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Predigten zu Psalm 119,57

"Mein Teil, der HERR, habe ich gesagt, ist, deine Worte zu bewahren."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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In diesem Abschnitt hat der Psalmist offenbar seinen Blick fest auf Gott selbst gerichtet. Er nennt Ihn »Mein Teil« (Vers 57), er ruft Ihn an (Vers 58), er kehrt zu Ihm um (Vers 59), er tröstet sich in Ihm (Verse 61-62), er verbindet sich mit Gottes Volk (Vers 63), und er sehnt sich nach der Erfahrung göttlicher Gnade (Vers 64).

Der Dichter ist außer sich vor Staunen, dass der große und herrliche Gott ihm ganz gehört! Und er hat wohl Grund dazu; denn kein Besitz ist mit dem HERRN zu vergleichen. Wie die Leviten nahm er Gott als sein Teil und überließ das andere denen, die es begehrten. Gott ist ein riesiges und beständiges Erbteil, größer als alles und überdauert auch alles; doch niemand erwählt Ihn von sich aus, bevor nicht Gott ihn erwählt und erneuert hat. Selbst wenn wir Gott ganz sicher besitzen, wird das Gebet dadurch nicht überflüssig, im Gegenteil, wir werden zum Beten gedrängt; wer weiß, dass Gott sein Gott ist, wird Sein Angesicht suchen und sich nach Seiner Gegenwart sehnen. Gottes Nahesein ist der größte Gunstbeweis und darum der dringendste Wunsch begnadeter Seelen; denn das Licht Seines Angesichts ist uns ein Vorgeschmack des Himmels. Ach, wenn wir es doch allezeit genössen! Der gute Mensch fleht um Gottes Lächeln wie einer, der um sein Leben bettelt, und die ganze Kraft seines Begehrens steht hinter seinem Flehen. Solch eifriges Bitten führt sicher zum Erfolg; was von Herzen kommt, geht auch bestimmt zum Herzen Gottes. Alle Liebesbeweise Gottes stehen für solche bereit, die Ihn von ganzem Herzen suchen. Was auch die Fehler und Irrungen eines aufrichtigen Herzens sein mögen, es bleibt genug wahres Leben darin, um innige Frömmigkeit hervorzubringen, wenn das Herz erst durch die Heimsuchung Gottes erquickt worden ist. Der Psalmist bat um Gnade, und als er sie erhalten hatte, ging er wieder eifrig und mit Leidenschaft auf den Wegen des Herrn voran. Er hatte Ihn immer geliebt, doch als er nun mit Gnade überschüttet war, zeigte sich in dieser Liebe neue Frische und Freudigkeit. Er lief mit doppelter Geschwindigkeit: Positiv ausgedrückt, war er »geeilt«, und negativ ausgedrückt, lehnte er es ab, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, die ihn vielleicht aufgehalten hätten – er hatte »nicht gezögert«. So machte er rasche Fortschritte und schaffte im Dienst für Gott sehr viel, wodurch er sein Versprechen von Vers 57 erfüllte: »Ich habe versprochen, Deine Worte zu halten.« Die Befehle, denen er eifrig Folge leisten wollte, waren keine menschlichen Anordnungen, sondern Gebote des Höchsten. Viele sind eifrig, den Geboten der Mode und der Gesellschaft zu gehorchen, aber im Dienst für Gott sind sie träge. Es ist eine schreiende Schande, dass man Menschen ohne Verzug dient und dabei das Werk für Gott übergeht oder in schläfriger Gleichgültigkeit verrichtet. Der erste Vers duftet von sicherer Gewissheit und festen Entschlüssen, und der letzte Vers fließt über von dem Bewusstsein göttlicher Fülle und persönlicher Abhängigkeit des Psalmisten. Wer das Gesetz halten möchte, passt sehr gut auf, alle Paragraphen und Bestimmungen zu lernen, sonst könnte man sich der Unachtsamkeit schuldig machen.