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Predigten zu Psalm 94,8

"Habet Einsicht, ihr Unvernünftigen unter dem Volke! und ihr Toren, wann werdet ihr verständig werden?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Gott schuf das Gehör und kann selbst nicht hören? Diese Frage ist nicht zu beantworten! Sie überwindet den Skeptiker und verwirrt ihn völlig. Gott macht uns sehen, ist es da vorstellbar, dass Er selbst nicht sehen kann? Mit geschickter Hand bildete Er den Sehnerv und den Augapfel und alle seine komplizierten Mechanismen. Da übersteigt es alle Vorstellung, dass Er selbst unfähig sein soll, das Treiben Seiner Geschöpfe wahrzunehmen. Wenn es einen Gott gibt, muss Er eine intelligente Person sein, und Seiner Weisheit sind nirgends Grenzen gesetzt. Ob die Menschen leugnen oder anerkennen, dass Gott etwas weiß, eines wird hier deutlich gemacht, nämlich dies: »Der HERR kennt die Gedanken des Menschen, dass sie ein Hauch sind.« Gott hört nicht nur ihre Worte und sieht nicht nur ihre Werke, Er liest die geheimen Bewegungen ihres Geistes; denn die Menschen sind für Ihn nicht schwer zu durchschauen, in Seinen Augen sind sie nichts als ein Hauch, als Leere. Nach des HERRN Einschätzung ist es kein Kunststück, die Gedanken so durchsichtigen Stoffes zu durchschauen; denn mehr als ein Hauch ist die gesamte arme Menschheit für Ihn nicht. Armer Mensch! Und doch erdreistet sich ein solches Geschöpf, den Alleinherrscher zu spielen, seine Mitwürmer zu tyrannisieren und seinen Gott zu verachten! Torheit vermengt sich mit der menschlichen Nichtigkeit, wie Rauch sich mit dem Nebel mengt. Dadurch stinkt er mehr, ohne an Substanz zu gewinnen. Wie töricht sind doch solche, die meinen, Gott kenne ihr Tun nicht, wo Er doch in Wahrheit alle ihre nichtigen Gedanken wahrnimmt! Wie absurd, Gott zu nichts zu machen, wo doch in Wirklichkeit wir nichts in Seinen Augen sind!

Ab Vers 12 beruhigt sich der Geist des Psalmisten. Er klagt Gott nichts mehr und rechtet nicht mehr mit den Menschen, sondern stimmt seine Harfe zu sanfteren Melodien, weil sein Glaube erfasst, dass selbst mit dem am meisten angefochtenen Gläubigen alles in Ordnung ist, auch wenn er sich nicht gesegnet fühlt, weil ihn die Rute der Züchtigung schmerzt. Trotzdem ist er gesegnet; er ist kostbar in Gottes Augen, sonst hätte sich der Herr nicht die Mühe gemacht, ihn zu erziehen, und er wird auf jeden Fall wegen seiner Zurechtbringung glücklich sein. Das Buch und die Rute, das Gesetz und die Zucht gehören zusammen und erweisen sich als doppelt nützlich, wenn sie miteinander verbunden sind. Anfechtung ohne das Wort Gottes ist ein glühender Schmelzofen, dem aber das Flussmittel zur Läuterung fehlt. Das Wort Gottes erfüllt diesen Zweck und lässt die feurige Drangsal von Nutzen sein. Es ist schon so: Gott segnet viel eher solche, die unter göttlicher Hand leiden, als solche, die andere leiden lassen. Es ist weit besser, dazuliegen und wegen der Hand unseres himmlischen Vaters zu weinen, als zu brüllen und zu toben wie ein wildes Tier und den Todesstreich dessen auf sich zu ziehen, der die Bösen zerschlägt.