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Predigten zu Matthäus 4,5

"Dann nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Völlig frei stand Jesus über der Natur, als er, da er hungerte, nicht nach Broten griff, sondern sich an Gottes Leben schaffendem Wort genügen ließ. Kann sich ein solcher Glaube noch fürchten? Gibt es für ihn noch Gefahren? Stehst du auf Gott gestützt oberhalb der Natur, so wirf dich, sagt ihm der Versucher, hinab; das ist die Versuchung, die die Glaubenden anficht. Haben sie nicht das Recht und auch die Pflicht, alles zu wagen? Mit den menschlichen Möglichkeiten rechnet der Glaube nicht, denn er hält sich an Gottes allmächtige Gnade. Wo findet sich nun noch eine Schranke, die ihm Halt geböte? Die Verheißung, die uns zum Glauben beruft, kennt keine Schranken. Wie oft schwankt und fällt die Christenheit an diesem Punkt! Das Urteil Jesu bleibt aber völlig klar. Das ist nicht Glaube, wenn der Mensch vorangeht und Gott sie bestätigen muss. Der Glaube macht aus Gott nicht den Diener unseres Übermuts. Den Schluss: der Herr will es, denn ich will es, ließ Jesus nicht zu. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Aus dem Glauben entsteht nicht der Wille, zu erproben, ob wohl Gott helfe. Vielmehr bekommt der Glaube die richtige Haltung dadurch, dass er Gehorsam wird, der auf Gottes Leitung wartet und ihr folgt. Von der unbeschränkten Gewissheit des Glaubens bricht Jesus nichts ab und in die Vollendetheit der Verheißung reißt er keine Lücke. Das hat er damals bewiesen, als er zum Kreuz ging. Der Sturz vom Balkon des Tempels war nicht gefährlicher als der Gang an das Kreuz. Furcht vor der Natur und Furcht vor den Menschen hat in dem, der in Gott den Geber seines Lebens hat, keinen Raum. Nur eines gibt es, was er zu fürchten hat: die Furcht vor Gott lebt in ihm und macht es ihm unmöglich, den Gehorsam aufzugeben, der allein unseren Willen richtig und mit Gottes Willen einträchtig macht. Als Jesus zum Kreuz ging, sprang er nicht eigenmächtig in den Tod hinab; dorthin wurde er geführt.

Dein gebender und Dein gebietender Wille, Vater, sind eins. Zeige mir beide in ihrer völligen Verbundenheit, damit mein Glaube und mein Gehorsam verbunden seien. Trennte ich den Gehorsam von meinem Glauben, so werden meine Schritte falsch, weil mich mein Eigenwille verlockt. Fehlt meinem Gehorsam der Glaube, so drückt er mich und wird mürrisch und verfälscht. Auf Dich, Herr Christus, sehe ich, dass Du mir Schutz und Führung seiest. Dein Weg ist die gerade Straße. Amen.