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Predigten zu Psalm 131,2

"Habe ich meine Seele nicht beschwichtigt und gestillt? Gleich einem entwöhnten Kinde bei seiner Mutter, gleich dem entwöhnten Kinde ist meine Seele in mir."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Beruhigung

»Herr, ich weiß sehr wohl, dass ich selbst nicht ein Stückchen meines täglich nötigen Brotes beschaffen oder erhalten noch mich vor irgendwelchem Unglück bewahren kann. Darum will ich’s von Dir erwarten und erbitten, wie Du mir geboten und mir zu geben versprochen hast, weil Du doch meinen Gedanken zuvorkommst und Dich meiner Not annimmst. Amen.« Sieh, solch Gebet und Bekenntnis gefällt Gott wohl und ist der rechte, höchste und köstlichste Gottesdienst, den wir ihm bringen können, denn damit werden ihm Ehre und Dank dargebracht, die ihm zukommen. So machen es die anderen nicht, sondern sie reißen alle Güter Gottes an sich und verschlingen alles wie die Schweine und nehmen Städte und Länder und ein Haus nach dem anderen ein. Sie denken nicht daran, einmal vor Gott erscheinen zu müssen. Derweilen wollen sie mit ihrem großen und vielen Prunk und Geplärr in den Kirchen recht heilig erscheinen. Ein christliches Herz aber lernt aus Gottes Wort, wie alles aus Gott kommt, und weiß, dass wir nichts aus uns haben. Es nimmt solches im Glauben an und übt sich darin, alles ihm zu überlassen und von ihm zu erwarten. So lehrt uns das Beten, sowohl Gott als auch uns selbst zu erkennen und zu lernen, was uns fehlt und woher wir es nehmen und wo wir es suchen sollen. So wird aus uns ein feiner, verständiger Mensch, der sich in alles schicken kann und darin zu benehmen weiß.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Hungrig schauen unsere Augen in die Welt hinaus und unsere Hände greifen eifrig nach allem, was wir Gewinn heißen, in der Tat wie ein Kindchen, das sich nach der Brust der Mutter streckt. Gibt es denn für uns Menschen ein Sattwerden? Ja, sagt der Psalmist, es ging ihm wie dem Kind, von dem das ungestüme Begehren der ersten Wochen abgefallen ist und das nun seine Nahrung nicht mehr bei der Mutter sucht. Nun ist ein anderes Bedürfnis aufgewacht und das neue Bedürfnis macht das alte still. Es kann uns wie dem entwöhnten Kinde gehen, weil wir von zwei Seiten her unsere Bedürfnisse und Begehrungen empfangen. Zuerst legen sie die natürlichen Vorgänge in uns hinein und erzeugen jenes Verlangen, das nach den Dingen greift. Wenn uns aber Gottes Gnade besucht hat, dann öffnet sich uns ein neuer Quell, aus dem Bewegung und Begehrung und Wille in uns hineinströmen. Nun greifen wir nach dem, was Gottes ist, und das eine Verlangen vertreibt das andere. Was die Natur fordert, muss ihr freilich Tag um Tag gewährt werden und dies ohne Widerwillen; sie soll willig und reichlich erhalten, was sie bedarf. Aber die Mitte unseres Lebens füllt dieses Begehren nicht mehr aus. Deutlich und wirksam kommt eine Wandlung zustande, die unser ganzes Leben umstellt. Wie viel war uns früher unentbehrlich oder erschien uns doch als höchst begehrenswert und machte uns zu lebhafter Anstrengung munter, vielleicht sogar zu fieberndem und heldenhaften Ringen! Nun aber ist alles, was nur die Sinne reizt, nur den Menschen angeht und nur den Menschen schmückt, abgewelkt. Wir sehen die anderen nach diesen Dingen greifen und lächeln, weil wir wissen, wie wenig sie damit gewinnen, und mit dem Lächeln verbindet sich ein tiefes Erbarmen, weil das, was sie begehren, sie gefährdet, weil das Leben in Gefahr kommt, wenn es darben muss. Ohne Schmerzen und Klagen ist uns die Entsagung gewährt, wie sie dem entwöhnten Kind gegeben wird, das nun ohne Begehrlichkeit auf dem Schoß der Mutter sitzt. Denn eine neue Füllung ward in unser Leben gelegt, neue Arbeit, damit auch neue Schmerzen und neue Seligkeit.

Zeige mir, was Dir wohlgefällt, damit ich mich nicht verzehre im Dienst der Eitelkeit. Reichst Du uns das Brot des Lebens, dann quält uns kein falscher Hunger mehr; dann werde ich satt. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Meine Seele ist wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter

Wie vieles haben doch die größten Lehrer von kleinen Kindern gelernt! Für alle Zeiten hat Jesus ein Kindlein in unsere Mitte gestellt, dass es unser Vorbild sei. Aus der Kinderstube hat David auch dieses seine, ergreifende Bild entnommen.

Ein zartes Knäblein schmiegt sich an der Mutter Brust, die es bis dahin ernährt hat. Aber jetzt ist die Zeit des Entwöhnens gekommen, die bei den Orientalen oft sehr lange hinausgeschoben wird. Der Kleine wird ungeduldig über die Veränderung und weist mit Entrüstung den Löffel zurück, der ihm die Nahrung darbietet. Er schreit heftig und wehrt sich mit Händen und Füßen; er weiß aber nicht, dass er sich einem Wechsel widersetzt, der ihn unabhängig machen wird, der ihm zum Fortschritt im Leben hilft, und ihn schließlich zurückbringen wird zur Mutter, als ihre Stütze und ihre Freude. Endlich lässt das leidenschaftliche Geschrei nach, das Schluchzen wird zu einem leisen Wimmern, – eine Träne hängt noch an der Wange, als Zeichen des vorherigen Sturmes; aber das Kindlein ist beruhigt und stille geworden. Ergeht es uns nicht oft ebenso? Wir hatten uns an eine menschliche Brust geklammert, und da Hilfe und Trost gesucht. Da kommt die starke weise Hand unsers Gottes, löst uns leise ab und weist uns eine andere Quelle des Trostes. Zuerst wehren wir uns leidenschaftlich dagegen, unter Kampf und Tränen. Aber siehe, da kommt der Tröster zu uns und stillt unseren Schmerz in den Armen Gottes. Er weist uns hin auf die Liebe, die nichts verfehlen kann, bis endlich die Seele gefüllt und ruhig wird, und die Klage schweigt. Gebeugt, aber doch voll Hoffnung wendet sie sich jetzt zum HErrn; sie wird mit stärkerer Speise genährt; sie ist nicht länger abhängig von menschlicher Hilfe, sondern Er ist ihr alles.