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Predigten zu Psalm 35,3

"Und zücke den Speer und versperre den Weg wider meine Verfolger; sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Rettung!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe."

Was lehrt mich dies liebliche Gebet? Es soll heute mein Abendgebet sein; aber zuvor möchte ich gern Belehrung und Erbauung daraus schöpfen. Die Stelle zeigt mir vor allem, dass David von Zweifeln heimgesucht ward; denn wie hätte er sonst beten können: "Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe," wenn er nicht manchmal von Zweifeln und Ängsten erfüllt war? Darum will ich ganz getrost sein, denn ich bin nicht der einzige unter den Heiligen, der sich über seinen Kleinglauben zu beklagen hat. Wenn ein David zweifelte, so darf ich nicht schließen, ich sei kein Christ, weil ich Zweifel empfinde. Unsre Schriftstelle erinnert mich, dass David sich nicht zufrieden gab, wenn er von Zweifeln und Befürchtungen zu leiden hatte, sondern dass er seine Zuflucht sogleich zum Gnadenthrone nahm und um Versicherung bat; denn das achtete er mehr, denn viel seines Gold. Auch ich muss nach einer bleibenden Gewissheit streben darüber, dass ich angenehm gemacht bin in dem Geliebten, und darf mir keine Ruhe gönnen, wenn seine Liebe nicht ausgegossen ist in mein Herz. Wenn mein Bräutigam mich verlassen hat, so muss und will meine Seele fasten. Auch das erfahre ich, dass David wusste, wo er völlige Versicherung erlangen konnte. Er nahte sich seinem Gott im Gebet und rief: "Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe!" Ich muss viel mit Gott allein sein, wenn ich ein deutliches Gefühl der Liebe Jesu in mir erfahren will. Wenn mein Gebet ermattet, dann wird das Auge meines Glaubens trübe. Viel im Gebet, viel im Himmel, lässig im Gebet, lässig im Wandel. Ich sehe, dass David keine Ruhe hatte, bis ihm seine Versicherung aus göttlicher Quelle zufloss. "Sprich zu meiner Seele." Herr, sprich Du es! Nichts Geringeres als ein göttliches Zeugnis im Herzen kann den wahren Christen befriedigen. Noch mehr: David ruhte nicht, bis seine Versicherung einen lebendigen, persönlichen Grund empfangen hatte. "Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe." Herr, wenn Du zu allen Heiligen so sprächest, nur zu mir nicht, so wäre es nichts. Herr, ich habe gesündigt, ich verdiene das Lächeln Deiner Liebe nicht; ich darf kaum darum flehen; aber ach! sprich zu meiner Seele, ja, zu meiner Seele: "Ich bin deine Hilfe."


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Sprich zu meiner Seele!

Die größte Klage, die ein Christenherz hat, ist es, wenn der Himmel ehern ist und kein einziges Ritzlein etwas von dem Licht der Gnade durchlässt, wenn von dem unbarmherzigen Himmelsgewölbe kein einziges Sternlein leuchtet, von der Gnade für mich entzündet. Ich wenigstens kenne keine größere Not auf dieser notreichen Erde, als wenn das Gebet wirkungslos zurückgeht und der Herr sein Antlitz verhüllt und zu den Tränen eines Wanderers schweigt. Aber all diese ehernen Himmelsgewölbe sind nicht dazu verordnet, dass wir versinken, vergehen und verwimmern, wie ein Ton von geborstener Saite langsam verklingt. Dazu sind wir nicht teuer erkauft, und darum ist er nicht auf Erden gekommen, dass unser Sehnen auf der Erde ungehört verhalle. Und darum sprechen wir: „Sprich! – tadle, wie du willst, zerbrich all das Meine, alles, streiche ganze Jahre aus meinem Leben, verwirf ihren Ertrag wie Spreu, verbrenne, zerstöre, verwirf – aber sprich!“


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Sprich zu meiner Seele!

Rede mit mir, dass ich erhebe, sprich zu meiner Seele, dass sie erzittere, aber lass das Schweigen, vor dem ich vergehe, und gib auf die Stille, in der der Feind meiner Seele jauchzt! Sprich! So beten wir heute, und er hört es und er erhört es, und wenn seine Zeit gekommen ist, dann spricht er wieder freundliche, holdselige Worte, wie sie eben für eine Wüste gehören, Worte, die nur ein Tröster sprechen kann, der von ihrer Gewalt selbst überzeugt ist, Reden, die kein Mensch gehört und in keines Menschen Herz je Eingang gefunden haben, die aber denen bereitet sind, die ihn lieben.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich bin deine Hilfe!

Ein kurzes Wort, aber sagt selbst, wolltet ihr ein reicheres, wisst ihr ein höheres als: Ich bin deine Hilfe? Nicht, ich helfe dir; die Sonne zieht vorüber und der Schatten fällt zurück, sondern ich bin in der Darstellung meines Wesens, in der Fülle meiner Majestät deine Hilfe; „Alles, was du brauchst, ersetze ich dir, was dir gebricht, erstattet ich dir, alles, was du beweinst, das nehme ich dir, und was du ersinnest, das schenke ich dir, ich bin deine Hilfe.“ Zeige die Armut deines ganzen Lebens, dass er eintrete segnend, erstattend, dass er, was dir mangelt, durch seinen Reichtum dir gebe und bewahre. „Ich bin deine Hilfe.“ Ach wenn ich nur das eine Wort höre: „Ich bin“, nicht eine geschichtliche Größe, die da war und nimmer ist und vorüberzog. Wenn ich nur höre, dass er ist auch im neuen Jahre; persönlich ist, der alte Heiland, der alte Erbarmer, der Christus meiner Väter, der Jesus meiner Kirche. Der, der so viele Tausende durch die Wüste heimgeleitet hat, der aus den Lobgesängen von vielen Erlösten thront, der spricht in dieser Stunde: „Ich bin.“ Ja daran lassen wir uns zunächst genügen, dass ich nicht mit einer holden Vergangenheit zu rechnen habe, die für mich nichts mehr bedeutet, nicht mit einem sogenannten geschichtlichen Christus, der vielleicht einmal war und nicht mehr ist, sondern dass er vor mir steht, wie er den sinkenden Petrus bei der Hand nahm, die darbenden Apostel mit Brot sättigte, derselbige, der zu den Kleingläubigen sagt: Warum seid ihr so furchtsam?


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich bin deine Hilfe!

Nehmt dieses eine Wörtlein: „Ich bin dein, dein“ und bewahrt es in einem feinen, guten Herzen und lasst es euch von dem Feind nicht rauben, der das beste Kleinod euch nimmt und euch mutterseelenallein auf dieser Erde macht. „Ich bin dein.“ Und das letzte Wort: deine Hilfe, oder wie es im Urtext heißt: „Dein Jesus, ich bin dein Jesus.“ Dann sind wir freilich auf der Höhe angelangt, auf der nur noch eine Wandlung vorkommen muss, aus dem Glauben ins Schauen. „Ich bin dein Jesus.“ Und dieser Name Jesus leuchte in unsern Seelen bis zum Abschied! Ach, dass sein teuerwerter Name uns allen tief ins Herz eingeprägt bleibe! Ach, dass alle Namen verwitterten und verglänzten, dass nichts denn er mehr übrig sei! Der Diener der Kirche wünscht euch und sich, erbittet es von dem, aus dessen Fülle wir nehmen Gnade um Gnade, und befiehlt Sorge und Sünde und alle Angst der kommenden Tage dem treuen Herrn der Seele: Ja, komm Herr Jesu, komme bald!