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Predigten zu Psalm 66,20

"Gepriesen sei Gott, der nicht abgewiesen hat mein Gebet, noch von mir abgewandt seine Güte!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft."

Wenn wir aufrichtig auf die Beschaffenheit unsrer Gebete zurückblicken, so müssen wir von Staunen darüber ergriffen werden, dass Gott sie überhaupt je erhört hat. Vielleicht gibt's etliche unter uns, welche meinen, ihre Gebete seien wohl der Erhörung wert - das hat auch der Pharisäer gemeint; aber der wahre Christ, dessen Blick heller erleuchtet ist, weint und trauert über seine Gebete, und wenn er das Vergangene wieder nachholen könnte, so möchte er gern seine Gebete mit mehr Ernst und Eifer würzen. Bedenke, lieber Christ, wie kalt deine Gebete gewesen sind. In deinem Kämmerlein hättest du mit Gott ringen sollen, wie einst Jakob; aber stattdessen war dein Flehen kraftlos und saftlos, ferne von jenem demütigen, vertrauensvollen, inbrünstigen Glauben, welcher ausruft: "Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn." Ja, es ist wunderlich und merkwürdig; Gott hat diese deine kalten Gebete gehört, und nicht nur gehört, sondern auch erhört. Bedenke dann, wie selten deine Gebete gewesen sind, wie nachlässig du in diesem Stücke warst; ja, wenn du in Trübsal und Traurigkeit warst, dann kamst du oft vor den Gnadenthron; wenn dir aber die Erlösung aus deinen Nöten zuteil ward, wo kam denn dein anhaltendes Flehen hin? Und trotzdem du aufgehört hast, so eifrig zu beten wie sonst, hat dennoch Gott nicht aufgehört, dich mit Segen zu überschütten. Wenn du weggeblieben bist vom Gnadenstuhl, so hat Gott ihn nicht verlassen, sondern der helle Glanz seiner Gnadengegenwart ist allezeit sichtbar geblieben zwischen den Flügeln der Cherubim. O, wie wunderbar! dass der Herr solche Rücksicht nehmen mochte auf diese unregelmässig erscheinenden Kämpfe unsrer Zudringlichkeit, welche mit unsern Bedürfnissen kamen und gingen. Was ist doch das für ein Gott, dass Er so die Gebete derer erhört, die zu Ihm kommen, wenn sie dringende Wünsche haben, und Ihn wieder vernachlässigen, wenn ihnen eine Gnade zuteil geworden ist; die zu Ihm nahen, wenn sie genötigt sind zu kommen, und die es fast vergessen, sich an Ihn zu wenden, wenn die Segen stark gehen und die Sorgen verwehen. O, dass doch seine Gnade und Güte, womit Er so armselige Gebete erhört, unsre Herzen rühren möchte, und wir hinfort erfunden würden als solche, die da "stets beten in allem Anliegen, mit Bitten und Flehen im Geist."