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Predigten zu Matthäus 26,41

"Wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet; der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet."

Wenn Jünger Jesu einen tiefen Fall tun, hat das immer eine Vorgeschichte. Das lehrt uns auch die Verleugnung des Petrus. - Da war zunächst sein Selbstvertrauen und die Überschätzung der eigenen Kraft. Jesus sagt: "In dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern." Petrus antwortet: "Ob alle anderen - ich niemals!" Petrus war nicht unlauter, aber er kannte die Abgründe seines Herzens noch nicht. Er überschätzte seine eigene Kraft. Er dachte zu hoch von sich. Er sprach stolze Worte, während er ganz kurz vor einem schlimmen Fall stand. - Sollte uns das nicht zu denken geben? Wenn Kraftgefühle uns durchdringen, wenn wir der guten Meinung von uns selber froh sind, dann ist gewiss Gefahr im Verzug. Lasst uns klein werden und bleiben in den eigenen Augen. So können wir bewahrt werden. - Sodann: Unmittelbar vor der Verleugnung hat der Herr Jesus den Petrus noch besonders aufgefordert zum Wachen und Beten. Die Worte: "Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?" waren allen Jüngern gesagt, aber an Petrus direkt gerichtet (V. 40). Er hat sie vernommen, aber die Müdigkeit des Fleisches war so groß, dass Petrus die Mahnung überhörte. - Auch wir geraten vielfach dadurch zu Fall, dass wir den zarten Winken des Geistes, das Kämmerlein aufzusuchen, ungehorsam sind. Wenn wir nicht betend die Waffenrüstung Gottes anlegen, findet der Feind leicht eine Blösse, und sein Pfeil kann uns treffen. - Endlich wagte Petrus sich hinein in eine weltliche, Jesu feindliche Umgebung. Sein eigener Vorwitz führte ihn dorthin. - Hüten wir uns vor den gemütlichen Plauderstündchen am Kohlenfeuer der Weltmenschen! Gemeinschaft mit Gottesmenschen bewahrt. Gemeinschaft mit der Welt gefährdet. - Darum: Fort mit Selbstvertrauen, Trägheit im Gebet und weltlicher Gesellschaft! Dann bleiben wir bewahrt!


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."

Wäre unser Fleisch nicht der Sitz der Reizungen, Empfindungen und Begierden, die Stelle, wo Lust und Schmerz das große Wort führen, hätte die Anfechtung keinen Sinn und keine Gefahr. Engel, die kein Fleisch und Blut haben, sondern nur Geist sind, haben seit dem Augenblick, wo sie in der ersten Versuchung sich für Gott entschieden haben, keine Versuchung mehr zu bestehen. Wir aber stehen so lange in der Versuchlichkeit, als uns noch ein Nerv weh tut, ein Gefühl uns Lust bereiten kann. Wachen und Beten soll uns aufmerksam erhalten und gegen eine Überrumpelung schützen. Wo wir uns ganz gemütlich gehen lassen, sind wir in grösserer Gefahr, als wenn eine Stunde der Angst da ist oder Schrecken der Hölle uns überfallen. Im dunklen Tal der Not sind weniger Gotteshelden entgleist als im lustigen Sonnenschein des Leichtsinns. Fleisch und Blut sind wie starke, übermütige Pferde; der Geist ist ihr Lenker, die Zügel sind Wachen und Beten. Dein Blick muss stets vorwärts auf den Weg und die Pferde gerichtet sein. Die meisten Unglücksfälle kamen daher, dass man diese Aufmerksamkeit vernachlässigte. Wer beizeiten vorbeugt, beruhigt, zurückhält, wird siegen!

Und wenn ich achtlos würde, Herr Jesu, erinnere, warne mich beizeiten. Du weißt, wie es in unserem Fleisch und Blut einem zu Sinn ist. Du bist versucht wie wir und hast stets gesiegt. Jetzt hilf mir Unbeständigem zur Stille und zur Kraft durch deinen Geist. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet

Darauf kommt es an, dass ein lutherischer Kirchenchrist mit seiner armen, in Nacht und Unglauben, in Dunkel und Trübsal versenkten Kirche herzliches Erbarmen trägt. Darauf kommt es an, dass in dieser letzten betrübten Zeit etliche sich zusammentun und dass sie bereit sind, mit der Kirche, die sie getauft und die sie unterwiesen, in der Konfirmation treulich versorgt hat, mit der Kirche, die sie im heiligen Nachtmahl auf Christi Geheiß erquickte und viel tausendmal aus ihren Schatzkammern bereicherte, herzliches Erbarmen zu tragen. Nur eine Stunde, dann ist die Nacht gewichen und die Sonne ist da und die geliebte Kirche steht im Glanz. Nur eine Stunde, und der Versucher weicht, und die Verfolgung schweigt, und die Wahrheit behält das letzte und die Treue das sieghafte Wort.