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Predigten zu Psalm 25,1

"{Von David.} Zu dir, der HERR, erhebe ich meine Seele."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Wenn die Sturmwinde losbrechen, kehren die Schiffe des Herrn um und eilen in den ihnen wohlbekannten Zufluchtshafen. Welch eine Gnade, dass sich der HERR zu uns herabneigt, um auf unsere Schreie in Zeiten der Not zu hören, selbst wenn wir Ihn in den Stunden eingebildeten Wohlseins beinahe vergessen haben.

Es ist nichts als Spott, wenn wir unsere Hände und Augen zu Ihm erheben, solange die Seele nicht an der Anbetung beteiligt ist. Wahres Beten heißt, die Seele von der Erde zu erheben, um mit dem Himmel Gemeinschaft zu haben; es gleicht einer Reise auf der Jakobsleiter, indem man Furcht und Sorgen unten zurücklässt und oben einem Gott begegnet, der mit uns einen Bund geschlossen hat. Sehr oft kann sich die Seele nicht erheben; sie hat ihre Flügel verloren, ist schwer und erdgebunden; sie gleicht eher einem Maulwurf in seinem Loch als einem sich aufschwingenden Adler. Aber auch in solchen dunklen Zeiten dürfen wir das Beten nicht aufgeben, sondern sollen, mit Gottes Hilfe, alle Kräfte mobilisieren, um unser Herz zu erheben. Mache den Glauben zum Hebel und die Gnade zum Hebelarm; dann wirst du den toten Klotz doch noch in Bewegung setzen. Und wie hoch wurden viele schon auf diese Weise erhoben! Leiden macht das Herz weit, indem es Mitgefühl bewirkt. Wenn wir eifrig für uns beten, sollten wir nie über längere Zeit unsere Mitgenossen in der Drangsal vergessen. Niemand bedauert die Armen wie solche, die selbst arm waren oder es noch sind. Niemand kann so mit den Kranken fühlen, wie solche, denen es lange Zeit selbst schlecht ging. Wir sollten für zeitweilige Drangsal dankbar sein, wenn sie uns von chronischer Herzenshärtigkeit bewahrt; denn von allen Übeln ist ein gefühlloses Herz das schlimmste. Es ist eine Last für den Besitzer und eine Qual für alle ringsumher. Gebet, das der Heilige Geist uns lehrt, ist niemals selbstsüchtig; der Gläubige bittet nicht um Sonderrechte für sich selbst, sondern möchte, dass alle, die in der gleichen Lage sind, mit ihm zusammen an der Barmherzigkeit Gottes teilhaben.

In Anfechtungszeiten sind wir gewöhnlich versucht zu fürchten, Gott habe uns vergessen oder gedenke nicht mehr Seiner üblichen Freundlichkeit uns gegenüber. Darum erinnert die Seele tatsächlich den HERRN daran und fleht darum, doch Seiner Liebestaten zu gedenken, die Er ihr einst erwiesen hatte. Es gibt eine Art heilige Kühnheit, die es wagt, mit dem Allerhöchsten so umzugehen; lasst sie uns einüben! Aber es gibt auch einen unheiligen Unglauben, den uns unsere Befürchtungen einreden; lasst uns ihn mit aller Macht bekämpfen! Bei einem unwandelbaren Gott ist es ein wirkungsvolles Argument, Ihn an Seine früheren Gnadenerweise und an Seine ewige Liebe zu erinnern. Indem wir alles, was wir bisher an Gutem genossen haben, auf die wahre Quelle ewiger Liebe zurückführen, wird unser Herz überglücklich werden.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Nach Dir, Herr, verlanget mich.

Dieses Wort kann bei verschiedenen Menschen einen sehr verschiedenen Sinn haben, je nach dem Glaubensstand des Einzelnen. Es gibt ein Herzensverlangen nach dem Herrn, über das der Mensch, zu einer gewissen Zeit, selber nicht recht klar ist. Vielleicht merken andere, dass etwas in ihm vorgeht und ein liebendes, verständnisvolles Wort zu rechter Stunde geredet, kann dem Verlangen, das zunächst Unruhe war, mehr Klarheit und die rechte Richtung geben. Ich fürchte, dass in manchem Haus eine Seele steht, die zu einem klaren Verlangen nach Jesu gekommen wäre, wenn sie jemand verstanden hätte; aber es hat ihre Unruhe und unbefriedigtes Wesen niemand begriffen, und so hat sich ihre Umgebung alle Mühe gegeben, das wieder auszutreiben, was Gottes Geist in der Tiefe des Herzens begonnen hatte. Wie traurig! Es gibt aber Gottlob! auch viel bewusstes Verlangen nach dem Herrn, und es ist in solchem Fall eine Frage, ob der betreffende Mensch schon so viel vom Heilswege gehört hat, dass er den Herrn ohne Beihilfe von außen finden kann. Bei Einzelnen ist das der Fall; andere dagegen müssen Hilfe haben, sind aber oft zu schüchtern, oder zu verschlossen, jemand das Herz zu öffnen, vielleicht fehlt ihnen auch eine Vertrauensperson. Ach, wie lange geht es oft in solchen Fällen, bis das Verlangen solcher Herzen gestillt wird, und der Friede Gottes einkehrt! Sollte ein Leser dieser Worte sich sagen: ja, so ist es bei mir, so bitte ich ihn, zum Herrn zu seufzen, ihm doch jemand zuzuführen, der ihm Führer sein kann. Der Herr ist treu, er hört solches Seufzen. Auch eine gläubige Seele kann aus tiefem Bedürfnis rufen: nach Dir, Herr, verlanget mich. So war es bei David. Nicht dass ihm der Herr verdunkelt gewesen wäre, was ja auch hätte der Fall sein können. Nein, er sehnte sich, den Herrn in seiner Hi l fe zu sehen, inmitten vieler Not. Seien wir in solcher Lage nicht kleinmütig, sondern trauen wir es der Treue des Herrn zu, dass er nahe ist.

Nach Dir, Herr, verlanget auch mich. Du weißt, dass ich mancherlei Anliegen auf dem Herzen habe. Ich will Dir vertrauen, Du kennst mein Sehnen. Amen