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Predigten zu Matthäus 5,15

"Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Immer kommt das Wort Jesu von einer anderen Seite her, als wir erwarten. Er formt das Gleichnis, das er zum Bild seiner Jünger macht, nicht so: es ist Nacht und dunkel im Hause; zündet die Lampe an und tragt euer Licht in das dunkle Haus hinein, sondern er sagt: die Lampe brennt, verdeckt sie nicht, stellt sie nicht unter den Scheffel, wo sie nicht brennen kann und niemand leuchtet. Er hat nicht zu ihnen gesagt: macht aus euch das Licht der Welt, sondern: ihr seid es, wie er auch von sich selbst nicht sagte: ich mache aus mir das Licht der Welt, sondern: ich bin es. Warum überrascht uns sein Wort? Unsere Gedanken und die seinen gehen nicht von derselben Stelle aus. Unsere Gedanken fangen mit dem an, was wir selber sind. Jesu Gedanken fangen mit dem an, was Gott uns gibt. Weil wir bei uns selbst anfangen, fangen wir mit nichts an, beginnen mit dem, was uns fehlt und uns elend macht, bei der Lampe, die nicht brennt, die ich nun anzünden will bei der Nacht, der das Licht fehlt und die ich nun erleuchten will. Weil Jesus dagegen mit Gott anfängt, brennt bei ihm die Lampe und das Haus ist hell und er macht den Jüngern das zur Pflicht, dass sie das Licht nicht verbergen. Weil wir bei uns anfangen, das heißt beim Nichts, sehen wir, dass es viel für uns zu tun gibt. Nun machen wir uns ein großes Programm von Pflichten und verfassen ein mächtig anschwellendes Verzeichnis von Dingen, die wir schaffen wollen. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als dass wir uns den Lastträgern zugesellen, die eine schwere Bürde schleppen. Auch Jesus hat für seine Jünger ein Programm bereit und spricht mit ihnen von ihrer Pflicht und ihrem Werk. Bei ihm besteht aber ihr Werk darin, dass sie das scheinende Licht nicht verdunkeln und die empfangene Gabe nicht verderben. Nach unserer Meinung sollen wir etwas werden; nach Jesu Gebot sollen wir das sein, wozu uns Gottes Gnade macht. Das ist zugleich sein sanftes Joch und sein mit drohendem Ernst gefülltes Gebot. Ob von meinen hübschen Phantasien und großartigen Plänen viel oder wenig zustande kommt, daran liegt wenig. Wenn ich aber Gottes Gabe verderbe und das Empfangene unfruchtbar mache, das ist Schuld. Jesus zeigt uns, was Sünde ist und was ihr die uns verderbende Macht verschafft. Wer das ihm scheinende Licht auslöscht, der sitzt nun im Finstern. Der verschiedene Anfang, den unsere Gedanken und die Jesu haben, zeigt sich auch im Ende, zu dem sie gelangen. Weil wir bei uns, das heißt beim Nichts, anfangen, bringen wir es zu Worten. Weil Jesus dagegen mit Gott und seinen Gaben anfängt, führt er uns zum Werk. Was Gott uns gibt, sind nicht nur Worte, sondern ist Leben und Tat. Denn Gottes Reich steht nicht in Worten, sondern in Kraft.

Deine Gaben, Vater, umringen mich. Dein Licht scheint mir, Dein Wort ruft mich, Dein Friede beschirmt mich. Deine Gemeinde nimmt mich bei sich auf, nährt mich und gibt mir Teil an Deinem Werk. Nun bitte ich Dich, der Du das Wollen und Vollbringen schaffst, gib mir, dass das, was DU mir gabst, seine Frucht trage zu Deinem Preis. Amen.