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Predigten zu Matthäus 26,64

"Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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In Essen steht ein großes, helles Haus, das ein Freund der Jugend, Pastor Weigle, gebaut hat für Jungen. Viele haben in diesem „Jugendhaus" eine Heimat, Freunde und vor allem ihren Heiland gefunden.

Als ich zum ersten Mal dieses Haus betrat, fesselte ein Bild meine Aufmerksamkeit. Es hing als einziger Wandschmuck in dem großen Saal, wo jeden Sonntag in paar hundert Jungen versammelt sind. Da sieht man in den Wolken den Herrn Jesus. Er sitzt auf einem weißen Pferde. Auf Seinem Haupt glänzt eine goldene Krone. „Warum", fragte ich den alten Pfarrer, „hängt dies seltsame Bild als einziges hier im Saal?"

Er wurde sehr ernst: „Die Jungen, die am Sonntag hier von Jesus gehört haben, sind am Montag wieder in ihrem Alltag, in Schulen, Fabriken, Kaufhäusern. Und da haben sie als Jünger Jesu viel Spott und Hohn zu ertragen. Und viele Versuchungen zur Sünde treten in der Großstadt an sie heran. Da will dann oft der Mut sinken. Das Herz will schwach werden.

Wenn sie aber nun sonntags hier im Saal sind, dann ruft dies Bild ihnen zu: Jesus bleibt Sieger! Er wird wiederkommen in Herrlichkeit! Haltet aus, ihr Seine Streiter! – Dies Bild hat schon vielen Menschen neuen Mut gemacht." So sprach der Alte. Ich aber musste denken: Wenn doch alle Christen das Bild des wiederkommenden Herrn immer so vor Augen hätten wie diese Jungen! Amen.

Halte aus, halte aus, Zion, halte deine Treu, Lass doch ja nicht lau dich finden. Auf, das Kleinod rückt herbei; Auf, verlasse, was dahinten; Zion, in dem letzten Kampf und Strauß Halte aus, halte aus!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie ein Blitz für einen kurzen Augenblick das Dunkel der Nacht zerreißt — so ist dies Wort. Der Heiland sprach es, als Er in der tiefen Erniedrigung vor dem Hohenrat stand, ein gefesselter Angeklagter. Da stellte Er für einen Augenblick vor Seine Verächter dies gewaltige Zukunftsbild, wie Er in Herrlichkeit wiederkommen wird; und wie dann alle Welt erkennen wird, daß Er in Wahrheit der König aller Könige ist.

Einen Augenblick lang mögen die Feinde Jesu vor diesem Wort sich geduckt haben. Aber dann brach ihr Haß nur mächtiger hervor, und Jesu Erniedrigung wurde noch größer. Diese Niedrigkeit Jesu hat bis zum heutigen Tage nicht aufgehört. „Er will hier seine Macht und Majestät verhüllen . . . " Das ist eine Tatsache, die den Freunden Jesu viel Not macht. Ich erinnere mich, wie mir einst eine Rotte fanatisierter Burschen hohnlachend ein Kruzifix vor die Füße warf. Da lag das Bild des sterbenden Heilandes im Schmutz der Straße. Das Bild der größten Liebe verachtet und geschändet! Ich meinte, ein Blitzstrahl müsse die Ehre Jesu wieder herstellen. Aber es geschah nichts. Aus der Ferne hörte ich nur das höhnische Lachen der Burschen.

Und da fiel mir Jesu Wort ein, daß Er „kommen werde in den Wolken des Himmels". Nun wurde mein Herz fröhlich und getrost. Es ist nicht unsre Aufgabe, um die Ehre Jesu und Seines Reiches zu eifern. Wir haben nur Seine Liebe und Seine Wunden zu preisen. Er wird einmal vor aller Welt offenbar werden als der König. Dann werden alle Knie sich Ihm beugen. Und alle Zungen werden bekennen: „Er ist der Herr!" Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Der Priester stand vor dem Priester, der Priester des alten Bundes vor dem des neuen Bundes. Für den alten war der neue Priester eine Gestalt, vor der er erschrak, so dass er sein Kleid zerriss. Das war die Gebärde angstvollen Erschreckens und tiefster Trauer. War es nur Gebärde? Der alte Priester verstand sich auf Schauspielerei. Er stellte den Priester nur dar, ohne es in Wahrheit zu sein. Sein Priesteramt war seine Rolle, die er so zu spielen gelernt hatte, dass er Eindruck machte. Wer sieht aber in die Herzen hinein? Grund, erschrocken zu sein, hatte Kaiphas in der Tat. Denn im neuen Priester stand etwas völlig Neues vor ihm, was er sich nicht erklären konnte. Es ist die Pflicht des Priesters, dass er die Ehre Gottes wahre. Beide taten es in ihrer Weise. „Nun ist der Vater verklärt“, sagte Jesus, als Er sein Leiden begann. „Er lästert Gott“, sagte Kaiphas, als ihm Jesus seine Frage nach seinem königlichen Recht und seine Sohnschaft Gottes bejahte. Nach dem Urteil des Kaiphas war die Ehre Gottes auch die seines Priesters und in der Macht des Priesters ward Gottes Große offenbar. Denn sein Gott war die Macht. Bei Jesus ward Gottes Ehre dadurch offenbar, dass er gefesselt war und verurteilt wurde und zum Kreuz ging. Auch er bekannte sich zur Macht Gottes und gab ihr eine Herrlichkeit, die sich über den rationalen Gedankengang eines Sadduzäers weit erhob. Denn er sprach in den Banden von seiner Erhebung zu Gottes Thron und, als er gerichtet wurde, von seinem weltrichterlichen Amt. Aber sein Gott gibt seinem Priester nicht nur die Macht, sondern verlangt den Gehorsam von ihm, der allem entsagt und dennoch an Gott festhält. Er stellte vor die Erhöhung die Erniedrigung, vor die Verherrlichung die Entsagung, vor die Herrschaft den Gehorsam. Hatte Kaiphas nicht Grund zu erschrecken? Christus zu sein und alles zu leiden, Sohn zu sein und allem zu entsagen, alles herzugeben und eins mit Gott zu sein, das hieß Kaiphas unmöglich und nicht nur dies, er hieß es einen finsteren Gedanken, eine Entstellung des Gottesbilds, eine Verzerrung des göttlichen Willens ins Schreckliche. Er dachte, wie der Mensch denkt, der Gott gern für seine Zwecke benützt, und Jesus dachte, wie der Sohn denkt, der den Vater ehrt und in Ihm bleibt, weil er der Vater ist.

Für Dich, Herr Jesus, war der Psalm geschrieben: Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachteten, so bist doch Du meines Herzens Fels und mein Teil. Weil dies durch dich zur Wahrheit geworden ist, bist Du unser Friede und unsere Gerechtigkeit. Amen.