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Predigten zu Psalm 33,10

"der HERR macht zunichte den Ratschluß der Nationen, er vereitelt die Gedanken der Völker."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Der Rat der Völker hat größere Macht als der Rat der Regierenden, wenn auch der Rat der Völker nur dadurch zur Tat gelangen kann, dass die, die sie regieren, ihn vertreten. Aber die, die die Macht verwalten, wechseln rasch und machen nach kurzer Dauer ihren Nachfolgern Platz. Der Rat der Völker dagegen bleibt und sie halten ihn oft durch Jahrhunderte hindurch mit zäher Anstrengung fest. Der Psalmist fand bei den fremden Völkern, die er kannte, eine sie beherrschende Politik, Ziele, nach denen ihre Geschlechter in langer Reihe einträchtig strebten und die für alle Glieder des Volkes unanfechtbare Geltung hatten. Der Assyrer strebte nach der Weltherrschaft; der Rat der Tyrier begehrte nach einem weit ausgedehnten kolonialen Reich; der Rat der Ägypter machte aus Ägypten eine eigene Welt für sich und schuf die ägyptische Kultur mit ihren Tempeln und Gräbern. Schaffen die Völker mit ihren nationalen Bestrebungen Bleibendes? In der Gewissheit, die der vom Geist geschenkte Blick auf Gott gewährt, sagt der Psalmist: alle diese Politiken scheitern; der Rat der Völker zerbricht. Warum? Sie kennen den Rat Gottes nicht und dies ist der einzige Rat und Plan, der besteht und geschieht. Gott ließ, sagte Paulus, die Völker ihre eigenen Wege wandeln. Darum suchen sie ihre Ziele im Bereich der Natur. Sie ringen um den Besitz der Erde und um die Ausnützung der von der Natur uns geliehenen Kräfte. Darum sind die Wege der Völker anders als die Wege Gottes. Sein Rat setzt fest, was er uns gibt, wie er uns seine Herrlichkeit zeigt und uns zu Erben seines Reichtums macht. Dieser Rat besteht und nicht der der Völker, wie einst, so auch jetzt. Der Psalmist hat völlig Recht behalten. Alles, was die Völker damals mit großer Macht und scheinbarem Erfolg anstrebten, versank. Dass es aber ein Volk Gottes gab, das blieb und bleibt.

Nicht mein Rat, auch nicht der Rat meines Volkes geschieht, ewiger Gott, sondern der Deine. Auch meine Pläne und Ziele müssen zerfallen, weil sie die meinen sind. Ich bitte nicht, dass Du sie erfüllest, sondern darum bitte ich: es bestehe und geschehe der Rat Deiner Gnade und erfülle sich auch an mir in Zeit und Ewigkeit. Amen.