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Predigten zu Matthäus 9,15

"Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Gefährten des Bräutigams trauern, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Ein Bräutigam braucht Festgenossen, die mit ihm feiern, und dazu hat Jesus seine Jünger gemacht. Für ihn war sein Wirken ein festliches Feiern, ein Hochzeitstag. Denn nun kommt zur Tochter Zions ihr König und zur geplagten, zerstreuten Herde der Hirt und zum gottlosen Volk der Sohn Gottes, an dem es endlich den Vater sieht. Er kann aber nicht einsam feiern. Er kommt als der Gebende; so braucht er die Empfangenden. Er kommt mit dem selig machenden Wort; so braucht er die, die es hören. Er kommt mit der Vergebung der Sünden; darum sucht er die Sünder, die sie empfangen. Er kommt im Dienst des göttlichen Reichs; so braucht er die, die er regiert und zu seiner Gemeinde macht, und weil er sie brauchte, führte der Vater sie zu ihm. Sie waren da, die Freunde des Bräutigams, seine Hochzeitsleute. Was haben sie zu tun? Mit ihm zu feiern, sich daran zu freuen, dass das Fest des Bräutigams begonnen hat, seine Tischgenossen zu sein, denen er seine Gaben reicht, und ihm treu und verbunden zu sein, wie es die ihnen gewährte Freundschaft von ihnen verlangt. Dies ist ihre Pflicht und darum können sie nicht Leid tragen, obwohl es ihnen an Anlass zum Kummer nicht fehlt. Die Welt ist dunkel und in Israel geschieht viel Böses und die Jünger haben auch selber teil an dem, was die Welt aus uns macht und die Not des Volkes ihnen antut. Dennoch können sie nicht fasten, wie es die Betrübten tun. So dächten sie nur an sich, nur an das, was sie bekümmert und sie bedürfen. Ihre Zeit gehört aber dem Bräutigam und dieser feiert und sie mit ihm. Das ist die Christenregel, die für alle Zeiten gültig ist. Das Werk Jesu in der Menschheit ist ein freudenreicher Dienst und ein selig machendes Werk; denn es verherrlicht ihn und in ihm Gott. An uns verherrlicht er sich und macht an uns Gottes Gnade groß. Das macht aus dem Christenleben die Feier und gib der Christenheit das Loblied, das nicht verstummt. Zum betrübten Kummer haben wir Grund, wenn wir auf uns und unsere Zustände sehen. Dort gibt es vieles, was Tränen verdient. Wer aber Jesus kennt, kann nie so auf sich selber sehen, dass er nur sich selber sieht, und darum gilt es in jeder Lage, auch wenn wir tief gebeugt sind: die, die Christus kennen, sind eine feiernde Schar.

Sende auch jetzt einen Strahl aus Deiner Freude in meine Seele. Die anderen sprechen vom grauen Alltag. Mache ihn mir zum Festtag, weil Du lebst und regierst in der Vaters Gnade und Macht. Amen.