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Predigten zu Matthäus 8,20

"Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Als heimatlos beschreibt sich Jesus. Er hat nicht eine Wohnung, die ihm für die Nacht eine Stätte zu sicherer Ruhe darböte. Daher macht er auch die Seinen heimatlos. Einen Bau, wie der Fuchs sich ihn gräbt, oder ein Nest, wie ein Vogel es sich baut, verschafft er seinen Jüngern nicht. Die Armut Jesu wird dadurch nach derjenigen Seite sichtbar, an der sie besonders schmerzhaft drückt; nicht nur so, wie sie den verächtlichen Spott derer erregt, für die Reichtum das einzige solide Glück und Gut bedeutet, nicht nur in der Weise, dass die Entsagung nur den Genuss beschränkt und auf das verzichtet, was sich als verschönender Schmuck um unser Leben legt. Hier greift die Entbehrung das Unentbehrliche an und schmälert die Bedingungen des Lebens, die durch nichts anderes zu ersetzen sind. Die Arbeit des Tages ist geschehen und die ermüdende Wirkung macht sich fühlbar. Das Bedürfnis nach Ruhe ist da. Aber es fehlt der Ort, an dem sich der erquickende Schlaf finden ließe. Die schützenden Wände, die die anderen fern halten, fehlen und der dringende Anspruch, den der Dienst an Jesus stellt, treibt die Ruhe weg. Damit war nicht nur ein Luxus preisgegeben, der ohne Schaden entbehrt werden kann. Hier war auch das nicht vorhanden, was die Natur fordert und was sie deshalb auch dem Tier gewährt. Daraus wurde aber für Jesus keine Not, über die er klagen möchte, und auch für den, der ihm nachfolgen möchte, entsteht daraus kein Grund, der ihn abschrecken dürfte. Er hat sich freilich klar zu machen, was er tut, wenn er sich zu Jesus hält, ob ihm auch dann die Gemeinschaft mit Jesus Freude bleibt, wenn sie ihn heimatlos macht und ihm keine Ruhe lässt, ob seine Liebe die Kraft habe, dass sie ihm auch diese Entbehrung versüßt. An Jesus hat er vor Augen, dass die Liebe das vermag und den Sieg über unser natürliches Empfinden und Bedürfen gewinnen kann. Indem Jesus sogar auf die Stätte, die ihm die Ruhe gewährt, verzichtete, bewährt er die Wahrheit seines Wortes, dass seine Speise das sei, den Willen Gottes zu tun und sein Werk zu vollenden. Aus seinem Wirken entsteht seine Kraft, aus der Entbehrung erblüht ihm die Freude und der rastlose Dienst macht ihn froh und reich. So legt uns Jesus das Psalmwort aus: „Vor dir ist Freude die Fülle“, auch für den Heimatlosen, der weder Platz noch Zeit zum Ruhen hat.

Auch wenn wir zu Dir kommen, lieber Herr, schwebt uns das vor, was wir bei Dir für uns gewinnen; denn es wird uns schwer, nicht an uns selbst zu denken. Wir bedürfen die Ruhe und bedürfen die Freude, Was die Natur aus uns macht, macht sie uns unentbehrlich. Du hast sie uns auch verheißen und gibst sie uns, aber in neuer Weise, nicht so, wie wir sie uns selber bereiten, sondern so, wie Deine Liebe sie uns schenkt. Dir wende ich mich zu mit aufgedecktem Angesicht und bitte Dich: mache mich zu deinem Bild. Amen


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.

Wie leicht vergisst man doch die Armut unseres Herrn während seines Wandels hienieden! Wie harmoniert vornehmes Christentum mit Jesu Jüngerschaft? Hat der Mammon und die Ehre dieser Welt einen Altar im Herzen eines Nachfolgers dessen, der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte? Nein und noch einmal nein! Christen müssen sich wohl fühlen bei ihrem einst so armen Heiland; sie müssen sich wohl fühlen in der Gemeinschaft von armen Jüngern Jesu, an denen wir keinen Mangel haben. Er ist arm geworden, damit wir durch seine Armut reich würden. Jeder Zug im Leben und an der Person des Herrn soll eine Segensquelle für uns werden, so auch seine Armut. Er, durch den alles geschaffen ist, und der alle Dinge trägt, lebte so, dass er von einem Tag auf den andern auch mit dem täglichen Brot ganz von seinem Vater abhängig war. Er war so demütig, dass er es nicht verschmähte, Handreichung von einigen Frauen anzunehmen, die ihm nachfolgten. Als er aber seine Jünger einmal fragte: habt ihr auch je Mangel gehabt? so konnten sie antworten: nie! Er ist also nie zu Schanden geworden mit seinem Vertrauen auf seinen Vater, für sein und seiner Jünger tägliches Brot. Wenn du betest: unser täglich Brot gib uns heute, so denke daran, dass diese Bitte zum ersten Mal von deinem armen Heiland gebetet wurde. Bete sie ihm nach im Glauben, und du wirst auch keinen Mangel haben, wenn dir, wie ihm das Reich Gottes die Hauptsache ist. Das ist meine Speise, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dieser Sinn Jesu muss unser Sinn werden, dann haben wir die beste Garantie für das tägliche Brot.

Herr Jesu! ich danke Dir für Deine Armut, für Deine Erniedrigung bis zum Tode am Kreuz. Hilf mir, Dir nachzufolgen, wie Du mich auch führen willst. Amen