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Predigten zu Psalm 36,1

"Die Übertretung des Gesetzlosen spricht im Innern meines Herzens: Es ist keine Furcht Gottes vor seinen Augen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Die Sünden der Menschen haben für unsere Ohren eine klare Botschaft. Sie sind das äußerliche Anzeichen für ein innerliches Übel. Wenn wir die unheiligen Taten der Ungerechten sehen, werden unsere Herzen trotz ihrer Lippenbekenntnisse zu dem Schluss gedrängt, dass sie überhaupt keinen Glauben haben. Unheiligkeit ist der klare Beweis von Gottlosigkeit. Widergöttliches Handeln ist die Frucht einer atheistischen Wurzel.

Das kann man ehrlichen Köpfen mit zwingender Logik klar machen; aber frommen Herzen ist es ganz intuitiv schon längst deutlich. Wenn Gott überall ist und ich Ihn fürchte, wie kann ich dann in Seiner Gegenwart wagen, Seine Gesetze zu übertreten? Das muss ein verzweifelter Verräter sein, der im Thronsaal des Herrschers eine Revolte beginnt. Welche theoretischen Ansichten böse Menschen auch vorbringen mögen: Man kann sie nur zu den Gottlosen zählen, was sie auch wirklich sind. Wer nicht die Furcht Gottes vor Augen hat, wird in Ewigkeit die Schrecken der Hölle vor sich sehen.

David setzt seinen Klärungsprozess fort, durch den er überzeugt wurde, dass die Gottlosen keine rechte Vorstellung von Gott und keine Ehrfurcht vor Ihm haben. Gottesfürchtige erkennen ihre Sünden und beklagen sie; geschieht das nicht, können wir sicher sein, dass keine Gottesfurcht vorhanden ist. Der Sünder findet sich nett und erwartet gebührenden Respekt. Er beschwichtigt sein Gewissen und betrügt sein Urteilsvermögen, bis er sich für ein Vorbild an Vortrefflichkeit hält, wenn auch nicht in moralischer Hinsicht, so doch, weil er ein Gefühl dafür entwickelt hat, sich nicht durch Gebote versklaven zu lassen, an die andere sich gebunden wissen. Er ist der Freidenker, der Mann des starken Geistes, der Philosoph; und die Knechte Gottes sind seiner Meinung nach kleingeistig und beschränkt. Von allen Schmeicheleien ist dies die unsinnigste und gefährlichste. Man kann so schnell ins ewige Verderben geraten, da braucht man gar keine waghalsigen Schritte zu machen, wie es der Selbstschmeichler tut. Am Ende findet er sich draußen und verabscheut trotz seines Selbstbetrugs. Es gibt eine Grenze für das Eigenlob des Menschen; dann findet er sich dem allgemeinen Spott preisgegeben und kann die Posse nicht länger durchhalten, die er so gut gespielt hatte. Geschieht das nicht in diesem Leben, wird die Hand des Todes Licht auf den sich stets bedeckt haltenden Schauspieler werfen und den Sünder der Scham und Schande aussetzen.

Die fortschreitende Selbstschmeichelei beweist nur den Atheismus des Sünders; denn allein der Gedanke, dass Gott alles sieht, würde solche Selbstschmeicheleien äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich erscheinen lassen. Der Glaube an Gott macht alles deutlich wie das Licht; und dann wird uns unsere Sünde und Bosheit bewusst; aber die Gottlosen sind im Finsteren. Sie können nicht erkennen, was ihnen aus ihrem Inneren und um sie herum ins Angesicht starrt.

Welch ein Porträt des verworfenen Menschen bieten uns diese wenigen Verse! Sein leichtfertiges Gewissen, seine unzüchtige Rede, seine Neigung zum Bösestun, sein absichtliches und beständiges Vorziehen der Ungerechtigkeit wie auch sein gottloses Herz, alles wird hier sehr lebendig wiedergegeben. Herr, bewahre uns davor, so wie dieser zu sein!