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Predigten zu Psalm 119,145

"Von ganzem Herzen habe ich gerufen; erhöre mich, der HERR! ich will deine Satzungen beobachten."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Dieser Abschnitt ist der Erinnerung an Gebete gewidmet. Der Psalmist beschreibt die Zeiten und die Art seiner Andachten und bittet Gott um Erlösung von seinen Sorgen. Wer mit Gott im Kämmerlein war, wird spüren, dass Gott bei ihm im Feuerofen ist. Wenn wir gerufen haben, wird uns Antwort werden. Verzögerte Erhörungen mögen uns dazu bringen, immer aufdringlicher zu werden; aber wir dürfen nie das letztendliche Ergebnis fürchten, denn Gottes Zusagen sind nicht ungewiss, sondern »gegründet auf ewig«. Der ganze Abschnitt zeigt uns, wie der Psalmist betete (Vers 145), was er betete (Vers 146), wann er betete (Vers 147), wie lange er betete (Vers 148), auf was er sich stützte (Vers 149), was geschah (Vers 150), wie er gerettet wurde (Vers 151) und welches Zeugnis er über das Ganze abgab (Vers 152).

Er rang aus ganzem Herzen mit Gott; all seine Liebe, all seine Wünsche, alles wurde dem lebendigen Gott vorgetragen. Es ist gut, wenn ein Mensch etwas Ähnliches von seinen Gebeten sagen kann, weil zu befürchten steht, dass viele ihr Leben lang nie aus ganzem Herzen zu Gott geschrien haben. Solche Gebete mögen nicht schön oder redegewandt und nur schlicht im Ausdruck, mit wenig Tiefgang in der Lehre und mit grammatischen Fehlern behaftet sein; doch wenn das ganze Herz darin liegt, werden sie den Weg zu Gottes Herzen finden. Der Psalmist erbittet von dem HERRN, seine Schreie möchten nicht ungehört verhallen, sondern Gott wolle auf sie Acht haben. Wahre Beter sind nicht zufrieden, wenn sie ihr Gebet gesprochen haben, sie wollen etwas damit erreichen, und sie warten auf eine Erhörung. Wenn Gott keine Gebete erhört, beten wir umsonst. Das hier im Original verwendete Wort für »erhören« kann auch einfach »hören« bedeuten, aber auch Aufmerksamkeit und Zur- Kenntnis-nehmen ausdrücken. Gott hört jedes Geräusch auf Erden und jeden Wunsch aus jedem Herzen; aber der Psalmist meinte hier mehr: Er begehrte ein freundliches, mitfühlendes Zuhören – so, wie ein Arzt einem Kranken zuhört, der ihm seine Leidensgeschichte erzählt. Der Psalmist bat, der Herr möge sich ihm zuwenden und freundlich auf die Stimme seines Klagens lauschen, um ihm Mitleid zu zeigen und ihm zu helfen. Er wusste von Anfang an, dass die Lehren des göttlichen Wortes festgelegt waren, bevor die Welt begann, dass sie sich nie geändert haben und sich unter keinen Umständen je ändern werden. Er hatte angefangen, indem er auf einen Felsen baute, weil er die Zeugnisse Gottes »gegründet« und als feste und stabile Grundlage erkannte, und das auch im Blick auf alle zukünftigen Zeitalter mit allem, was auch kommen mag. Weil der Psalmist das wusste, betete er mit solcher Zuversicht und hielt so hartnäckig darin an. Es ist wunderschön, unveränderliche Verheißungen einem unveränderlichen Gott vorhalten zu können. Das war es, woraus der Psalmist Hoffnung zu schöpfen lernte. Von einem wechselhaften Freund kann ein Mensch nicht viel erhoffen; er darf aber großes Vertrauen auf einen Gott setzen, der sich nie verändern kann.