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Predigten zu Psalm 51,15

"Herr, tue meine Lippen auf, und mein Mund wird dein Lob verkünden."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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David war fest entschlossen, den anderen ein Lehrer zu sein, und ganz sicher unterrichtet niemand andere so gut wie jene, die durch Erfahrung von Gott belehrt wurden. Ehemalige Wilddiebe sind die besten Wildhüter. Der begnadigte Sünder wird sich ordentlich verhalten; denn er hat in der Schule der Erfahrung gelernt, und sein Benehmen wird Wirkung zeigen, weil er einfühlsam sprechen wird, wie einer, der selbst erlebt hat, was er erklärt. Die Hörerschaft, welche der Psalmist sich aussuchen will, ist bemerkenswert; er will die Abgefallenen lehren, solche, wie er selbst einer war. Andere mögen ihn verachten, aber »ein gemeinsames Gefühl verbindet wundersam«. Ist er unwürdig, Heilige zu erbauen, so will er sich zu den Sündern halten und ihnen demütig von der Liebe Gottes erzählen.

Er fürchtet sich dermaßen vor sich selbst, dass er sein ganzes Wesen der göttlichen Bewahrung anbefiehlt und Angst hat, etwas zu reden, bevor der Herr nicht den durch Scham verstummten Mund öffnet. Wie wunderbar kann der Herr unsere Lippen öffnen und welche göttlichen Dinge können wir Einfaltspinsel unter Seiner Inspiration äußern! Diese Bitte eines Bußfertigen ist ein goldenes Gebet für Prediger: »Herr, ich bitte für meine Brüder und für mich!« Doch es sollte bei allen in hohem Ansehen stehen, deren Scham wegen ihrer Sünde sie bei ihren Gebeten stammeln lässt, und wenn es ganz erhört ist, wird die Zunge des Stummen zu singen anfangen.

Der Psalmist war so erleuchtet, dass er weit über das symbolische Ritual hinausblickte. Sein Glaubensauge blickte mit Entzücken auf die tatsächliche Versöhnung. Gerne hätte er Zehntausende von Opfern dargebracht, wenn sie ihm hätten helfen können. Wahrlich, alles, was der Herr vorgeschrieben hatte, würde er gern geopfert haben. Wir sind bereit, alles aufzugeben, wenn wir nur von unseren Sünden befreit werden könnten, und wenn die Sünde vergeben ist, ist unsere freudige Dankbarkeit zu jedem Opfer bereit. Er wusste, dass keine Art von Brandopfern eine ausreichende Versöhnung zur Folge hätte. Seine tiefe Seelennot ließ ihn vom Bild auf das Gegenbild blicken, vom äußerlichen Ritus auf die inwendige Gnade. Wenn ein Herz wegen der Sünde trauert, gefällt dies Gott besser, als wenn ein Stier unter der Axt blutet. »Ein zerbrochenes Herz« ist der Ausdruck tiefen Schmerzes, der das Leben bitter macht. Darin liegt die Vorstellung einer geradezu tödlichen Angst, eben an der Stelle, die nicht nur lebenswichtig, sondern die Quelle des Lebens selbst ist. So ausgezeichnet ist ein wegen der Sünde gedemütigter und trauernder Geist, dass er nicht nur ein Opfer darstellt, sondern noch weitere Vortrefflichkeiten enthält, die zusammen die schönsten »Opfer für Gott« bilden. Ein zerbrochenes Herz ist ein duftendes Herz. Menschen verachten solche, die sich selbst verächtlich vorkommen; aber der Herr sieht nicht so, wie ein Mensch sieht. Er verachtet, was Menschen schätzen, und hält für wert, was Menschen verachten. Niemals aber hat Gott einen demütigen, weinenden Büßer verschmäht, und Er wird es auch niemals tun, weil Er Liebe ist, und weil Jesus der Mann genannt wird, der Sünder annimmt.