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Predigten zu Nehemia 8,10

"Und er sprach zu ihnen: Gehet hin, esset Fettes und trinket Süßes, und sendet Teile denen, für welche nichts zubereitet ist; denn der Tag ist unserem Herrn heilig; und betrübet euch nicht, denn die Freude an der HERR ist eure Stärke."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Kraftspendende Freude Die Freude am Herrn ist eure Stärke."

Es ist ein großer Unterschied, ob die Freudengefühle aus der Natur entsprungen oder vom Heiligen Geist gewirkt sind. Oft fließt besonders bei Neuerweckten in die Freude noch viel Seelisch-Naturhaftes mit ein. Die rein seelischen Gefühle sind wie Flugsand. Auf sie kann man nicht bauen. Sie sind wie Schaum und haben keine Kraft in sich. Je mehr Natur und Gnade auseinandergehalten werden, je mehr das innere Leben sich klärt, desto reiner und stiller wird die Freude. Sie wird tiefer und beständiger, nicht mehr so schnell verfliegend und so wechselnd mit Niedergeschlagenheit. Sie wird immer mehr eine Glaubensfreude, die so stetig ist wie der Glaube selbst. Sie wird eine Freude am Herrn, an ihm selbst und an ihm allein, die so bleibend ist, wie er, der Herr, bleibt. Als die Jünger um ihres Zeugnisses willen ins Gefängnis kamen und dann verhört wurden, "sahen sie aber an die Freudigkeit des Petrus und Johannes und verwunderten sich" (Apg. 4, 13). Als Paulus und Barnabas aus Antiochien hinausgestossen wurden, lesen wir von ihnen: "Die Jünger aber wurden voll Freude" (Apg. 13, 52). Die Freude am Herrn, an all dem, was sie durch ihn an Gnadengütern empfangen und mit ihm erlebt haben, war so groß, dass sie in ihnen zur unüberwindlichen Zeugenkraft wurde. Diese Freude machte sie so stark, alle Trübsale um Jesu willen als Würde anzusehen. Diese heilige Freude ist Stärke; Niedergeschlagenheit ist Schwäche und Kraftlosigkeit. Aus dieser Freude entspringen Taten. Sie ist nicht ein Gefühl, das wirkungslos verpufft. Geistesgefühle wirken schöpferisch. Sie sind Funken, die von oben in die Seele geworfen werden. Sie stammen von dem Feuer, das auf dem Altar Gottes brennt, und entzünden den Eifer, der die größten Opfer der Liebe bringt. Alles kräftige Wirken zur Ehre Gottes und zum Dienst der Menschen fließt aus einem freudigen Geist. Es ist eine schwere Sache, wenn man Aufgaben vor sich hat, und das Gemüt ist niedergedrückt. Wie soll man von den herrlichen Taten Gottes zeugen und sein Lob verkünden, wenn man wie ausgetrocknet und ausgestorben ist? Die heilige Freude ist ein frischer Quell. Wo er fehlt, ist alles wie versandet. Darum wünscht der Apostel den Christen in Rom viel Freude im Glauben". Er selbst steht in dieser Freude und ruft auch uns zu: Freuet euch in dem Herrn allewege!" Der Heiland sagt seinen Jüngern in Joh. 16, 24: "Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen werde." Freude ist die Frucht des Heiligen Geistes; um diesen sollen wir bitten. Wo er ins Herz geschenkt wird, da hält die Liebe Einzug, und Freude ist die jubelnde Liebe.

O Herr, lass diese über dich jubelnde Liebe auch meine Stärke sein!


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Die Freude am Herrn ist eure Stärke."

Einer, der sein Herz lange im Unglauben vor Gott und seinem Wort verschlossen hatte, bezeugte später: "Als ich die ganze Bibel durchlas und sah, wie sie Licht in alles Dunkel und Trost in alles Leid bringt, wurde mir ihr göttlicher Ursprung gewiss ... Die Bibel ist das Buch der Freude." Und da gibt es Leute, die meinen, der Glaube an den in der Schrift geoffenbarten Heiland nehme dem Leben die Freude, mache den Menschen zum Kopfhänger und zum Schwarzseher. Nein, nein! Wer die Freuden und Lustbarkeiten der Welt - und wir leugnen nicht, dass es solche gibt - kennen gelernt, nachher aber die Gemeinschaft mit Gott gefunden und erlebt hat, der sieht jene an wie zerknitterte Papierblumen im Vergleich zu den herrlichen Blüten und Früchten im Garten Gottes.

Ja, Freude, die Freude, die aus wahrer Abkehr von der Sünde und innigem Anschluss an Gott erwächst, ist die Atmosphäre, in der der Gottesmensch stark wird und gedeiht. Das war schon im Alten Bunde so, wie der Zusammenhang unseres Textes lehrt. Es ist noch mehr der Fall da, wo der Heilige Geist im Herzen Wohnung gemacht hat. Eine freudige Armee ist siegreich; und ein im Herrn freudiger Christ ist stark.

Der Du Deinen Kindern gern Freude gibst, schenke und mehre sie auch mir. Prüfst Du mich mit irdischem Leid, so erhalte mir dennoch die Freude an Dir!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das ist ein großartiges Wort! „Freude!" — „Stärke!" — ja, danach schreit unser trübes und oft kraftloses Herz. Nun müssen wir aber darauf achten, in welchem Zusammenhang dieses großartige Wort gesagt wurde. Dann wissen wir auch, wie wir zu „Kraft" und „Freude" kommen können. Nehemia schildert uns eine gewaltige Stunde: Vor dem Wassertor in Jerusalem ist das ganze Volk Israel „wie ein Mann" versammelt. Alle lauschen in atemloser Spannung dem Priester Esra, der auf einem erhöhten Platz steht. In der Hand hält er eine Buchrolle. Aus der liest er vor. Was für ein Buch ist es, das die Tausende so fesselt? Es ist das Gesetz Gottes.

Esra liest Gottes Gesetz vor. Er predigt nicht. Er erklärt nicht. Er sagt nicht seine eigenen Gedanken zu der Sache. Er teilt nur geradezu sachlich den Willen Gottes mit. Und nun geschieht etwas Seltsames: Ein Schrecken fällt auf die Leute. Es erschrecken die Leichtsinnigen, denn sie merken, daß es Gott ernst ist mit Seinem Gesetz. Es erschrecken die Selbstgerechten. Sie hatten bisher eine gute Meinung von sich selbst. Aber nun können sie ihr Leben mit dem klaren Willen Gottes vergleichen. Da geht aller Selbstruhm in Stücke.

Und es erschrecken die Frommen. Denn sie merken, daß ihrem Leben das Größte fehlt: der Gehorsam, wie ihn ihr Vater Abraham darbrachte. Der Bericht Nehemias sagt: „Das Volk weinte, da sie die Worte des Gesetzes hörten." Und da — gerade da — wurde das Wort gesprochen: „Bekümmert euch nicht! Die Freude am Herrn ist eure Stärke." Menschen, die echte Buße tun, dürfen den Sünderheiland finden, in dem wir Vergebung und Gerechtigkeit haben. Und das gibt Freude und Stärke. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Die Freude am HErrn ist eure Stärke

Ein traurigen Herz wird bald müde, das ist ein häufig bestätigtes Sprichwort. Welch ein Unterschied zwischen der Energie eines gesunden, freudigen Herzens und der erzwungenen Tätigkeit eines vom Gram bedrückten! Das eine geht in Sprüngen an seine Aufgabe, das andere schleicht sich dazu heran. Das eine entdeckt, dass Selbstaufopferung seine Speise und Trank ist, – das andere hinkt, bückt sich und kriecht mühsam dahin. Willst du stark sein für die Arbeit deines Lebens, so erhalte dir ein fröhliches Herz; aber es sei die Freude am HErrn, die dich fröhlich macht. Die Welt bietet dir ein Gegenstück davon, wovor du dich hüten musst – eine äußerliche Lustbarkeit, ein Scherzen und ausgelassenes Lachen, darunter sich ein wundes, trauriges Herz verbirgt. Salomo vergleicht die Freude der Welt mit dem Krachen der Dornen im Feuer, die rasch aufflackern, aber abbrennen, ehe das Wasser im Topf heiß ist (Pred. 7,7).

Die Freude am HErrn müssen wir haben. Sie beginnt mit der Gewissheit der Vergebung der Sünden, der Annahme in dem Geliebten. Sie wird genährt durch Prüfung und Trübsal, die uns die äußeren Quellen des Trostes verdecken, damit wir lernen uns unsers Gottes zu freuen durch unseren Herrn Jesum. Sie hängt nicht von äußeren Umständen ab, – die sie besitzen, können sogar im Kerker und im Stock singen. Sie wird nicht sowohl von den Gaben Gottes, als von Ihm selbst genährt. Sie ist die Frucht des Geistes, der in uns Liebe, Freude, Friede, Langmut erzeugt. Wenn der HErr selbst deine Seele erfüllt, so wird die Freude so natürlich folgen, wie das Murmeln des Baches seinen Lauf begleitet.

Solche Freude wird sich auch stets anderen mitteilen. Du wirst sie denen gönnen wollen, die ihrer entbehren. Deine Freude wird ansteckend sein; sie wird ihr wohltuendes Licht auf traurige, müde Herzen fallen lassen.