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Predigten zu Psalm 62,9

"Nur Eitelkeit sind die Menschensöhne, Lüge die Männersöhne. Auf der Waagschale steigen sie empor, sie sind allesamt leichter als ein Hauch."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Das Herz offenlegen

Fehlt euch etwas? Wohlan, da gibt es einen guten Rat: »Schüttet euer Herz vor ihm aus«, klagt dem Herrn euer Leid, verbergt nichts vor ihm – es sei, was es will. Häuft alles vor ihm auf, als wenn ihr einem guten Freund alles ganz und gar offenbart. Gott hört es gern und will auch gern helfen und raten. Schämt euch nicht vor ihm und meint auch nicht, es sei zu groß oder zu viel. Getrost heraus damit! Und sollten es auch ganze Säcke voller Mängel sein, alles immer heraus! Er ist größer und kann und will auch mehr tun, als für unsere Gebrechen nötig ist. Bettelt ihn nur nicht wegen Kleinigkeiten an! Er ist kein Mensch, dem man zu viel Bettelei und Gebet vortragen könnte. Je mehr du bittest, umso lieber hört er dich. Schütte nur alles völlig vor ihm aus. Bitte nicht nur um kleine Tröpfchen oder Splitter seiner Gnade, denn er wird auch nicht tröpfeln und zögern, sondern dich wie mit einer Sintflut überströmen. »[Er] ist unsre Zuversicht«, unsere Zuflucht – und sonst niemand. Denn alle anderen sind zu gering, um unseres Herzens Mängel auszufüllen. Selbst der Kaiser kann mir nicht helfen, wenn ich ihm auch nur einen Tropfen meiner Seelennot offenbaren würde. Er würde darüber selbst zum Bettler werden. Wie sollte ich denn auf ihn vertrauen oder ihm gar mein Herz ganz ausschütten, und das auch noch zu aller Zeit?


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Wir haben heute den allgemeinen Konfirmationstag im Lande. Da erneuern Tausende von Kindern ihr Taufgelübde; und wir dürfen annehmen, daß deren viele heute schon ernstlich gebetet und deren Eltern auch mit bewegtem Herzen aufwärts geblickt haben. Manche derselben sind mir auch besonders in die Fürbitte anbefohlen worden. Obwohl wir nun diesmal hier kleine Konfirmation haben, so wollen wir doch auch in die Gemeinschaft der vielen uns versetzen, die vor den Herrn treten, und im Geist mit ihnen hertreten, und dabei auch unser Taufgelübde im Stillen erneuern. Der Geist der Gnade möge auf sie und uns kommen!

Unsre Losung sagt viel und gerade das Rechte für uns und die Kinder. Was kann man letzteren Besseres sagen, als daß sie nur auf den HErrn hoffen lernen möchten, der allein unsre Zuversicht ist? Die Jugend fängt gerne mit eigenem Mut ihren freieren Lebensweg an, hat auch ein Gelüste, gewisser Fesseln, in denen sie sich fühlen, sich zu entschlagen; und wenn sie da nicht aufwärts blicken lernen, kommen sie außer aller Pflege, der menschlichen, wie der göttlichen. Das ist auch Ursache, daß so viele bald ausarten. Wie viel schöner, wenn sie länger Kinder bleiben, und auf den Heiland hoffen, daß Er ihre Hilfe und ihre Stütze, ihr Führer und Wegweiser bleiben möge.

Um aber in Gott die rechte Zuversicht zu haben, muß man es lernen, sein Herz vor Ihm auszuschütten. Man muß alles seinem Gott sagen lernen, was man wünscht und hofft, fürchtet und leidet. Mit Gott, sei's auch in der Stille, alles besprechen, was das Herz bewegt, das heißt sein Herz vor Ihm ausschütten. Sollte da der HErr Sich nicht finden lassen? Die Jugend bedenkt's gar nicht, wie nahe ihr noch die Engel sind, und wie schnell diese ihr Dienste zu leisten angewiesen werden, wenn sie nur ein wenig ihre Arme nach oben ausstreckt. Wie schnell war der Engel bei der Hagar und deren Sohn Ismael zur Hand, als Letzterer in der Wüste am Verschmachten war (1.Mos.21,15 ff.)! Denn immer noch steht die Jugend dem HErrn näher, als es meist bei Älteren der Fall ist; und immer noch sehen ihre Engel im Himmel das Angesicht ihres Vaters im Himmel .(Matth.18, 10).

Dieses freundliche Verhältnis zum HErrn dauert so lange fort, als sie beten und ihr Herz einfältig ausschütten können vor Ihm, indem das ihnen hilft, in keine Sünde zu willigen und nichts zu tun wider Gottes Gebot.

Machen wir alle es doch auch so, und zwar nicht nur von Zeit zu Zeit, sondern allezeit, wie es im Text heißt. Sind etwa bei dem einen oder andern die Engel schon ferner gestellt, - und jedes weiß warum? - so können die Engel doch durch tägliches Bitten und Flehen wieder näher gerufen werden, da denn auch kindliche Buße den Engeln es erleichtert, sich wieder ihrer Pfleglinge nach dem Auftrage Gottes anzunehmen. Halten wir's fest; und Gott bleibt unsre Zuversicht, so lange wir Sein Antlitz suchen.

Mel. Weil ich JEsu Schäflein bin. Hoffet auf Ihn, liebe Leut', Und vertraut Ihm allezeit. Euer Herz vor Ihm ausschüttet; Denn Er hört, wer zu Ihm bittet. Er ist unsre Zuversicht, Läßt die Seinen wanken nicht.