10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 22,39

"Das zweite aber, ihm gleiche, ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst"."

Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
Zitate von John F. MacArthur anzeigen

WER IST DEIN NÄCHSTER?

Jesus beantwortete die Frage des jüdischen Schriftgelehrten „Wer ist mein Nächster“ mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37). In dieser bekannten Geschichte wird ein jüdischer Mann überfallen und halbtot am Straßenrand liegen gelassen. Ein barmherziger Samariter rettete ihn, obwohl Samariter und Juden sich eigentlich hassten.

Jesus wollte anhand dieser Geschichte klarmachen, dass wer auch immer mir begegnet und in Not ist, mein Nächster ist. Hättest du so wie der Samariter gehandelt, wenn du einen Halbtoten am Straßenrand angetroffen hättest? Ich hoffe, dass du nicht einfach an ihm vorübergegangen wärst, so wie der Priester und der Levit.

Die Lehre, die wir aus diesem Gleichnis ziehen sollen, ist nicht, dass wir jedem mit einem Plattfuß helfen müssen, den Reifen zu wechseln – oder dass wir jedem Bettler, den wir antreffen, Geld geben sollen. Gott möchte jedoch, dass du sensibel bist für die Situationen, die dir begegnen, und dass du willens bist zu helfen, wenn du feststellst, dass die Person in Not wahrscheinlich mit keiner anderen Hilfe als der deinigen rechnen kann. Befolge also die goldene Regel: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch“ (Mt 7,12).


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Es ist eine froh machende und stärkende Gewissheit, dass ich meine Pflicht nicht mit eigener Wahl aufsuchen und selbst erst entdecken muss. Deinem Nebenmann gib deine Liebe, sagt mir Jesus, dem, den Gott zu dir geführt und neben dich gestellt hat. Die selbstherrliche Verfügung über den Verlauf meines Lebens ist mir damit genommen. Denn mein Nächster ist ohne mein Zutun da. Wir wurden zusammengeführt durch die Hand, die unser beider Leben regiert, und damit, dass er mein Nächster ist, ist meiner Liebe das Ziel gegeben und meine Pflicht mir gezeigt. Darf ich sie dadurch von mir weisen, dass ich sage, es sei doch nur ein Zufall, dass gerade dieser mein Nächster sei? Dem Priester und Leviten, die durch die Wüste am Halbtoten vorbei nach Jericho gingen, gestattete es Jesus nicht, zu sagen, dass nur ein Zufall sie zu dem geführt habe, der ihrer Hilfe bedürftig war. Sie haben ihn freilich nicht gesucht, als sie ihre Wanderung antraten. Aber gerade deshalb, weil nicht ihr eigener Wille diese Begegnung herbeiführte, entsprang aus ihr die heilige Pflicht, die sie nur dann abweisen können, wenn sie die Regierung Gottes verachten, die in allem wirksam ist. Wenn ich nicht gottlos denken will, sondern auf Gottes Hand achte, kann ich nicht vom Zufall reden, wenn er meinen Weg zu dem hinlenkt, der meiner Liebe bedarf. Auch dann, wenn ich mit eigenem Willen und freier Wahl den anderen zu mir ziehe und zu meinem Nächsten mache, stehen wir beide unter der Regierung Gottes, da unser Handeln an Bedingungen gebunden ist, die nicht wir selber setzen. Dadurch wird meine Pflicht heilig, dass ich sie nicht von mir aus bestimmen kann, sondern durch die mir gesetzte Lage empfange. So ist sie ein Anspruch, der von oben herab zu mir kommt und meinen Gehorsam verlangt. Wie leicht wird mir aber zugleich mein Dienst gemacht! Er wäre schwer, müsste ich mich auf die Fahrt machen, um die zu entdecken, die ich lieb haben darf. Hier aber habe ich nichts erst zu suchen. Sie sind mir ja nah und da, die von Gott neben mich Gestellten. Müsste ich ein Programm für mein Leben entwerfen und es nach meinen Plänen ordnen, wie käme dabei etwas anderes heraus als stetes Schwanken und immer neue Unsicherheit? Nun aber lautet das mir gegebene Gebot: tue, was die Stunde fordert; gib dem, der neben dir steht, das, was du ihm geben kannst, dieselbe Schätzung, wie dir selbst, die Gabe, die dein eigenes Leben nährt und füllt.

Ich will Dir, Vater, von Herzen danken, dass mich Dein süßes Gebot aufweckt, wenn ich in mir selbst versinke und niemand in meine Nähe lasse und auch die nicht sehe, die meine Nächsten sind. Wenn Dein Gebot kräftig zu mir spricht und die Eigensucht, die mich einsam macht, verscheucht, dann finde ich Tag um Tag Pflicht und Dienst in reicher Fülle. Dafür sei Dir Lob und Dank gesagt Tag um Tag. Amen.