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Predigten zu Philipper 4,2

"Die Evodia ermahne ich, und die Syntyche ermahne ich, einerlei gesinnt zu sein im Herrn."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Heilmittel gegen Zerklüftung

"Die Evodia ermahne ich, und die Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Geselle, stehe ihnen bei, die samt mir für das Evangelium gekämpft haben."

Nichts tut der Feind lieber, als in den Reihen des Volkes Gottes eine Zerklüftung anzurichten. Wir sollten darum jeden biblischen Wink dankbar begrüssen, der uns eine Waffe, ein Heilmittel für die Einigung in die Hand gibt. Das tut auch diese Stelle, die von den beiden Frauen Evodia und Syntyche handelt.

1. Die schöne frühere Stellung

Evodia und Syntyche, die jetzt uneins geworden sind, haben früher eine gute innere Stellung eingenommen. Paulus sagt von beiden, dass sie mit ihm für das Evangelium gekämpft haben. Vielleicht bezieht sich das auf die Zeit der Gründung der Gemeinde in Philippi, als diese beiden Frauen tapfer auf der Seite des Paulus standen. Sie hielten entschieden zu Jesus und seinem Evangelium, als es durch allerlei Nöte und Kämpfe hindurch ging. Paulus vergisst den beiden nicht, was sie für eine treue Hilfe geleistet haben. Dankbar erinnert er sich daran, wie sie sich bewährt haben. Ja, auch Frauen können mithelfen, wo das Reich Gottes gebaut wird.

2. Der gegenwärtige Abweg

Von der vergangenen köstlichen Zeit im Glaubensleben der Evodia und der Syntyche hebt sich nun der gegenwärtige Irrweg ab, auf den sie geraten sind. Es sind zwischen den beiden Frauen Schwierigkeiten und Spannungen entstanden. Wie es dazu gekommen ist und worin die Not im einzelnen bestand, deutet der Text in keiner Weise an. Darum wollen wir auch keine Vermutungen anstellen. Aber eins ist klar: Gerade auf solche, die an hervorragender Stelle mitkämpfen für das Evangelium, die an vorderster Front stehen, richtet der Feind seine Pfeile. Er versucht, sie innerlich zu schädigen. Das ist ihm bei den beiden Frauen in der Gemeinde zu Philippi gelungen. Es entstand zwischen ihnen ein Missverhältnis, das die andern bemerkt haben. Überall sprach man davon: "Zwischen den beiden stimmt es nicht." Wir können uns denken, dass dieses getrübte Verhältnis der beiden einen großen Schaden anrichtete. Die Gemeinde zu Philippi war eine schöne göttliche Pflanzung. Der Kerkermeister hatte sich bekehrt und die Lydia und viele andere, deren Namen im Lebensbuch stehen. Nun suchte der Feind in die Schar der Gläubigen einzudringen und Gottes Werk zu zerstören. Wie viele Lästerzungen mögen sich aufgemacht und über das gespannte Verhältnis der beiden geklatscht haben! Paulus hat mit Schmerz von dem allen gehört.

Was der Feind damals in der Gemeinde zu Philippi anzurichten versuchte, das tut er auch heute noch hin und her. Die Anlässe sind oft so nichtig, die Gläubige dahin bringen, dass sie nicht in der Liebe Christi bleiben. Evodia und Syntyche hatten einst gestritten für das Evangelium, nun stritten sie wider einander.

Wir wollen betend achtgeben, dass wir im Kampf für das Evangelium zusammen bleiben und nicht durch die Machenschaften des Teufels auseinanderkommen. Wir wollen vor allem unsere Zunge hüten, dass sie nicht unvorsichtig und lieblos redet und Keile treibt zwischen die, denen ein gemeinsamer Kampf für Gottes Sache aufgetragen ist.

3. Das Heilmittel

Welches ist nun der Weg der Hilfe, den Paulus zeigt? Wie zart geht Paulus vor in der Behandlung dieser heiklen, schwierigen Sache! Wie wägt er seine Worte so ab, dass keine der Frauen das Gefühl bekommt, er tritt mehr auf die Seite der Gegnerin! "Die Evodia ermahne ich, und die Syntyche ermahne ich", d. h. jede bekommt bis auf den Buchstaben das gleiche Wort, die gleiche Schärfe, die gleiche Milde. Der Apostel tritt den Fehler nicht breit, er schildert nicht ausführlich den Abweg. Ausführlich ist seine dankbare Erinnerung, wie die beiden Frauen für das Evangelium gekämpft haben, und seine Freude, dass ihre Namen im Buch des Lebens stehen (V. 3 Ende). Das Verkehrte im Verhältnis von Evodia und Syntyche tritt eigentlich nur in der Ermahnung zur Einigkeit zutage.

Was sollen die Frauen tun? Sollen sie sich die Hand geben, miteinander sprechen, miteinander zu Tisch gehen? Nein, damit ist die Sache nicht erledigt. Die Gesinnung der beiden muss eins werden: "Ich ermahne sie, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn."

Es gibt künstlich herbeigeführte Versöhnungen, die nicht standhalten, mit denen es nicht ernst gemeint ist. Bei einer Versöhnung ist das Wichtigste, dass die Gesinnungen zusammen kommen. Wie denn? Soll die eine der andern nachgeben? Auf ihre Interessen eingehen? Nein, Evodia und Syntyche sollen eines Sinnes werden "in dem Herrn" . Nicht soll die Evodia das Gefühl haben: Ich soll der Syntyche nachgeben. Nicht soll die Syntyche den Eindruck haben: Ich soll mich unter die Evodia ducken. Nein, was der Heiland haben will, das sollen beide tun! Des Heilands Wort und Wille für solche Fälle ist immer klar. Er will, dass das Verhältnis der Seinen untereinander von der Gesinnung der Liebe bestimmt ist: "Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe" (Joh. 15, 12). Wenn Jesu Jünger nicht eins werden untereinander - muss man dann nicht fürchten, dass auch ihr Verhältnis zum Herrn nicht in Ordnung ist?

Wir wollen des Paulus Bitte an Evodia und Syntyche als Bitte des Herrn an sein ganzes Volk hören: "Schließt euch mit mir zusammen, dann wird Einigkeit und Frieden unter euch gefördert!" - Wohl allen, die mit zur Einigung unter den Kindern Gottes helfen!


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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VERMEIDE PERSÖNLICHE KONFLIKTE

Paulus begegnete mancherlei Konflikten innerhalb der Gemeinde. Doch einige waren von so zentraler Bedeutung, dass er sie in seinen Briefen ansprechen musste; folglich gibt es da auch für uns etwas zu lernen. Offensichtlich waren diese beiden Frauen, Evodia und Syntyche, die Anführerinnen zweier Parteien innerhalb der Gemeinde. Wir wissen nicht, worum es im Detail ging, doch können wir annehmen, dass es sich um Probleme persönlicher Natur handelte.

Wir wissen, dass es sich bei den beiden Frauen um bekannte Glieder innerhalb der Gemeinde handeln musste, denn beide haben mit Paulus für die Sache des Evangeliums gekämpft (Phil 4,3). Zweifelsohne richteten sie in der Gemeinde verheerenden Schaden an, denn es bestand Uneinigkeit (Phil 2,2). Die Ursache lag in der mangelnden Liebe untereinander – was auf die Gegenwart von Stolz und die Abwesenheit von Demut hinweist; deshalb rief Paulus die Frauen auf, „dieselbe Gesinnung zu haben im Herrn“ (Phil 4,2). Beide sahen nur ihre eigene Sache und verloren dabei den Blick für das Ganze und den Nächsten. Doch Paulus ermutigte sie und uns, die Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen, was das Ende jedes Streits bedeutet.