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Predigten zu Psalm 41,8

"Ein Belialsstück klebt ihm an; und weil er nun daliegt, wird er nicht wieder aufstehen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Judas war ein Apostel, der in der unmittelbaren Nähe des Großen Lehrers weilen durfte. Er hörte Seine geheimen Gedanken, und ihm war tatsächlich gestattet, in Seinem Herzen zu lesen. Der Kuss des Verräters verwundete das Herz des Herrn genauso, wie die Nägel Seine Hände verwundeten. Judas war der Schatzmeister des Apostelkollegiums. Wo wir großes Vertrauen investierten, ist ein unfreundlicher Akt besonders schmerzlich. Judas tauchte in dieselbe Schüssel ein wie sein Herr, und darum war seine Gemeinheit, den Meister für den Preis eines Sklaven zu verkaufen, umso fluchwürdiger. Es ist hart, in der Not einen Fußtritt von denen zu erhalten, die wir früher an unserem Tisch gespeist haben. So ist es bemerkenswert, dass der Heiland nur die letzten Worte dieses Verses auf Judas anwendete; vielleicht, weil Er um dessen Falschheit wusste, hatte Er ihn in vollem Wortsinn nie zu Seinem vertrauten Freund gemacht und eigentlich kein Vertrauen in ihn gesetzt. Höllische Bosheit hatte zum Ziel, dass jeder Umstand beim Tod Jesu weiteren Wermut hinzufügte; und der Verrat war einer der bittersten Gallentropfen dabei. Wir sind tatsächlich elend dran, wenn unser früherer Freund sich zum gnadenlosen Feind wandelt, wenn Vertrauen und Gastfreundschaft missbraucht werden und Undankbarkeit die einzige Antwort auf unsere Freundlichkeit ist. Doch in solch beklagenswerter Lage können wir uns auf die Treue Gottes verlassen. Er hat das Haupt des Bundes erlöst und wird darum gewiss zur rechtzeitigen Hilfe für alle eingreifen, denen dieser Bund gilt.

Wir werden alle durch gute Vorzeichen erfreut, und der Psalmist sah es als ein verheißungsvolles Omen an, dass er trotz all seiner tiefen Depressionen dem Feind nicht völlig ausgeliefert wurde. Was ist, wenn der Gläubige nicht über seine Feinde triumphieren kann? Er muss froh sein, wenn sie nicht über ihn triumphieren. Wenn wir nicht alles haben, was wir wünschen, sollten wir Gott für das preisen, was wir haben. In uns ist vieles, dessen sich die Gottlosen rühmen könnten, und wenn Gottes Barmherzigkeit die Mäuler der Hunde verschließt, wenn sie auch geöffnet sein könnten, haben wir Ihm herzlich dafür zu danken. Welch ein Wunder ist es doch, dass der Teufel den Kampf doch nicht gewinnen kann und am Ende ruhmlos davonschleichen muss, nachdem er mit einem armen, irrenden, bettlägerigen, verlassenen und verleumdeten Heiligen Streit angefangen hat und ihm dabei tausend böse Zungen zur Seite standen!

Der Psalm endet mit einer Art Lobgesang. Die Segnung vom Anfang aus dem Mund Gottes wird als Lobgesang vom Mund des Knechtes zurückgegeben. Wir können dem Gesegnetsein des HERRN nichts hinzufügen; aber wir dürfen unsere dankbaren Wünsche darbringen, und die nimmt Er an, wie wir kleine Blumengeschenke von Kindern annehmen, die uns lieb haben. Der letzte Vers könnte als Gebet der universalen Gemeinde aller Zeiten dienen; aber niemand kann es so schön singen wie solche, die wie David die Treue Gottes in äußerster Not erfahren haben.