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Predigten zu Psalm 30,7

"der HERR! in deiner Gunst hattest du festgestellt meinen Berg; du verbargst dein Angesicht, ich ward bestürzt."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Weil es mir heute gerade einmal gut geht, muss ich nicht annehmen, dass ich morgen noch auf dieser hohen Stufe stehe. Wie bei einem Rad sinken die höchsten Speichen zu ihrer Zeit auf den tiefsten Punkt. So geht es unter den Bedingungen der Sterblichen. Es findet eine beständige Umwälzung statt; viele, die heute im Staub sind, werden morgen hoch erhoben sein, während andere, die heute erhaben sind, morgen über den Grund schleifen werden. Der Wohlstand hatte offenbar dem Psalmisten den Kopf verdreht, sonst hätte er nicht so viel Selbstvertrauen entwickelt. Er stand aufrecht durch Gnade, aber vergaß sich selbst, so kam er zu Fall. Lieber Leser, ist nicht in unser aller Herzen viel von diesem törichten Stolz? Lasst uns aufpassen, sonst vernebelt der Rauch des Erfolgs unseren Verstand und macht uns auch zu solchen Toren.

Er schrieb seinen Wohlstand der Gunst des HERRN zu – so weit, so gut. Es ist richtig, in all unserer Standhaftigkeit und in all unserem Vermögen die Hand des Herrn zu erkennen. Aber man muss bedenken, dass das Gute in einem guten Menschen nicht unvermischte Güte ist. Hier war sie mit fleischlicher Sicherheit vermengt. Er vergleicht seinen Zustand mit einem Berg; ein Maulwurfshügel hätte besser gepasst. Wir denken niemals zu gering von uns. Ach, alles ist nur leerer Wahn, der uns allen nur zu bekannt ist! Wie schnell platzt der Luftballon, wenn Gottes Leute sich etwas einbilden und meinen, sie genössen Unverwundbarkeit hier unter den Sternen und könnten standhaft bleiben auf diesem umherwirbelnden Erdenball. Gebet ist die nie versagende Hilfsquelle des Volkes Gottes. Wenn wir mit unserer Weisheit am Ende sind, können wir im- mer noch zum Gnadenthron gehen. Bringt ein Erdbeben unseren Berg zum Zittern, steht der Gnadenthron unerschütterlich fest, und wir dürfen zu ihm kommen. Lasst uns das Beten nie vergessen und niemals an dem Erfolg des Gebets zweifeln! Die Hand, die verwundet, kann auch heilen. Lasst uns zu dem hingehen, der uns schlägt, und Er wird unser Flehen erhören. Fröhlichkeit und fleischliche Belustigungen sind ein armseliges Rezept gegen ein zerschlagenes und verzweifelndes Herz; doch Gebet wird helfen, wo alles andere versagt. Davids Gebet war für Gott bedeutsam; es überzeugte durch Gründe und plädierte zu seinen Gunsten. Es war keine Darstellung lehrmäßiger Ansichten, auch kein Bericht über seine Erfahrungen, noch viel weniger wollte er listig anderen eins auswischen, während er vorgab, zu Gott zu beten, obwohl all das und Schlimmeres in gewissen Gebetsversammlungen das wirkliche heilige Ringen verdrängt hat. Jakob kämpfte mit dem Engel des Bundes, indem er inständig flehte, und darum obsiegte er. Kopf und Herz, Urteilsvermögen und Liebe, Gedächtnis und Verstand wirkten alle zusammen, um das Anliegen in rechter Weise vor den Herrn der Liebe zu bringen.

Wenn Gott Gebete erhört, so ist das ein großer Gnadenakt; unser Bitten hat keinen Anspruch auf Antwort. So wäre es ein schändliches Verbrechen, wenn wir, nachdem wir Gottes Barmherzigkeiten erfuhren, Ihn zu preisen vergäßen. Gott will nicht, dass unsere Zungen träge sind, während sich ringsumher so viele Gründe anbieten, dankbar zu sein. Er will keine stummen Kinder in Seinem Haus. Sie werden im Himmel alle singen, und darum sollten sie es auch auf der Erde tun.