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Predigten zu Psalm 49,1

"Höret dies, ihr Völker alle; nehmet es zu Ohren, alle Bewohner der Welt;"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der Mann Gottes blickt auch dunklen Zeiten gelassen entgegen, wenn die ihm auf den Fersen folgenden Übel zeitweise Gewalt über ihn bekommen. Sündige Menschen, hier abstrakt »Sünde« genannt, umringen den Gerechten wie Schlangen, die es auf die Fersen der Reisenden abgesehen haben. Der masoretische Text lautet in Vers 6b: »Die Sünde meiner Fersen umringt mich.« Das ist das Böse, welches uns ein Bein stellen oder uns behindern will. So sagt die alte Weissagung, die Schlange werde die Ferse des Samens der Frau verwunden, und der Feind unserer Seelen brennt darauf, diese Warnung wahr werden zu lassen. An manchen mühsamen Stellen unseres Weges kann es sein, dass diese Übel stärker und dreister werden, uns einholen und uns offen angreifen. Was uns da folgt, kann uns vielleicht wie ein Rudel Wölfe überholen und umringen. Was dann? Sollen wir der Feigheit nachgeben? Werden wir zur Beute ihrer Zähne? Gott bewahre! Nein, wir werden uns nicht einmal fürchten; denn wer sind diese Feinde? Wirklich nichts weiter als Menschen, die verderben und vergehen. Es gibt tatsächlich keinen Grund zur Bestürzung für die Gläubigen. Ihre Feinde sind zu unbedeutend und nicht die geringsten Angstschauer wert.

Was aber, wenn die Feinde des guten Menschen zu denen gezählt werden, die man auf Erden für bedeutend hält? Auch diese braucht er nicht zu fürchten. Arme Narren, die mit einer so morschen Zuversicht, wie irdischer Reichtum ihn bietet, zufrieden sind! Vergleichen wir unseren Felsen mit ihrem, wäre es Torheit, sie zu fürchten. Selbst wenn sie lauthals prahlen, können wir uns ein Lächeln leisten. Manche von ihnen sind stolz »und rühmen sich der Größe ihres Reichtums«. Wenn wir uns aber dann unseres Gottes rühmen, erschrecken wir nicht vor ihrem Drohen. Macht, Stellung und Vermögen machen den Gottlosen dünkelhaft und gleichzeitig tyrannisch gegenüber anderen; doch der Himmelserbe ist von solcher Würde wenig beeindruckt, auch von ihrem Hochmut nicht eingeschüchtert. Er erkennt den geringen Wert des Reichtums und sieht die Hilflosigkeit der Besitzenden in der Stunde des Todes. Darum ist er nicht so jämmerlich, sich vor einer Eintagsfliege, einer Motte oder einer Seifenblase zu fürchten.

Der Mensch ist nur der Pächter einer Stunde und bleibt nicht über Nacht; selbst wenn er in Marmorpalästen wohnt, ist seine Kündigung schon unterschrieben. Er gleicht nicht den Schafen, die der Gute Hirte bewahrt, sondern einem gejagten Wild, das zum Sterben verdammt ist. Er lebt wie ein Tier und stirbt den Tod eines Tieres. Er schwelgte in Reichtum, und übersättigt mit Vergnügungen wurde er für den Schlachttag gemästet, und so stirbt er wie ein Ochse im Schlachthaus. Wie schade ist es, dass ein so edles Geschöpf sein Leben so unwürdig zubringt und so schmachvoll beendet. Soweit es diese Welt betrifft, wie unterscheidet sich der Tod vieler Menschen von dem eines Hundes? Wo gibt es dann einen Grund zur Furcht für den Frommen, wenn er von solchen unvernünftigen Tieren in Menschengestalt angefallen wird? Sollten wir nicht unsere Seele durch Ausharren gewinnen?