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Predigten zu Matthäus 23,2

"und sprach: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf Moses' Stuhl gesetzt."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Braucht die Welt neue Schriftgelehrte? Jesus sagt: Nein! Die alte Bibel zeigt euch, was recht und gut vor Gott ist, und sie spricht so deutlich, dass sogar einer, der aus der Schule Gamaliels kam, sie auslegen kann. Soll ich fragen: Lieber Herr, wozu sendest du denn deine Jünger, wenn es genug ist, dass es einen Lehrstuhl für Mose bei uns gibt? Lasten binden, antwortet der Herr, ist nicht dasselbe wie die Lasten tragen, und andere sie tragen heißen, ist nicht dasselbe wie sie selber tragen. Woran krankte der alte Lehrstand? In seinem Inneren zerriss ihn ein unheilbarer Riss. Es fiel auseinander, was er sagte und was er war, was er lehrte und was er tat. Das ändert keine Schriftgelehrsamkeit, kein Bibelstudium, keine Kirchlichkeit. Es sind kostbare Erwerbungen, die wir uns dadurch verschaffen, religiöse Haltung , christliche Sitte, der biblische Gedankenkreis. Aber der Mensch ist etwas anderes als seine Tracht, etwas anderes als seine Worte, etwas anderes als seine Gedanken. Den inneren Riss heilt keine Gelehrsamkeit. Es wäre töricht, wenn wir meinten, heute brächte es unsere christliche Erziehung zu etwas anderem, als was sie damals erreichten. Was Unterricht und Erziehung geben kann, war damals in höherem Masse vorhanden als bei uns, befestigte Überzeugung, unerschütterliche Sitte, Treue in der Ausführung der Gebote. Was hilft? Das, was Jesus hatte, die Sohnschaft Gottes, und was er denen gibt, die an seinen Namen glauben, die Kindschaft Gottes, das, was uns zur Kindschaft Gottes bringt, der Geist. Jetzt erhalten wir nicht nur eine religiöse Tracht und Dressur; jetzt ist der Mensch geheilt. Darum hat Jesus den Glauben zu dem gemacht, was er in uns schafft. Denn der Glaube ist derjenige Vorgang, durch den Gottes Wirken unseren Willen bewegt. Darum ist im Glauben alles drin, Gottes Tat und mein Entschluss, Denken und Wollen, Erkenntnis und Tat.

Was krank ist an uns und was Du uns gibst, das, treuer Herr, stimmt zusammen. Du heilst uns da, wo wir krank sind, und so, dass wir genesen. Ich bitte Dich um einen starken Hass gegen jedes leere Wort und allen bloßen Schein. Mach es unserer lieben Christenheit sichtbar, dass Dein Reich nicht in Worten steht, sondern in Kraft.