen gewährte Gnade mir sichtbar macht, was mein Herr tut, schenkt er mir Freude über Freude in reichem Strom. Denn die Tiefe des göttlichen Reichtums wird an uns allen in immer neuer Weise offenbar und schafft immer neuen Grund zur frohen Danksagung. Gefällt uns dagegen unsere Eigensucht, die sich nicht mit den anderen freuen mag, dann lautet unser Urteil: „Nimm das Deine und geh!“ Der Lohn für unser Murren besteht darin, dass wir aus der Schar derer hinausgewiesen werden, die Gott dienen dürfen, und damit sind wir in die freudlose Nacht verbannt.

Die Arbeit will ich tun, Herr Gott, die Du mir gibst, und freudig Deine Gnade immerdar loben, die mir meine Arbeit gab. Sei sie groß, sei sie klein, Du gabst sie mir in Deiner Gütigkeit. Wenn mein Handeln Deinen Willen tut und mein Leben Deine Gnade offenbart, so hängt das ganz und gar an Dir und Deiner Freundlichkeit. Darum bitte ich Dich um einen reichen Anteil an jener Freude, die du den Deinen dadurch schenkst, dass du sie alle aus Deinem Reichtum begabst und mit Deiner Weisheit führst. Amen.