Predigten zu Matthäus 5,39

Lass mich schlafend oder wachend auf Dich warten

Wiewohl unser ganzes Leben, das wir auf dieser Erde führen, nichts anderes als der Tod ist, achten wir nicht darauf. Leben und Tod sind nicht weit voneinander entfernt. Ach, könnte ich das nur recht erkennen! Denn wenn ich zu Bett gehe, weiß ich nicht, ob ich wieder aus dem Bett kommen werde. Und wenn ich mich zu Tisch setze, weiß ich nicht, ob ich wieder aufstehen werde. Kurz gesagt: Wir sind uns unseres Lebens genauso wenig sicher, wenn wir wachen oder schlafen, als wenn wir im Sterben liegen. Wir finden aber nichts Besonderes daran, denn vor zehn Jahren sind wir auch zu Bett gegangen und vom Schlaf stets wieder erwacht. Diese Gewöhnung macht es, dass wir es nicht für so gefährlich halten, wenn wir zu Bett gehen, aus der Tür treten oder etwas unternehmen, als wenn wir sterben. Gleichwohl besteht kein grundlegender Unterschied darin; nur die Gewohnheit lässt es anders erscheinen. Denn ebenderselbe Engel muss mich bewahren und in seinen Armen tragen, wenn ich in den Schlaf sinke oder wenn ich sterbe. Für Christen macht es in Wirklichkeit keinen Unterschied, ob sie einschlafen oder sterben.