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Predigten zu Psalm 78,19

"Und sie redeten wider Gott; sie sprachen: Sollte Gott in der Wüste einen Tisch zu bereiten vermögen?"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und sie redeten wider Gott und sprachen: Kann Gott auch einen Tisch bereiten in der Wüste? Siehe, Er hat den Felsen geschlagen, dass Wasser flossen und Bäche sich ergossen. Kann Er aber auch Brot geben? Wird Er seinem Volk auch Fleisch verschaffen?" Ps. 78,19 f

Wie ist doch das menschliche Herz voll von innerlichen Widersprüchen! Einerseits muss Israel anerkennen, dass Gott in der Stunde der Not durch Mose den Felsen schlagen ließ, und es flossen Bäche in der Wüste. Kann aber angesichts einer neu eingetretenen Not derselbe Gott auch "einen Tisch bereiten in der Wüste"? Wird Er dem hungernden Volk auf seinem Wege auch Brot und Fleisch geben? Welch eine Sprache des Unglaubens auch angesichts so sichtbarer Taten Gottes in der Vergangenheit! Israel lernte auch nach seinen größten Erfahrungen nicht, dass der Gott, der stark genug war, Israel aus der Knechtschaft zu führen, auch groß genug sei, es auf dem Wege durch die Wüste zu versorgen und zu erhalten.

Das ist aber die Haltung des Menschen Gott gegenüber. Anstatt auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen mit Gott die Kraft zu finden, Ihm angesichts neuer Nöte und Schwierigkeiten umso zuversichtlicher zu vertrauen, fragen wir: Kann Gott auch einen Tisch bereiten in der Wüste? Hätte Gott in seiner Barmherzigkeit einst nicht immer wieder auch über den Unglauben des Volkes den Weg zu demselben gefunden, es wäre sich selbst überlassen geblieben und es wäre restlos umgekommen in der Wüste.

Nun liegt bald ein Jahr des Heils mit seinen 365 Tagen wieder hinter uns. Wie oft ließen seine Tage auch uns das sichtbare Eingreifen Gottes erleben. Wir sahen Gott auf Grund seiner Handlungen auch in unserem Leben! Völlig ungeklärt liegt vor uns aber die Zukunft. Wir fühlen ganz instinktiv, wir von uns aus und mit unserer kleinen Kraft werden sie nicht meistern. Wir haben uns zu tief in unserer Ohnmacht kennen gelernt, als dass wir solch ein Vertrauen in uns selbst setzen würden. Wird Gott uns aber auch einen Tisch bereiten in der Wüste?

Erst wenn wir von Gott her die Welt mit ihren unendlichen Gefahren und Nöten sehen lernen, wissen wir, Gott ist grösser als alles, was mit dem vor uns liegenden Weg verbunden sein mag. Sein Licht ist stark genug, jede neue Nacht zu erleuchten. Auch allen neuen Schwierigkeiten gegenüber vermag Er sich wirklich als Gott zu erweisen. Wie haben uns die einzelnen Blätter dieses Buches jene Wolke von Zeugen vorgeführt, denen Gott wirklich Gott sein konnte. Sie schenkten Ihm ihr Vertrauen und Gott rechtfertigte durch sein Handeln ihr Vertrauen zu Ihm. Er wird auch uns nicht enttäuschen, wenn auch im Blick auf die Zukunft unsere Herzen in ihrem Vertrauen ungeteilt auf Ihn gerichtet sind.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Sollte Gott wohl können?

Oder unglückseligen Frage! Sie schloss einst Israel aus von dem Lande der Verheißung; sie wird für dich die gleichen Folgen haben. Israel hatte die wunderbaren Taten Gottes gesehen, der vor ihnen her das Rote Meer teilte, die Nacht hell erleuchtete und ihm Wasser aus dem Felsen zu trinken gab. Und dennoch zweifelte das Volk daran, ob Er ihnen könne Brot geben, oder einen Tisch bereiten in der Wüste. Das war doch wahrlich ein Hohn gegen Gottes gnädige Fürsorge, als ob Er nicht vollenden konnte, was Er angefangen hatte.

Aber auch wir stehen in Gefahr, denselben Fehler zu begehen. Trotz allem, was hinter uns liegt: der Gnadentat am Kreuze, der Wunder der Auferstehung und Himmelfahrt, der Sorgfalt, womit dort in früheren Jahren über uns gewaltet hat, der Güte und Barmherzigkeit, die wir später erfahren durften, – trotzdem sind wir geneigt zu fragen: „Kann Gott? “ Kann Gott mich bewahren vor der mir anklebenden Sünde? Kann Er mir eine Stelle finden, oder meinen Kindern Brot verschaffen? Kann Er mich aus der Schlinge ziehen, in die ich mich verwickelt habe? Wir schauen auf die Schwierigkeiten, auf die vielen, die unterlegen sind, auf die hochgehenden Wogen, und rufen: „Wenn du etwas kannst, so hilf uns!“

O nicht also, – bei Gott gibt es kein Wenn dieser Art; – die einzige Schranke seiner Allmacht ist dein Unglaube. Die Worte sind falsch gestellt. Sage nie mehr: „Kann Gott?“ sondern „Gott kann! “ Niemals: „Wenn du kannst“, sondern: „wenn ich glauben könnte;“ niemals: „wenn du kannst, so willst du“, sondern: „wenn du willst, so kannst du, – und du willst, denn du hast mich erschaffen, du hast mich erlöst und du kannst das Werk deiner Hände nicht verlassen.“

Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, Der hat auf keinen Sand gebaut.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Herr, wie lange?

Auch uns scheinen zuweilen Gottes Wege unendlich lang zu sein. Wir verstehen nicht, warum die Wolken so lange unseren Pfad beschatten, der Druck des Kummers Jahr für Jahr auf uns lasten muss. Da rufen wir wohl in unserer Ungeduld: „O Herr, wie lange?“ Aber hüten wir uns wohl, Gott nicht im Unverstand zur Eile anzutreiben, damit wir Ihn nicht veranlassen, sein beabsichtigtes Werk in uns aufzugeben.

Folgendes Gleichnis hat mich vieles gelehrt: Eine Eisenstange im Werte von zwanzig Mark ist deren fünfzig wert, wenn sie zu Hufeisen verwendet wird; zu Nadeln gebraucht, stellt sie den Wert von zweitausend Mark dar; wenn daraus Federmesserklingen gemacht werden, ist sie sechzehntausend Mark wert; aber gar zu Uhrenfedern benutzt, steigt sie an Wert bis zu einer Million Mark. – Welcher Bearbeitung muss sich die arme Stange unterziehen, bis dies erreicht ist; aber je mehr an ihr gehämmert, gefeilt, duchs Feuer geläutert wird, desto höher steigt ihr Wert.

Also geht es auch uns. Die am tiefsten leiden müssen, bringen die reichlichste Frucht; durch Schmerz erzielt Gott am meisten durch uns, was zu seiner Verherrlichung und zum Segen für andere dient. Einst wird alles recht werden; wir werden es dann erkennen und unsere Seele wird zufriedengestellt sein. Ja, Vater, wir möchten gern Uhrfedern werden. Achte nicht unsers Schreiens, wenn wir uns zuweilen vergessen und fragen: „Wie lange?“

Nein, ich will nicht klagen! Sollt ich denn verzagen, Weil der Trost verzieht? Wenn des Herzens Sehnen, wenn die stillen Tränen Nur der Vater sieht! Ungeduld – wird oft zur Schuld Was Er auflegt, hilft er tragen! Sollt ich denn verzagen?