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Predigten zu Psalm 18,21

"Denn ich habe die Wege des HERRN bewahrt, und bin von meinem Gott nicht frevelhaft abgewichen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Betrachten wir diesen Psalm als Weissagung auf den Messias, so werden die starken Worte verständlich, mit denen der Schreiber auf seiner Gerechtigkeit besteht; denn die Kleider des Herrn waren weiß wie Schnee – auf David angewendet, haben sie manchen irritiert. Doch die Sache ist klar. Wenn man die Worte nicht über den von David beabsichtigten Sinn hinaus strapaziert, gibt es keine Schwierigkeiten. Wenn Gott auch die Austeilung Seiner Gnade ganz und gar souverän handhabt und menschliche Verdienste völlig unberücksichtigt bleiben, so ist im Handeln der Vorsehung doch oftmals eine Regel der Gerechtigkeit erkennbar, nach der die Unrecht Leidenden am Ende gerächt und die Gerechten schließlich errettet werden.

Davids Leiden in seiner Jugend entsprangen der Bosheit des neidischen Saul, der zweifellos seine Verfolgungen mit Anklagen gegen den Charakter des »Mannes nach dem Herzen Gottes« zu rechtfertigen suchte. Diese Anschuldigungen, sagt David, seien völlig falsch, und er versichert, ihm sei dank göttlicher Gnade und allen Verleumdern zum Trotz eine Gerechtigkeit zuteil geworden, die Gott gnädig belohnt habe. Vor Gott war der »Mann nach dem Herzen Gottes« ein demütiger Sünder; aber vor seinen Schmähern konnte er ohne rot zu werden behaupten, reine Hände zu haben und gerecht zu leben. Wer sich vor menschlichen Gerichten nicht auf seine Unschuld berufen kann, weiß noch wenig von der heiligenden Macht göttlicher Gnade. Es liegt keine Selbstgerechtigkeit darin, wenn ein ehrlicher Mensch weiß, dass er ehrlich ist, nicht einmal darin, dass er glaubt, Gott werde in Seiner Vorsehung diese Ehrlichkeit belohnen; denn dies geschieht in der Tat sehr häufig. Aber es wäre gewiss Selbstgerechtigkeit, wenn wir solche Gedanken aus dem Gebiet der göttlichen Weltregierung auf das des geistlichen Reiches übertragen würden; denn da teilt die Gnade nicht nur unumschränkt, sondern auch ganz ausnahmslos alle göttlichen Wohltaten aus. Wenn ein begnadeter Mensch, der verleumdet wird, fest auf seiner Rechtschaffenheit besteht und mit aller Kraft seinen Ruf verteidigt, so steht das keinesfalls im Gegensatz zu der Lehre von der Errettung aus Gnaden, noch weist dies auf einen pharisäischen Geist hin. Ein Gottesfürchtiger hat ein reines Gewissen und weiß um seine Aufrichtigkeit.

Muss er sein eigenes Gewissen verleugnen und das Werk des Heiligen Geistes gering achten, indem er sich heuchlerisch schlechter macht, als er ist? Ein frommer Mensch schätzt seine Lauterkeit sehr hoch, sonst wäre er überhaupt kein frommer Mensch. Soll man ihn etwa stolz nennen, weil er nicht gern den Schatz eines guten Namens verlieren will? Ein Gottesfürchtiger kann erkennen, dass nach der Vorsehung Gottes Aufrichtigkeit und Wahrheit letztendlich ihren eigenen Lohn erhalten. Kann er nicht, wenn ihm Lohn zuteil wird, den Herrn dafür preisen? Ja, muss er nicht die Treue und Güte seines Gottes vor allen rühmen? Lest die vielen Aussagen in diesen Versen als ein Lied des guten Gewissens, das nach sicher überstandenem Sturm, nach überwundener Verfolgung und Niedertracht gesungen wurde, und es besteht nicht die Gefahr, den Schreiber zu verurteilen, er habe eine zu hohe Meinung von seinem sittlichen Charakter gehabt.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

In der heiligen Schrift finden wir manche Aussagen, worüber wir beim Lesen anfänglich stutzig werden, Aussagen, welche lauter Unwahrheiten zu enthalten scheinen. Wir lesen dieselben in der heiligen Schrift, wir wissen, dass die heilige Schrift Gottes Wort ist; deshalb glauben wir, wenn wir wenigstens dem Worte Gottes nicht durch künstliche Auslegung Gewalt antun, dass es sich buchstäblich so verhalten muss, wie wir es geschrieben finden. Würden wir aber dieselben Worte aus dem Munde eines unserer Mitgefährten vernehmen, so möchten wir wohl ärgerlich darüber werden, wo nicht den Stab über ihn brechen, dass er sich erkühnte, so etwas zu sagen; und in der Schrift lesen wir es auch nicht gern, gehen viel lieber zu anderen Aussagen über, die uns mehr beruhigen.

Wenn man nun obigen Spruch liest, so weiß mancher nicht, wie er das zu deuten habe. Da begegnet er denn wohl dem einen oder dem anderen, der ihm für einen Augenblick darüber hinweghilft mit der Bemerkung, er habe dieses von einer zugerechneten Gerechtigkeit zu verstehen, so dass es eigentlich heißen solle: Gerechtigkeit und Reinigkeit der Hände, wie ich solche in Christo habe; aber am Ende ist das Gemüt dabei dennoch nicht beruhigt, und man fühlt, dass, was auch davon wahr sein möge, die Sache doch noch etwas anders liegen müsse. Da kommt von neuem die Frage auf: Wie ist dieses alles auch bei mir wahr, so dass ich es ganz getrost im heiligen Geiste dem David nachsagen kann, was er hier in diesen Versen geredet hat?

Zeige deines Wortes Kraft
an uns armen Wesen!
Zeige, wie es neu uns schafft,
Kranke macht genesen;
Jesu, dein allmächtig Wort
fahr' in uns zu wirken fort,
bis wir ganz genesen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Beachten wir die Aufschrift des Psalms, so sehen wir, dass es David ist, der in diesem Psalme redet. Wenn aber Christus in diesem Psalme (vergl. Hebr. 2,13) redet, wie kann denn zugleich David in demselben reden? Die Antwort ist einfach. Das macht die wunderbare Einheit des Hauptes Christus mit seinen Gliedern, den Gläubigen. Seine Geschichte ist ihre Geschichte; wie er in der Welt war, so auch sie. Seine Gebete, seine Leiden, seine Kämpfe sind ihre Leiden, ihre Gebete, ihre Kämpfe; sein Sieg ist ihr Sieg. Das Heil in Christo hatten die Propheten, hatte David vor sich, auf seine Zukunft harrten sie; und sie rangen darnach, die Wirklichkeit dieses Heils in ihrem Leben zu erfahren. Der Geist Christi war in ihnen und zeugte von den Leiden, welche auf Christum kommen würden, sowie auch von seiner Herrlichkeit darnach.

Christus redete diese Worte in David, wie er sie auch heute redet in den Herzen aller Armen und Elenden. Nicht aber so, als ob David dabei ein bloßes Werkzeug gewesen, wie etwa ein lebloses Ding, eine Pfeife oder eine Harfe, sondern Christus hatte David seinen Geist erteilt, der ihn auch lebendig gemacht. Dieser Geist war mit Davids Geist und Davids Geist war mit dem Herrn. Und in solcher Einheit, worin es in David lebte: nicht ich, sondern du, war es in ihm immerdar Christus, der in ihm betete, stritt und kämpfte, litt und rang, Gerechtigkeit ausübte und den Sieg davontrug.

Geuß sehr tief in mein Herz hinein
du leuchtend Kleinod, edler Stein, ‘
die Flamme deiner Liebe,
dass ich, o Herr, ein Gliedmaß bleib
an deinem auserwählten Leib
in frischem Lebenstriebe.
In dir, lass mir
ohn Aufhören, sich vermehren Lieb und Freude,
dass der Tod uns selbst nicht scheide.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Wer von uns kann David diese Worte ganz leicht nachsprechen? Die Antwort ist wohl ganz einfach. Derjenige kann diese Worte ganz leicht dem David nachsprechen, der auf demselben Grunde steht, worauf David stand, da er diese Worte redete. Und der steht auf demselben Grunde, darauf David stand, dessen Grund Christus ist.

Dieser Grund ist von Gott selbst gelegt worden durch seine Propheten, Evangelisten und Apostel. Darum geht es aber, ob einer wirklich auf diesen Grund gesunken ist. Wer nicht auf diesen Grund gesunken ist, der spricht auch wohl von Christo und seiner Gerechtigkeit oder von der Gerechtigkeit des Glaubens; der tut es aber immerdar im Gegensatz zu dem Gesetz; der tut es immerdar so, dass man dabei sehr wohl erkennen kann, wie sein Gewissen nicht gereinigt ist von toten Werken durch das Blut Christi, um zu dienen dem lebendigen Gott. Solange man nicht weiß, wie es sich eigentlich mit dem Gesetz verhält, mit der Heiligkeit, mit den guten Werken, solange machen diese Worte Davids den Menschen stutzig, wenn er sie auch nach seiner Weise zu erklären versteht. Dagegen lernt der, welcher am Geist wandelt, was Frucht des Geistes ist, und wird auch wohl davon versichert und gewiss gemacht, dass diese Frucht des Geistes bei ihm ist, weil Christus eine Gestalt in ihm gewonnen hat, wie er in David eine Gestalt gewonnen hatte. Deshalb kann ein solcher dieser Worte Davids ganz leicht im Geist und in der Wahrheit nachsprechen, oder vielmehr er macht sich diese Worte zu eigen, als ob sie aus eigenem Herzen hervorkämen.

Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut;
das machet, dass ich finde
das ew'ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd:
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe wert.