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Predigten zu Matthäus 25,35

"denn mich hungerte, und ihr gabet mir zu essen; mich dürstete, und ihr tränktet mich; ich war Fremdling, und ihr nahmet mich auf;"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es hat in unsern Tagen Leute gegeben und gibt noch solche, die das ganze Christentum in diese guten Werke, welche der Heiland hier anführt, in ein menschenfreundliches, artiges, gefälliges, mit Werken der Liebe gegen den Nächsten verbundenes Betragen gesetzt haben und noch setzen. Sie sagen: »Auf das Glauben kommt es eben nicht an, sondern auf das Tun; glaube, was du willst, tue, was du kannst.« Sie berufen sich, um ihrem Irrtum einen rechten Anstrich zu geben, eben auf solche Stellen in der heiligen Schrift, wie die ist, die wir heute betrachten, und wollen behaupten, man sehe es ja hier gar zu deutlich, daß der Heiland auch alles auf Liebeswerke setze. Es ist hier der Ort nicht, diesen groben Irrtum zu widerlegen; es ist auch nicht der Mühe wert. Das wissen wir doch alle, daß einem hungrigen Menschen ein Stück Brot reichen, oder einem Durstigen einen Trunk Wassers, oder hin und wieder einen Kranken besuchen, oder überhaupt seinen Nächsten Gefälligkeiten erweisen - das wissen wir, sage ich, daß dies alles noch keinen Christen macht. Dies alles wird und muß ein wahrer Christ tun, ja noch mehr als dieses, geizig und hart gegen den Nächsten sein und ein Christ sein, das taugt nimmermehr zusammen. Aber wenn auch ein Mensch nicht geizig ist; so ist er doch darum noch kein wahrer Christ. Wie viele Leute gibt es in der Welt, die gutherzig und wohltätig sind gegen Arme und Elende, und Barmherzigkeit üben, ja, die für Menschenfreunde gelten, und sind doch Kinder der Hölle, zwiefältig mehr denn andere. Merket also wohl: So dürfet ihr diese Worte nicht verstehen, als ob der Heiland am jüngsten Tage nach etlichen äußerlichen Werken richten werde. Das sei ferne von ihm, der doch der gerechte Richter alles Fleisches ist. Würde er danach richten, so wüßte ich nicht, warum überhaupt Menschen zu seiner Linken stehen sollten. Denn es ist wohl kein Mensch in der Welt, der nicht hin und wieder einen Hungrigen gespeist oder einen Durstigen getränkt oder einen Kranken besucht hätte. Nein, der Heiland wird an seinem Tage ein viel tieferes, ein viel einschneidenderes Gericht richten. Er wird sagen: »Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeiset; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränket usw. Was ihr getan habt oder nicht getan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan oder nicht getan.« Auf die Worte »ich, mich, mir, mein« müssen wir merken. Der Heiland wird also richten nach dem Sinne, den wir für ihn und die Seinigen in dieser Welt gehabt haben. Und das ist ein Gericht, wodurch nicht die Oberfläche, sondern der Grund des Herzens gerichtet wird.

Heilger Jesu, Quell der Wonne, leucht in mir, du Lebenssonne, bis du alles bist in mir! Jesu mich verlangt nach dir!