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Predigten zu Matthäus 20,16

"Also werden die Letzten Erste, und die Ersten Letzte sein; denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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„Was wird mir dafür?“ fragte Petrus, wenn andere zu schwach waren, um das zu tun, was er getan hatte, zu schwach, um alles zu verlassen und jedes Band zu zerschneiden, das ihn von Jesus trennen wollte. Die Antwort Jesu war: überreich lohnt Gott dir deinen Dienst. Jesus weiß nichts von einer Entsagung, die uns schädigte, nichts von einem Opfer, das Verlust wäre und uns nicht segnete. Es gibt bei ihm keine umsonst arbeitende Liebe, keinen ohne Lohn getanen Dienst. Nun wird aber unser Spekulieren munter. Unser Verhalten, sagen wir, hat also Einfluss auf Gottes Wirken und seiner Gabe verschaffen wir das Maß durch unser Werk; können wir nun nicht zwischen uns eine Rangordnung feststellen und den Platz bestimmen, der unserer Leistung entspricht? Petrus dachte an den ersten Platz, aber nicht er allein; die anderen Jünger dachten nicht anders. Oder denken etwa wir anders? Darum brauchen wir wieder unseren treuen Arzt, den Herzenskenner, der uns dagegen zu schützen weiß, dass nicht unsere Begehrlichkeit aus der Größe seiner Verheißung für uns ein Unheil bereite. Ob du erster, ob du letzter bist, das sagst nicht du. Das stellt Gottes Urteil fest, das verborgene, das erst dann offenbar wird, wenn alles offenbar geworden ist. Es gibt keinen Ersten, der nicht zu den Letzten herabsinken könnte; ebensowenig gibt es aber einen Letzten, der nicht zu den Ersten hinaufzusteigen vermöchte. Keine Höhe der uns emportragenden Begabung verhindert unser Verschulden und keine Tiefe unserer Verschuldung lähmt Gottes Vergeben. Die Schuld und Ohnmacht der Letzten vergeht am Reichtum der göttlichen Gnade und die Eitelkeit und der Selbstruhm der Ersten verschwindet im Licht der göttlichen Wahrheit. Was soll ich nun tun? Miss dich nicht selbst. Lass deine Linke nicht erfahren, was deine Rechte tut. Behalte ein einfältiges Auge, das auf Gottes Willen sieht, den er dir zeigt, und mache dich nicht zum Herrn über einen anderen, als könntest du ihm sein Schicksal mit einer Waage zuteilen. Vergiss es nie: er gehört nicht dir, sondern hat seinen Herrn.

Im Licht stehen wir, Vater, nicht, weil wir uns selbst oder einander kennen, sondern weil Du uns kennst. Wir dürfen unser Tun richten mit dem Licht, das Du uns schenkst, und Dir unseren Dienst und unsere Opfer bringen, wie Dein Wort es uns zeigt. Aber Du bist allein der, der gerecht richtet und gnädig lohnt. Ich preise Dich mit jubelnder Seele, dass Du uns allein und ganz an Dich gebunden hast. Amen.