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Predigten zu Psalm 6,8

"Weichet von mir alle, die ihr Frevel tut! denn der HERR hat gehört die Stimme meines Weinens;"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Dieser Psalm ist gewöhnlich als der erste Bußpsalm bekannt, und ganz sicher ist er in einer Sprache geschrieben, die von den Lippen eines Bußfertigen kommt; denn er spricht gleichzeitig von Trauer (Verse 4,7,8), von Demut (Verse 3 und 5) und vom Hass gegen die Sünde (Vers 9). Dies sind untrügliche Kennzeichen eines betrübten Geistes, wenn er sich zu Gott wendet. Der Psalmist ist sich deutlich bewusst, dass er Strafe verdient hat, und er empfindet darüber hinaus, dass die Zurechtweisung in der einen oder anderen Form über ihn kommen muss, wenn nicht zur Verdammnis führend, dann doch zu tieferer Sündenerkenntnis und zur Heiligung.

Dies ist die rechte Weise, mit Gott zu reden, wenn wir etwas erreichen wollen. Bringe nicht deine Güte oder Vortrefflichkeit vor, sondern rede von deiner Sünde und deiner Kleinheit. Rufe: »Ich bin schwach, darum, o Herr, gib mir Kraft und zerbrich mich nicht ganz und gar.« Wenn die Seele ein Gefühl für Sünde hat, zittern nicht nur unsere Gebeine, dann stehen uns die Haare zu Berge, wenn wir die Flammen der Hölle unter uns und einen zornigen Gott über uns und Schrecken und Zweifel rings um uns her erblicken. Allerdings hatte der Psalmist noch ein wenig Hoffnung; doch ruhte diese nur auf seinem Gott. Darum schreit er: »HERR, bis wann?« Die Ankunft Christi in der Seele, wenn er Seine priesterlichen Kleider der Gnade trägt, ist die großartige Hoffnung des bußfertigen Herzens; und tatsächlich ist das Erscheinen Christi in der einen oder anderen Art zu aller Zeit die Hoffnung der Heiligen gewesen. Weil die Abwesenheit Gottes der Hauptgrund des Elends des Gläubigen ist, reicht Gottes Rückkehr aus, um ihn von allem Elend zu befreien. Er weiß, wonach er auszuschauen hat und mit welcher Hilfe er rechnen darf. Er beruft sich nicht auf Gottes linke Hand des Gerichts, sondern auf seine rechte Hand der Barmherzigkeit. Er ist sich seiner Ungerechtigkeit nur allzu gut bewusst, als dass er an Verdienste denken oder auf irgendetwas anderes vertrauen könnte als nur auf die Gnade Gottes. Wenn wir uns an die Gerechtigkeit wenden, auf was könnten wir uns berufen? Doch wenden wir uns der Gnade zu, können wir auch bei der allergrößten Schuld noch rufen: »Rette mich um Deiner Gnade willen!« Armer zitternder Sünder, gebe dir der Herr, dass du dieses mächtige Argument anzuwenden weißt. Es dient der Herrlichkeit Gottes, dass Sünder gerettet werden. Wenn wir Vergebung suchen, bitten wir nicht um etwas, was Seine Fahnen besudelt oder was Seinem Schild Schaden zufügt. Barmherzig zu sein, ist Seine Freude. Sie ist Seine Ihm besonders wohlgefällige Eigenschaft. Barmherzigkeit ehrt Gott. Sagen wir nicht selbst: »Barmherzigkeit segnet den, der sie gibt, und den, der sie empfängt«? Und ganz gewiss: In weit höherem Sinn trifft dies auf Gott zu; denn wenn Er barmherzig ist, verherrlicht Er sich selbst.