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Predigten zu Psalm 26,1

"{Von David.} Richte mich, der HERR! denn in meiner Lauterkeit habe ich gewandelt; und auf der HERR habe ich vertraut, ich werde nicht wanken."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Gequält und völlig erschöpft von der Ungerechtigkeit der Menschen flieht der unschuldige Geist von seinen falschen Verklägern zu dem Thron des ewigen Rechts. Wer es wagt, seinen Rechtsstreit vor die Schranken des himmlischen Königs zu bringen, muss sich seiner Sache sicher sein. Eine solche Berufung darf auf gar keinen Fall unüberlegt vorgenommen werden, und auf all unseren Wandel und unsere Reden hin sollte man es überhaupt nicht tun, es sei denn, wir sind in Christus Jesus gerechtfertigt. Ein weit passenderes Gebet für sündige Sterbliche ist die Bitte: »Gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knecht!« Davids Grundsatz war, unsträflich zu wandeln, und er richtete sich im Alltag danach. Er hatte keinen Verrat und keine ungerechten Mittel angewendet, um die Krone zu gewinnen oder sie zu behalten; er war sich bewusst, dass ihn im Umgang mit Saul und dessen Familie nur die edelsten Grundsätze geleitet hatten. Welch ein Trost liegt darin, die Zustimmung des eigenen Gewissens zu haben! Hat man Frieden in seiner Seele, braucht man den wild heulenden Stürmen der Verleumdung nur geringe Beachtung zu schenken.

Der Psalmist war so frei von all dem, was ihm zur Last gelegt wurde, dass er sich bedingungslos jeder Art von Prüfung durch den HERRN unterwarf, die dieser ihm auferlegen mochte. All dies ist eine sehr mutige Aufforderung von David, der den HERRN sehr fürchtete, und zeigt, dass er sehr ernsthaft und gänzlich von seiner Unschuld überzeugt war. Die hier verwendeten Ausdrücke sollten uns lehren, wie durchdringend das göttliche Gericht und wie nötig eine gründliche Aufrichtigkeit in allen Dingen ist, wenn wir am Ende nicht Schwierigkeiten bekommen wollen. Dass unsere Feinde harsch und voll bitteren Hasses gegen uns sind, erträgt ein tapferer Mensch mit gutem Gewissen ohne Furcht; aber Gottes Strenge vollzieht sich nach unverbrüchlichen Rechtsgrundsätzen. Wer kann einem solchen Gericht standhalten?

Das Bewusstsein, Gnade erlangt zu haben, eröffnet dem gläubigen Herzen selbst in den traurigsten Umständen einen freundlichen Ausblick; denn es weist ihn auf künftige Gnaden hin; dabei träumt er nicht, sondern schaut die Wirklichkeit. Lieber Leser, verweile ein wenig bei dem himmlischen Wort »Gnade«. Es duftet nach dem Himmel. Ist es nicht ein unvergleichliches, unübertreffliches, unüberbietbares Wort? Die Gnade und Güte des HERRN sollte uns vor Augen stehen und uns motivieren und leiten bei allem, was wir tun. Wir stehen nicht unter der Knechtschaft des Gesetzes, sondern unter den freundlichen Antrieben der Gnade, die viel stärker und doch so viel sanfter sind.

Ein Mensch, der das Böse nicht schrecklich hasst, liebt auch das Gute nicht von Herzen. Menschen müssen wir als Menschen immer lieben; denn sie sind unsere Nächsten. Darum haben wir sie so zu lieben wie uns selbst. Doch Übeltäter üben als solche Verrat an dem Großen König, und kein loyaler Untertan kann Verräter lieben. Was Gott hasst, müssen auch wir hassen. Es ist besser, mit den Blinden, Lahmen und Krüppeln am Tisch der Gnade zu sitzen als mit den Gottlosen bei ihren Festtafeln der Gottlosigkeit. In der Tat, es ist besser, auf Hiobs Misthaufen zu sitzen als auf dem Thron des Pharao.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

In diesem Psalm bittet David den HERRN, ihn zu prüfen und zu erproben, seine Nieren und sein Herz zu läutern. Mitten in allen Kämpfen seines Lebens bemühte er sich, in Lauterkeit zu wandeln. Darum konnte er sagen: «Ich habe mein Vertrauen auf den HERRN gesetzt; ich werde nicht wanken.»

Wir leben in einer Zeit, in der Himmel und Erde erschüttert werden und ins Wanken geraten (Hebräer 12,26-28). Da ist es gut zu wissen, daß es eine Haltung, einen geistlichen Zustand gibt, der nicht ins Wanken gebracht werden kann. Wir wollen uns also nicht so leicht – und oft so unnötigerweise – von den Umständen beunruhigen lassen. Wenn unser Glaube an Gott und unser Vertrauen auf Gott ins Wanken geraten, so genügt das, um unsere Gemeinschaft mit Ihm zu trüben, und wir zweifeln dann daran, daß Er völlig genügt. Wenn wir den Herrn aber in uns wirken lassen, prüft und erprobt Er uns, Er erforscht uns, «läutert unsere Nieren und unser Herz» und offenbart uns, warum wir ins Wanken geraten (Psalm 26,2).

Es kommt leider vor, daß wir in unseren Gedanken ins Wanken gebracht werden. Es fehlt uns an Festigkeit, Treue und Aufrichtigkeit gegen den Herrn und Seine Kinder. Wir müssen gestehen, daß es so ist, und wollen die Schuld nicht bei anderen suchen. Der Herr prüfe und läutere uns und erforsche unsere innersten Empfindungen! Wenn wir in unserem Denken wankelmütig werden, dann zeigt sich das auch in unseren Worten und Taten. Aus ungefestigten Gedanken, die nicht von der Liebe Christi eingegeben sind, kommt nichts Gutes. Was kann ein wankender Christ in einer wankenden Welt ausrichten? Nichts, als nur die vorhandene Verwirrung zu vergrößern! Darum laßt uns den Herrn bitten, daß Er uns prüfen und erproben, unsere Nieren und unser Herz läutern möge. Dann werden wir mit David sagen können: «Denn ich bin in meiner Lauterkeit gewandelt und habe mein Vertrauen auf den HERRN gesetzt; ich werde nicht wanken.»