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Predigten zu Matthäus 3,8

"Bringet nun der Buße würdige Frucht;"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Was ist denn das Hindernis, das viele nicht über die ersten Rührungen hinauskommen läßt? Daß das Wort Gottes alle Sonntage einen Eindruck auf ihr Herz mache, das können sie schon leiden; aber daß es Wurzel in ihnen fasse, daß es seine durchsuchende, läuternde, scheidende und schneidende Kraft an ihren Herzen beweise: dazu lassen sie es nicht kommen; dazu haben sie keine Geduld; dazu sind ihre Gedanken zu ausschweifend; dazu haben sie das Eitle zu lieb; in einen Ernst zu Gott mögen sie nicht eingehen. Mit dem Christentum spielen, es zu einer Sache machen, an der man gewissermaßen seine Freude, aber freilich nur spielend und tändelnd eine Zeitlang hat, das läßt sich die Natur schon noch gefallen; aber es zur Hauptangelegenheit des Herzens machen, mit Bitten und Flehen und Anhalten um die Gabe des heiligen Geistes vor Gott treten, sich seine Sünden und Schanden willig ins Licht stellen lassen, das ist wenigen bequem.

Weil aber doch durch das Wort der Wahrheit einige Unruhe in das Herz gekommen ist, so sucht man dieser Unruhe auf andern Wegen abzuhelfen. Man tröstet sich selber, daß es doch so schlimm nicht mit einem stehe; man habe doch seine Freude am Worte Gottes, und möge auch gerne davon reden hören, aber man sucht seine Ruhe in allerhand Werken. Man sucht sie im Lesen erbaulicher Bücher, welches viele in ihrem Unverstände beten heißen, oder man sucht sie darin, daß man zu andern Leuten geht, die vom Christentum reden, und mit ihnen redet; oder man sucht sie in allerhand Aufopferungen, die man sich um des Reiches Gottes willen gefallen läßt. Dabei übt man sich um die großen Werke des Fleisches nicht mehr aus, wie man es vorher getan hatte; man flucht nimmer; man sauft nimmer; man treibt nimmer Unzucht oder Ehebruch wie vorher, und so richtet man ein Gebäude auf, das man Christentum nennt, das aber nur, von weitem betrachtet, so aussieht. Auf diesen Schein hin fängt man an, sich unter die Frommen, unter die Bekehrten zu rechnen; man will, daß man von jedermann dafür angesehen werde, und wirft sich zuletzt gar zu einem Unterweiser und Leiter der Blinden, zu einem Lehrer anderer auf, ob man gleich tot in Sünden ist. Das ist schrecklich. Solche Leute sind auf dem Punkte, die grimmigsten Feinde des Heilandes zu werden, unter lauter Selbstbetrug und Schein des Christentums. Herr, du wollst mich selbst bereiten, wie in Zeit und Ewigkeiten du dein armes Kind begehrst! Du kannst kräft- gen, stärken, gründen, Mittel, Zeit und Wege finden, da du mir dein Heil gewährst.

Ich will nach der Stille streben, stets vor deinen Augen leben, gib ein festes Herz mir nur, daß ich stets aufrichtig handle, lauter in der Liebe wandle, als in göttlicher Natur. Herr, bekehre auch die Meinen, schreib sie zu der Zahl der Deinen, führe sie zum wahren Licht; sei durch deinen Geist geschäftig, zeuch uns all von oben kräftig. Zeig uns dort dein Angesicht.