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Predigten zu Matthäus 21,16

"und sprachen zu ihm: Hörst du, was diese sagen? Jesus aber spricht zu ihnen: Ja, habt ihr nie gelesen: "Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet"?"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Das Loblied der Jünger, mit dem sie die königliche Sendung Jesu priesen, war verstummt. Die Stadt hatte es nicht gewagt, sich zu Jesus zu bekennen. Wer ihn den Christus nannte, ergab sich ihm ganz und gar und machte ihn zum Herrn über sich selbst und über die ganze Stadt und das ganze Volk. Dem Christus Gottes glaubt man, gehorcht man und erkennt in ihm den, dem alles von Gott übergeben ist. Dazu waren auch die Frommen Jerusalems nicht bereit. Nur die Knaben wiederholten noch den jubelnden Ruf: Hosianna dem Sohne Davids! Sie waren durch die Bedenken der Alten nicht gebunden; war es nicht herrlich, dass der Christus gekommen war? Jesus war nicht betrübt, dass nur die Kinder ihn feierten. Freilich schützte ihn ihr Lob nicht vor dem Kreuz und das Schweigen der Alten verkündete das kommende Unheil. Dennoch war das Lob der Knaben Jesu Freude. Es muss sein, dass Gott gelobt wird; das ist unzerbrechliche Notwendigkeit. Wird ihm das Lob versagt, so ist das Tod; denn daran hängt der Fluch der Gottlosigkeit. Auch das, dass es nur Kinder sind, die ihn preisen, ist Gottes würdig und macht sein Reich offenbar. Indem er sich aus dem Mund der Unmündigen die Anbetung bereitet, macht er die Größe des Menschen zunichte und füllt die Kleinheit des Menschen mit seinen gnädigen Gaben. So wird sichtbar, wozu er seinen Sohn gesandt hat und was seine Gegenwart uns bringt. Mit ihm endet alles Großsein des Menschen und sein Ruhm wird hinausgesperrt und stattdessen beginnt die Danksagung des Menschen, der Gottes Gnadengabe empfängt. Die Lehrer begriffen nicht, weshalb Jesus dem Rufen der Kleinen nicht wehre. Was hatte es für einen Sinn, wenn nur Kinder ihn priesen, während die Alten schwiegen? Jesu Antwort hat sie überrascht; denn sie macht die gänzliche Verschiedenheit sichtbar, die unsere Gedanken von denen Gottes trennt. Unsere Gedanken hängen an dem, was wir Menschen sind, wollen und leisten, und Gottes Gedanken schauen auf das, was er schafft und gibt.

Nun darf auch ich zu Dir reden, lieber Herr, denn Du hörst es, wenn die Kleinen Deinen Namen nennen, und darf Dich loben, da auch das Lob der Unmündigen Dir wohlgefällt. Du hast von Deiner Sendung gesagt, sie sei erfüllt, weil sie den Kleinen Gottes Gnade zeigte. Nach dieser Deiner Weise hast Du sie auch mir gezeigt. Auch die kommenden Tage werden mir nichts Großes bringen, sondern sich mit Kleinem füllen. Darum danke ich Dir, dass von Dir klein und groß nichts gilt und Du auch die Herzen Deiner Kleinen mit Deinem Lobe füllst. Amen.