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Predigten zu Matthäus 6,24

"Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Besitz haben und Gott haben, das stimmt fein zusammen. Denn der Besitz ist uns von Gott gegeben und wird uns als sein Segen zuteil. Weil er uns nötig ist, dienen wir der göttlichen Ordnung, wenn wir ihn erwerben und verwalten. Gott haben bedeutet aber, ihm dienen. Ich kann ihn nur dadurch für mich haben, dass ich mit allem, was ich bin und tue, sein eigen bin und seinen Willen tue. Dieser Dienst ergreift mich aber ganz. Somit ist es unmöglich, dass ich dem Besitz diene, an ihn gebunden sei und mich ihm zum Knecht mache, wenn ich Gott habe und darum auch Gott diene. Es ist also meine Christenpflicht, zu prüfen, wann aus meinem Erwerben, das mir mein Besitz verschafft, der Dienst des Besitzes wird. Ernsthaft und erfolgreich kann ich nur dann arbeiten, wenn ich mein Herz in meine Arbeit lege. Ich muss mit gesammeltem Nachdenken und entschlossenem Willen meine Arbeit tun. Das ist aber das, was sie gefährlich macht. Deshalb, weil ich nicht mit halbem Herzen arbeiten und erwerben darf, dreht sich leicht das Verhältnis um, so dass aus dem Besitz der Besitzer, aus dem Mittel der Zweck, aus dem Herrn der Knecht wird. Ich spüre, dass das Verhältnis sich umgedreht hat, wenn ich nicht mehr entbehren kann, unfähig zum Geben bin, wenn ich im Ertrag meiner Arbeit deshalb, weil sie meinen Besitz mehrt, meine Ehre und Größe suchte. Damit bin ich aber dem Dienst Gottes entflohen und habe aus allem, was ich meine Religion oder mein Christentum heiße, Schein und Einbildung gemacht. Wachsamkeit ist hier von mir gefordert, unablässige, stets gewaffnete. Der Kampf ist heiß, und je verwickelter unsere Wirtschaft wird, desto künstlicher die Wege sind, auf denen wir die Lebensmittel suchen müssen, um so härter, an Wunden und Niederlagen reicher wird der Kampf. Uns allen ist aber auch die uns schützende Hilfe gezeigt. Du kannst, sagt mir Jesus, Gott dienen und damit endet deine Verknechtung an deinen Besitz. Dass du ihm dienen kannst, ist sein gnädiges Geschenk, seine herrliche Gnadentat. Nahe dich zu Gott, so naht er sich dir. Nun habe ich den Standort, der mich über alle Fragen und Sorgen der Wirtschaft erhebt, kann erwerben, ohne zu verderben, kann besitzen, ohne an meinem Besitz zu sterben. Denn jetzt kann ich nicht nur erwerben, sondern auch gebrauchen, nicht nur gewinnen, sondern auch geben, und bereite mir mit der Mehrung meines Besitzes die verstärkte Pflicht und das erhöhte Vermögen zu meinem Gottesdienst.

Nur um eines kann ich bitten, nicht um Reichtum und nicht um Armut, sondern darum: Mache Deine Gnade mir so groß und in mir so wirksam, dass ich Dein eigen bin und Dir diene in allem, was ich tue. Ich bedarf in allem Deines Vergebens, denn was natürlich ist, zieht mich an sich mit Allgewalt; aber Dein Vergeben ist stark und überwindet das Böse und führt uns in die Freiheit ein. Amen