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Predigten zu Offenbarung 2,6

"Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wahrscheinlich wußte der Gemeindevorsteher von Ephesus nicht einmal, daß ihm der Umstand, daß er die Werke der Nikolaiten haßte, vom Heiland so hoch angerechnet werde; es war ihm nichts Besonderes, er sah es als etwas ganz Natürliches an, es floß von selbst aus seinem innern Gemütszustande; und doch sagte der Herr: »Das haßt du! Das gefällt mir, daß du der Nikolaiten Werke hassest.« Woher kommt das? Auch am Jüngsten Tage, wenn alle Menschen vor dem Herrn versammelt und ihre Gedanken, Worte und Werke ans Licht gebracht werden, da wird manches ganz anders ausfallen, als wir zuvor glaubten; da wird manches getadelt werden, das wir für lobenswürdig hielten; und das, woran man nicht gedacht hat, wird vergolten werden, und zwar öffentlich, wie es der Heiland verheißen hat. Wie geht das zu? Dies kommt daher, weil wir im Beurteilen unserer Handlungen nur auf das Große und Auffallende sehen; der Heiland aber sieht auf das Kleine, Geringfügige, Gewöhnliche, Alltägliche: Wir sehen auf das, was uns sauer geworden ist, dies hat sich unserer Seele tief eingeprägt, dies vergessen wir nicht so leicht; der Heiland aber sieht auf das, was ganz natürlich aus unserem Seelenzustand herausgeflossen ist. Wie viele alltägliche Dinge, die man nicht beachtet hat, werden an jenem Tage als gute Werke vergolten werden: Aber an das, was so vieles Aufsehen gemacht, wird nicht gedacht werden, es wird vielleicht in die Reihe der Dinge kommen, die im Buche des Todes stehen. Gottes Gerichte sind anders als der Menschen Gerichte. Es ist aber eine große Weisheit des Herrn, daß er das Gute, welches die Feuerprobe aushält, vor seinen Kindern verbirgt; er zeigt es ihnen nicht, weil die Eigenliebe sich darin spiegeln und der göttliche Schatz so verdorben würde. Deswegen ist es auch nicht die Art eines Kindes, zu fragen, ob es lobenswürdig sei. Zu fragen: Wo sind die Dinge, die dem Herrn an mir gefallen? Damit wird nur die Zeit verdorben. Nein! Unter der täglichen Zucht der Gnade wird ihm der Zustand seines Elends und seiner Verdorbenheit aufgedeckt, und bei diesem steten Gefühl seiner Niedrigkeit gibt ihm der himmlische Vater seinen Geist, so daß es sich nicht irre machen läßt durch alle möglichen hohen Gedanken, die durch die List des Satans in ihm aufsteigen könnten, und so geht es der Ewigkeit entgegen, bewahrt wie mit einem Schilde, darunter läuft es hin bis ins Vaterland, indem es lernt auf Gnade trauen und in Versuchung fest stehen. Das ist die wahre Weisheit eines Kindes Gottes, die ein Jünger des Herrn so richtig beschreibt:

Und würde man auch irgendwo der eignen Gnadenarbeit froh, so kommt die heiige Scham herbei, die zeiget uns so mancherlei, daß man Gott dankt, wenn man sich selbst vergißt, und denkt an nichts, als daß ein Heiland ist.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Damit will der Heiland dem Bischof etwas zum Lobe sagen: Ob ich gleich an dir auszusetzen habe, daß du die erste Liebe verlassest, so gefällt mir doch das an dir, daß du die Werke der Nikolaiten hassest. Hierbei drängt sich die Bemerkung auf, daß der Heiland zwischen das Lob einen Tadel hineingesetzt, Lob und Tadel durch eine liebliche Mischung gemildert hat, auf daß eine desto größere Wirkung bei dem Bischof hervorgebracht werde. Wir hätten wohl nach unserer Art das Lob sogleich zum Lobe und den Tadel sogleich zum Tadel gesetzt; aber dies war dem Sinne des Heilands, seiner Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit nicht angemessen; er will in der Erziehung der Seinigen durch das Lob nicht erheben, durch den Tadel nicht niederschlagen; er will nicht überstürmen, aber auch nicht niederdrücken; es soll alles zu einer aus der Wahrheit kommenden Beugung und Buße, zu wahrhafter Besserung führen. O wenn wir m diese Art des Heilands hineinblikken, nach welcher er auch da, wo er tadeln, strafen und sein heiliges Mißfallen bezeugen muß, dieses nicht auf eine solche Art tut, wie oft Menschen, welche froh sind, wenn sie eine Gelegenheit finden, ihren Unmut heraus- brechen zu lassen und wie man im Sprichwort sagt: »Das Kind mit dem Bade ausschütten«, sondern so, daß er nur die Sünde von den Seinigen entfernen will, auf daß sie selber nicht Schaden nehmen an ihrem eigenen Seelenheil; wenn wir diese Art des Heilandes bedenken, so dürfen wir uns ja wohl freuen, daß wir einen solchen Herrn haben: O wie gut und selig dient sich's nicht diesem liebevollen Monarchen, der Mitleiden hat mit unserer Schwachheit. Er gehört nicht unter diejenigen Ärzte, welche mit rauher Hand die Geschwüre ihrer Kranken aufreißen und aufätzen, welche, ohne die Folgen zu bedenken, mache es Schmerzen, wie es wolle, bringe es den Tod oder was es wolle, in unvernünftiger Leidenschaftlichkeit zufahren; nein, der Heiland hat acht bei der Pflege seiner Kranken auf die Natur ihres Schadens, und wenn er auch eine bittere Arznei gebrauchen muß, so weiß er sie doch mit etwas Süßem zu vermengen, so daß ihr viel von ihrer Bitterkeit genommen wird.

Du hast mich je und je geliebt und mich zu dir gezogen; eh ich noch etwas Guts geübt, warst du mir schon gewogen. Ach, laß doch ferner, edler Hort, mich diese Liebe leiten und begleiten, daß sie mir immerfort beisteh auf allen Seiten.